Archiv für die Kategorie ‘Museen & Galerien’

Flaneur, Weltenbummler und Aktmodell

Gisela Feuz am Sonntag den 8. November 2015

Er war kein Held, der für seine Sache kämpfte, sondern ein Frei- und Feingeist, der mit Leichtigkeit durchs Leben flanierte und stets neugierig auf und offen für dasjenige war, was da noch kommen möge. Getauft worden war er auf den Namen Alfred Jonathan Steffen, aber «Bob» passte besser zu diesem Mann mit Jahrgang 1928, welcher in der Berner Künstler-Szene lange Zeit bekannt war wie ein bunter Hund und in den 40er-Jahren für das weltweit einzige Schwulenmagazin «Der Kreis» posierte. Im Kornhausforum ist seit gestern die Ausstellung «Bob le Flaneur» zu sehen, welche das Leben des Weltenbummlers und Paradiesvogels genauer beleuchtet und somit auch ein unerzähltes Stück Berner Geschichte aufrollt.

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Bob Steffen Aktfotografie für die Zeitschrift Der Kreis. Bild: Verein Bob le Flaneur

Im Bern der konservativ und bürgerlich geprägten 50er- und 60er-Jahre gab es nur wenige Orte, wo sich die kreativen und wilden Nonkonformisten treffen konnten: Das Café de Commerce, der Falken und das Quick. Homosexualität war zwar 1942 im Strafgesetzbuch entkriminalisiert worden, gesellschaftlich war sie aber nachwievor tabuisiert und «Auffällige» wurden bis in die 1980er-Jahre fichiert. Zu ihnen gehörte auch der gerüchte- und legendenumwobene Bob Steffen, der sich früh seiner Andersartigkeit bewusst war, sich selber lustvoll inszenierte und gerne auch nackig in Szene setzte. Begleitet von seinem Freund, dem Fotografen Werner Bandi, flanierte der Beau durch Ascona, Paris, Kairo, Athen oder New York, liess sich an Bord eines Luxusdampfers ablichten und flirtete gerne und ungeniert mit Männern und Frauen.

Anhand von zahlreichen Fotografien, Interviews mit Bekannten und Verwandten und Einblicken in sein berufliches Schaffen porträtiert «Bob Le Flaneur» einen Mann, welcher der Enge der Schweiz immer wieder entfloh, aber stets auch nach Bern zurückfand. Ihm haftete eine Aura von Verruchtem und Verbotenem an, diesem Lebemann, der als Dekorateur prachtvolle Schaufenster kreierte, als Privatmann opulente Maskenbälle organisierte, zum Zelten eine Chaise Lounge mitschleppte, mit Meret Oppenheimer in die Ferien fuhr und Ingrid Bergmann, Bette Davis und Burt Lancaster gekannt haben will. 2012 ist er im Alter von 84 von uns gegangen, neugierig darauf, was ihm der Tod bringen würde. Schade. Denn auch  heute noch sind Grenzgänger und Nonkonformisten vom Schlage eines Bob Steffen eine Bereicherung für jede Gesellschaft.

«Bob Le Flaneur» (Projektleitung Veronika Minder und Efa Mühlethaler, Szenografie Heidy-Jo Wenger) ist noch bis am 20. Dezember im Kornhausforum zu sehen. Im Begleitprogramm «Hunting for Bob» werden Stadtrundgänge und Salongespräche angeboten und im Kino Rex ab dem 3. Dezember schöne Matrosen gezeigt.

Gut, Böse, Geld

Miko Hucko am Samstag den 7. November 2015

Wie eine Kirche und überhaupt sehr religiös aufgebaut ist die Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg, die ob ihres grossen Erfolgs noch verlängert wurde: GELD.

Es gibt ein Jenseits, Seitenschiffe, Beichtstühle, einen Altar und sogar einen Raum der Offenbarung (yes. endlich sich fühlen wie Onkel Dagobert):

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Die Ausstellung war grösstenteils witzig, spielerisch und informativ. Also richtig toll – sogar mit einem Quizspiel. Einzig zu bemängeln: die niedrige Frauenquote in den diversen Video-Expert_innenrunden sowie die ideologisch rechts-freisinnig geprägte Schlussaussage eines Lehrfilms.

Aber grundsätzlich: Nice one, Lenzburg!

Die Ausstellung GELD. JENSEITS VON GUT UND BÖSE. läuft noch bis zum 25. Juni 2016. Sie haben noch viel Zeit – nehmen Sie sie sich!

Mutter Natur unter dem Scanner

Gisela Feuz am Donnerstag den 22. Oktober 2015

«Einfach mal wieder genau hinschauen, was uns eigentlich umgibt.» Till Könnekers Ansatz für seine Werkserie «Close Encounters» klingt bestechend einfach, tatsächlich aber nimmt er damit Bezug auf eines der Kernmankos unserer Zeit: Wir schauen nicht mehr richtig hin. Könneker hat dies in seinen Bildern umso mehr getan und die Natur im wahrsten Sinne des Wortes gescannt. Dafür hat der 35-Jährige Berner einen Scanner auf den Kopf gestellt, vor dem eigenen Atelier ins Gras gepflanzt und abgelichtet, was da eben war: Samen, Grashalme, Steinchen, Blätter, Äste, Triebe, Sprossen, Regenwürmer. Durch diese Technik sind die Aufnahmen nicht nur bis ins kleinste Detail scharf, so dass sich selbst die Härchen von Pflanzenstängeln erkennen lassen, sondern aufgrund der langen Aufnahmezeit ergibt sich auch eine ganz eigene Fehler-Ästhetik, etwa wenn sich Kollege Regenwurm auf die Flucht begibt, weil er von der Scanner-Platte flachgedrück wird.

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Bildausschnitt «Close Encounters»

In Könnekers grossformatige, kaleidskopartige Bilder kann man sich stundenlang versenken, weil sich immer wieder neue Details, Formen und Konstellationen entdecken lassen. Schade bloss, merkt man erst in einer Galerie, wie wohltuend es doch eigentlich wäre, Mutter Natur wieder einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

«Close Encounters» wird noch bis am Samstag 24. Oktober in der Soon Galerie gezeigt.

Venedig geht vor die Hunde

Gisela Feuz am Sonntag den 4. Oktober 2015

Einmal im Leben soll man sie gesehen haben, heisst es. La Serenissima – die Durchlauchtigste. Mythenumwoben ist sie, die insgesamt 118 Inseln fassende Hauptstadt der Region Venetien. Frau Feuz war jetzt also auch da, in diesem unsäglichen Venedig. «Unsäglich?!» ich höre ihn schon, den kollektive Aufschrei von Italien-, Kunst- und Architekturliebhabern. Ja, unsäglich. Unsäglichst! Nicht die Stadt selber, Gott bewahre. Das Stadtzentrum ist mit seinen engen, labyrinthischen, oftmals abrupt vor Wasser endenden Gassen, den schiefen Häusern, den reich verzierten Kirchen und Palästen, der von Romantik bis Barock reichenden Architektur und den Unmengen an Skulpturen ja durchaus bezaubernd. Aber die Touristenströme an rüden Asiaten, ungehobelten Amerikanern und Jetset-Bieannale-Kunstfuzzis sind es fürwahr nicht.

Venedig geht vor die Hunde und zwar so richtig. Von der rund 60’000 Kopf grossen Bevölkerung in der Innenstadt sind mehr Leute über 80 Jahre alt als unter 18 Jahre jung. Palazzi werden an reiche Ausländer verschachert und stehen den Grossteil des Jahres über leer, Pfusch am Bau führt dazu, dass Häuser nicht mehr bewohnbar sind und die Unmenge an Schiffen und absurd grossen Meereskreuzern erhöhen den Wellengang, was wiederum an der Bausubstanz nagt. Tagsüber Touristen- nachts Geisterstadt. So sieht’s aus. Die Venezianer beklagen sich vordergründig nicht, denn schliesslich sorgen Touristen für ihr Überleben. Und doch hat man vollstes Verständnis und Sympathie dafür, dass die Einheimischen den Touristen bei der Rialto-Brücke und am Markus-Platz unsägliche Souvernirs aufschwatzen, ihnen Essen zu komplett überteuerten Preisen verkaufen und den Teller Pasta mit Todesverachtung im Gesicht ob der Grob- und Selbstherrlichkeit mancher Gäste servieren. «Il cuore no è in vendita» sagt eines der wenigen Graffiti, bezeichnenderweise in der Nähe des Rialto-Marktes angebracht, wo beim Verkauf von Fischen und Gemüse das normale venezianische Leben zumindest noch ansatzweise funktioniert. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie ihr Herz tatsächlich werden behalten können, die gebeutelten Venezianer.

Zum Glück gibt es aber auch zahlreiche Museen in diesem Venedig, in denen man sich verstecken kann, bis der Zug wieder nach Hause fährt. Eines davon ist der Palazzo Fortuny, wo zur Zeit «PROPORTIO» gezeigt wird, eine Ausstellung, die sich mit dem Konzept von Proportionen und dem Wissen um «sacred numbers and geometry» durch verschiedene Zivilisationen hindurch beschäftigt. In besagter Ausstellung ist auch dieses Meisterwerk von Pieter W. Van der Stock aus dem Jahr 1632 zu sehen. Auf dass die Touristen-Ströme in Vendedig die gleiche Konsistenz erlangen mögen, wie sie die eleganten Figuren in diesem Ölgemälde aufweisen. Oder sich ganz auflösen mögen.

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Wer findet, Frau Feuz übertreibe, dem sei die Dokumentation «Das Venedig-Prinzip» ans Herz gelegt. Und wer trotzdem ein bisschen Venedig erleben möchte, der lese Ian McEwans «Der Trost von Fremden», Patricia Highsmiths «Venedig kann sehr kalt sein», Joseph Brodskys «Ufer der Verlorenen» (ein wunderbarer Essay über die Stadt im Winter) oder natürlich den Klassiker «Tod in Venedig» von Thomas Mann.

Dismaland: un-fuck the system

Gisela Feuz am Donnerstag den 1. Oktober 2015

Weston-super-Mare ist ein rund 70’000 Einwohner kleines Nest am Bristolkanal im Südwesten Englands, welches definitiv schon bessere Zeiten gesehen hat. War das Seebad einst im viktorianischen Zeitalter, als Ferien am Meer in Mode kamen, noch Ziel von zahlreichen Besuchern aus dem nahen Bristol, Bath oder Südwales, hat das Städtchen im Laufe der letzten 100 Jahre kontinuierlich an Attraktivität verloren und wird heute aufgrund seiner schlammigen Strände spöttisch als Weston-super-Mud (Mud = Schlamm) bezeichnet. Der Grand Pier, welcher mit Jahrmarktbetrieb, einarmigen Banditen, Autoscootern und Geisterbahnen einst tausende von Amüsementwilligen anlockte, ragt heute einsam und verlassen in den Meeresarm hinaus. Weston-super-Mare ist zu einem Sinnbild geworden für die trostlose Dekadenz unserer Vergnügungsgesellschaft und damit auch die perfekte Umgebung für das Vorhaben eines Mannes, der mit seiner gesellschaftskritischen Kunst gerne genau diese Dekadenz an den Pranger stellt.

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Vor sechs Wochen sorgte der anonyme britische Streetart-Künstler Banksy im verschlafenen Weston-Super-Mare für einen Paukenschlag sondergleichen, als er dort einen Vergnügunspark der etwas anderen Art eröffnete. In ironischer Anspielung an Disneyland hatte Banksy sein temporäres Kunstprojekt «Dismaland» getauft (dismal = trostlos) und entsprechend sollte dieser Rummelplatz eben nicht der seichten Zerstreuung dienen, sondern vielmehr als handfeste, albtraumhafte Unterhaltungs-Dysopie fungieren. Interesse und Nachfrage an Eintrittskarten waren dermassen gross, dass bei der Freigabe der letzten Tranche 3.5 Millionen Interessierte gleichzeitig versuchten, auf die Verkaufsseite zuzugreifen. Frau Feuz gehörte zu den Glücklichen, welche sich für die letzte Ausstellungs-Woche ein Ticket hatten ergattern können. Und so war’s in Dismaland:
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Enden von Geschichten

Roland Fischer am Freitag den 18. September 2015

Nichts Neues. Ein schöner Ausstellungstitel. Man diagnostiziert bei der Kunst ja allerdings nicht selten ein OCD (obsessive compulsive disorder) hin zum Neuen, auch wenn sich alle einig sind, dass alles Neue hundert Jahre nach Beginn des grossen Regelbrechens immer schon alt sein muss. Die Weltkarte ist bis in den letzten Winkel bereist, die Claims sind abgesteckt. Aber das ist ein anderes Thema.

Für die drei Auftakt-Ausstellungen holt die neue Stadtgalerie-Chefin Ba Berger die weite Welt (Zürich, Antwerpern, Berlin) nach Bern – ein durchaus couragiertes Statement: die kleine Kunststadt braucht sich neben den grossen Namen nicht zu verstecken, hier wird ein Dialog angestrebt, nicht einfach ein Schaufenster ausstaffiert. Gestern war Vernissage der (minderwertigkeits)komplexesten Paarung: Michael Günzburger (der nicht geblieben ist) holt Zürcher Kunst nach Bern. Und es ist ein wunderbares Mosaik, das er da versammelt: verschiedene Arbeitsweisen, verschiedene Kunstverständnisse, verschiedene Tonlagen, ganz als würde Günzburger uns sagen wollen: Zürcher Kunst? Gibt es nicht. Sollte man sich anschauen, allein Andreas Züsts (ist der Name eigentlich auch in Bern ein Begriff?) Fotowand lohnt den Besuch.

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Günzburger selber hat gestern zusammen mit Simone Aughterlony für einen beeindruckenden Auftakt gesorgt, mit einer etwas gar polemisch mit «Dreck» betitelten Performance. Auch da: nichts Neues, aber das Alte auf sehr eindringliche Weise neu gemacht. Yves Klein, Hermann Nitsch, nackte Haut, Blut, Fett und Feuer – es gab Zitate zuhauf, aber es gab auch vielerlei Bezüge zu Günzburgers zeichnerischer Arbeit, es war ein sehr freies und entspanntes Hantieren mit Referenzen. Hat eigentlich schon mal jemand das Ende der Kunstgeschichte ausgerufen?

Zukünfte: Mai 2026

Miko Hucko am Dienstag den 15. September 2015

Die Schlachtdampfhalle, unser grosses Flaggschiff in Avantgardekultur, erhält eine neue Leiterin: Zahira Yahya. Erst vor etwas mehr als zehn Jahren – mit der legendären Flüchtlingswelle von 2015 – ist die mittlerweile stadtbekannte Dramaturgin in Zentraleuropa angekommen. Damals noch als bildende Künstlerin: Ihre Liebe zum Theater hat die 35-Jährige erst hier in Bern entdeckt.

Studiert hat Yahya Fine Arts an der Universität Damaskus, der ältesten und grössten ihres Heimatlandes Syrien. Bei ihrer Ankunft war sie erstaunt, wie aufgeräumt und still es hier sei. Einzig die Reitschule habe sie davon abgehalten, von der damaligen Stadt zu glauben, sie sei tot. Yahya zwinkert – und ich verstehe das Dürrenmattzitat. “Mittlerweile sieht es zum Glück etwas anders aus hier. Und hört sich anders an.”

Das ist nicht zuletzt Yahya selbst zu verdanken, die vor allem ab 2020 als Teil des transdisziplinären, multikulturellen und aktivistisch gepolten Kollektivs mobAmoba die Stadt auf den Kopf stellte. Besonders geblieben ist mir die Aktion POLITIK JETZT, bei der mehrere Wochen lang immer wieder Teile des Kollektivs andere Veranstaltungen störten und gemeinsam mit den Schauspielenden, Tänzerinnen und Musikern, ja sogar bei Filmvorführungen zu Streiks aufriefen und so das Publikum in Gespräche zur aktuellen Neuropäischen Situation zwang.

Mit der Ernennung von Zahira Yahya setzt die Stadt Bern ein Zeichen – eines, das schon längst nötig gewesen wäre. Vielleicht sehen wir bald nicht mehr ein Haus unter einer Künstlerinnenhandschrift, sondern eigenständige Räume, Philosophien, Künste.

 

 

Wunderbarer Clash of Culture!

Gisela Feuz am Freitag den 4. September 2015

Da haben sich zwei gefunden: Das Musikfestival Bern, welches gestern Abend im Berner Münster eröffnet wurde und in dessen Rahmen die nächsten 10 Tage institutionelle Klangkörper aber auch experimentierfreudige KlangkünstlerInnen ihr Schaffen vorführen. Und da wäre zum anderen das Mad Scientist Festival, welches Naturwissenschaft und Kunst zu verknüpfen trachtet. Beides sind interdisziplinäre Grenzgänger-Projekte, die gestern Abend im Bonsoir aufeinander trafen und dem Nachtclub einen Mix bescherten, den dieser so wohl noch nie erlebt haben dürfte.

In Anlehnung an den Teilchenbeschleuniger Cern haben Anne-Sophie Raemy und Ivan Mitrovic das Bonsi in eine grosse Imaginationsmaschine namens «Collider» verwandelt, in der während zwei Wochen Wissenschaftshistoriker, Philosophen und Theologen über ihre Arbeit und Ideen berichten, während Experimentierfreudige im wissenschaftlichen Spielsalon Experimente durchführen können (mehr dazu die nächsten Tage auf diesem Kanal). Zudem wird ein Late-Night-Konzertprogramm geboten, in dem verschiedenste Musiker in einer Art Konzertlabor mit eigenen Klängen und Aufnahmen des Musikfestivals experimentieren.

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Kuhglocken-Garderobe und Klang-Künstler TokTek

Das Konzertlabor, welches sich der Holländer TokTek gestern Abend eingerichtet hatte, passte einwandfrei in die Mad-Scientist-Idee eines wissenschaftlichen Spielsalons. Auf seiner Spielstätte hatte TokTek nämlich Quitschente, Cola-Dose, Klebeband, Drehkuh (wobei sich diese als Drehschaf entpuppte), Plattenspieler, Laptop und irgendetwas, das aussah wie ein Steuerknüppel aus einem Star-Wars-Raumschiff, versammelt, womit der zwirblige Holländer fiebrige, fragmentarische Klangcollagen generierte.

Derweilen schlug die Dame oben an der Kasse die Hände über dem Kopf zusammen, als eine Formation von 18 kernigen Mannen, jeder im Besitz einer grossen Kuhglocke, das Bonsoir enterte. Dabei war das Entsetzen keinesfalls auf die Herren zurückzuführen, die in ihren hellblauen Edelweisshemden ja adretteste Figur machten, sondern vielmehr auf die Tongewaltigkeit deren Instrumente. Die Befürchtungen, dass ToTeks Klang-Performance gestört werden könnte, erfüllten sich aber nicht, denn für die Herren Treichler war es eine Selbstverständlichkeit, dass sie ihre Instrumente auf stumm schalteten, an der Glocken-Garderobe abgaben und sich unter die Freunde experimenteller Klangkunst mischten. Was für ein wunderbarer Clash of Culture!

Mad Scientist Festival heute Abend im Naturhistorischen Museum Bern, «Collider» bis 13. September im Bonsoir. Musikfestival Bern bis 13. September an unterschiedlichen Spielstätten.

Einmaliges Kunst-Haus in Bern

Oliver Roth am Freitag den 28. August 2015

Eine exklusive Foto-Homestory aus dem Susanne-Schwob-Haus.

In der Küche im 1. Stock wird Kaffee gemahlen

In der Küche im 1. Stock wird Kaffee gemahlen

Als ich ankomme, bereitet Aldir Polymeris gerade Kaffee zu. Selber gemahlen. Der Video- und Performancekünstler wohnt als Zwischennutzer zusammen mit den bildenden Künstlerinnen Giorgia Piffaretti und Nicolle Bussien in dem Susanne Schwob-Haus am Falkehöheweg. Die Stadt wollte das Haus gegen den Willen der Erblasserin verkaufen. Dank einer Einsprache der Nachbarin Frau Kohler ist dieser Plan gescheitert (Der Bund berichtete). Zum Glück. Von einem neuen Besitzer würde ich wohl keinen Kaffee serviert bekommen.

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Aldir erledigt noch ein Telefonat, Fiona geniesst die Sonne

Gemeinsam mit Aldir und Fiona Rafferty sitze ich im Garten der Villa. Fiona hat wie Aldir soeben die HKB abgeschlossen. Sie arbeitet neben anderen bildenden Künstlern, Grafikern und Illustratoren, an einem von 11 Atelierplätzen im grosszügigen Haus. Wir reden darüber, was das Haus neben Privatbesitz sein kann, Fiona sagt: «Konzerte und Lesungen sind geplant, im Keller entsteht in der Nasszelle ein Töpferraum, in der alten Vorratskammer ein Fotolabor.» Aldir: «Wir möchten uns mit anderen Galerien und Institutionen in Bern verbinden und neue Formate, wie Diskussionsrunden und Werkstattbesuche organisieren.» Das Einweihungsfest am 15. August war mit vielen Besuchern und ganz ohne Beschwerde bereits ein Erfolg und fand bei der Nachbarschaft Anklang.

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Arbeiten in froher Atmosphäre

Wir sind uns einig: Das Haus soll ein Zentrum für Kunst sein. Eine so zentrale Arbeits- und Wohnstätte für bernisches Kunstschaffen ist vermutlich in der Stadt einmalig. In den Räumen im obersten Stock herrschen durch das direkt einströmende Sonnenlicht perfekte Bedingungen für Maler.

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Ein lichtdurchfluteter Raum für Kunst

Dann klingelt es an der Tür, jemand kommt zu Besuch. In dem Haus herrscht ein produktives Treiben – ganz wie Frau Schwob es sich in ihrem Testament gewünscht hat.

die anderen haben auch eines, imfall

Miko Hucko am Mittwoch den 26. August 2015

«Endlich diese Übersicht – ein Stadtmodell für Bern» heisst diese Ausstellung, die neu im Historischen Museum (Sie wissen schon, das Schloss am Helvetiaplatz) zu Gast ist. Zu Gast, das trifft’s genau, denn die Idee zur dazu kommt vom Architekturforum Bern, dessen Räume zur Zeit etwas eng und belegt seien, so Jeanette Beck an der Medienorientierung Dienstag früh.

Worum geht’s?
Berner Stadtplaner_innen und Architekt_innen wünschen sich ein Stadtmodell von Bern. 3D. Ein aktuelles, hübsches, das als Arbeitsinstrument benutzt werden kann, das angefasst und umgebaut werden darf. Aber Achtung: «Laien und Touristen, das wäre höchstens eine Sekundärnutzung». Die Expert_innen unserer Stadt wollen etwas, mit dem sie besser planen können.

Wo ist das Problem?
Das neuste grossflächige Stadtmodell ist aus dem Jahr 1800. Und steht im historischen Museum. Es ist hübsch anzusehen, aber wenig praktisch. Ein neues Stadtmodell kostet ziemlich viel Geld. Also gibt es eine Ausstellung zum Thema, damit alle schon mal informiert sein können. Ah, und: Basel, Zürich, Genf, Hamburg und Berlin haben auch schon eines.

Commons?
Ich fände ein Stadtmodell auch schön. Eines, das mitten in der Stadt steht und für alle gratis (!) zugänglich und veränderbar ist. Für eine öffentliche Meinungsbildung. Damit Stadtplanung wirklich etwas für alle wird (was ja dem Experten nicht passt).

Und was ist jetzt mit der Ausstellung?
Nett. Gehen Sie doch mal hin und schauen Sie sich die verschiedenen existierenden Modelle von Bern an (Massstab 1:500) Es ist schon schön, seine Stadt so von oben zu sehen und hindurchzulaufen. Und diese schönen Begleittexte erst:

Das ausgewählte Stück Stadt zeigt den Entwicklungsschwerpunkt Bern Ausserholligen. In den nächsten Jahren soll sich dieser Ort zu einem lebendigen Quartier verdichten.

Gentrifidingsbums?

Hier noch ein Bild, wie das  Areal vom Tramdepot Burgernziel in Zukunft mal aussehen wird. Wohnzone, vorne an der Strasse Mischnutzung.

 

Die Ausstellung steht bis zum 27. September 2015. Es gibt neben zwei öffentlichen Führungen (am 06. und 20. September) drei Begleitveranstaltungen.