Mit meiner Postkarte aus Island schicke ich ein Flimmern mit. Wie in der Serie auf diesem Blog, zeigt das Video etwas leuchtendes, schummriges.
Erkennbar auf dem Video: Chicken Tikka innen, Kebap und Pizza aussen; Leute gehen vorbei. Gerichte aus aller Welt, Menschen aus aller Welt. Das Video beleuchtet wie immer beim Flimmern, einen kleinen, verschwommenen Teil aus dem grossen Ganzen.
Eine Isländerin sagt, seit fünf Jahren werden sie geradezu von Touristen überrant. Auch in der Schweiz scheint die Faszination für das Inseldasein zu wachsen. Gefühlt haben mir vor meiner Abreise mehr Freunde bestätigt, hier gewesen zu sein, als in Spanien. 1946 ordnet der Schweizer Diplomat Jean Frédéric Wagnière in seinem Brief an den Bundesrat das Interesse an Island noch den Spezialisten zu: „Cette île volcanique, deux fois et demi grande comme la Suisse, a tojours attiré la couriosité des voygeur et des homme de science.“
Heute sind alle neugierig auf Naturerfahrungen der besonderen Art. Im Sommer soll es 1 Mio. Touristen auf Island haben. Drei Mal so viele Menschen in Outdoor-Bekleidung wie Einheimische in Schafspullis. In dem pakistanischen Restaurant auf dem Video werde ich von einer osteuropäischen Kellnerin bedient. Auch auf dem Zeltplatz und im Café begrüssen mich Saisonniers.
Aber wer will denn gleich den Troll an die Wand malen. Als Insulaner fallen Veränderungen halt etwas ärger auf. So müssen sich die Isländer neben den bunt-blinkenden Lichtern aus aller Welt auch mit der Lupine abfinden. Die Pflanze wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Erosion gepflanzt, nun überwuchert sie violett-blühend das halbe Land und verändert massiv die Landschaftserfahrung. Das sieht man aber auf dem Video nicht.