Seit Mitte Juni schon ist die grosse Ausstellung von Chantal Michel im Schloss Kiesen zu sehen und bis Mitte Oktober kann man sich dort noch in das faszinierende, theatralische, verletzte, perfektionistische und absolut zauberzauberzauberhafte Universum der Künstlerin aus Thun begeben. Wers verpasst, den frisst der Wolf.
Das Schloss selbst gibt eine traumhafte, etwas staubige Kulisse ab und Chantal Michel hebt sich nicht über den Ort, sondern hat sich in die Räume eingearbeitet, mit Fotografien, Videos und Installationen. Ein halbes Jahr lang hat sie dort gelebt und gearbeitet, nun lädt sie uns zu sich ein, ist als Gastgeberin auch anwesend. Ein Geschenk, man kann es nicht anders sagen.
Es sind viele ältere Werke zu sehen, was die Ausstellung im Sinne einer Übersicht zusätzlich interessant macht. Wenn man durch die Räume geht, an Betten vorbei, die mit ausgestopften Vögeln bevölkert sind und an einem gruseligen Superhelden-Empfangskomitee, das sich wiegt wie Schilf im Wind, dann durch rot beleuchtete Gänge in Zimmer kommt, wo Geister beten, und in Badezimmer, wo Seejungfrauen seufzen, und irgendwann weiter über eine Baustelle ans Meer gelangt – dann wird man komplett eingenommen und Teil dieser Welt.
Königin Chantal ist so talentiert, so fleissig und schön – wenn sie Audienz gibt, wer könnte da nein sagen? Ich jedenfalls nicht.