Archiv für die Kategorie ‘Lieblinge’

Lieblingsmode: Spritz

Roland Fischer am Samstag den 23. Juni 2012

Und noch ein Nachzügler: Die Lieblingssommermode vom Fischer.

Ich musste mich unlängst aufklären lassen, dass die Frage nach süss oder sauer beim Gespritzten durchaus keine Leerformel ist (wer trinkt Wein schon mit Citro, dachte ich bis dahin), dass man also ohne expliziten Wunsch nicht automatisch einen klassisch sauren Gespritzten bekommt. Gut Dreiviertel aller an Berner Tresen bestellten Gespritzten seien nämlich süss. Sowas.

Dazu passt nun sehr gut der Siegeszug des Aperol Spritz – auch so ein überaus süsser Zeitgenosse. Er leuchtet einem ja derzeit von allen Sonnenterrassentischen entgegen – man könnte sagen, der Aperol ist die Aufmerksamkeitsneurose des gemeinen Weissweins. Nichtsdestotrotz mag ich die orangen Apero-Leuchten, erinnern sie mich doch immer an Venedig, wo die Mode des verstärkten Gespritzten ihren Ursprung hat. Allerdings bestellt man dort keinen «Aperol», sondern einfach einen «Spritz». Und wird erst dann, und damit zurück zum Beginn, prompt nach dem persönlichen Gusto gefragt. «Con Aperol o Campari» heisst es da; frei übersetzt: «süss oder herb».

Und ja: Mit Campari schmeckt der Spritz um Welten besser.

Lieblingsmode: Meine Mütze

Benedikt Sartorius am Freitag den 22. Juni 2012

Zum Schluss der Woche der Lieblingsmode besingt Herr Sartorius dank einer Textvorlage aus dem geschätzten «Magazin» seine Mütze. Los.

Kein Mensch ausser Holden Caulfield braucht eine Jägermütze – bis man eine hat.

Vor etwas mehr als einem Jahr erstand ich mir – mehr als Witz – eine karierte Jägermütze, mit Schirm und Ohren. Und plötzlich war ich süchtig nach diesem Objekt, das mittlerweile eine Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte des Guten, des Wahren, des Rechten. Die Ge­schichte meiner Mütze.

Die Welt wird überschüttet mit dem, was man Mode nennt. So viele Shops, so viel Werbung, all die Fashion Weeks — eine Mütze ist heute scheinbar für jeder­mann zu haben. Wenigstens wird uns das glauben gemacht. Und deshalb gewinnt meine Mütze in der Modewelt wieder an Bedeutung, denn meine Mütze verkörpert die Sehnsucht nach dem, was Mode einmal war in ihrem Ursprung, etwas, das in unserer Konsumwelt fast ganz verloren gegangen ist: wirklicher Mut zum Bubenhaften und wirkliche Individualität.

Zumindest meinte ich das – bis die winterliche Kältewelle kam und jede und jeder typähnliche Mützen herumtrug. Zudem wurde ich auf die Serie «Pete & Pete» aufmerksam gemacht. Auch dort gibt es eine solche Mütze, getragen vom Titehelden. Wir schauen kurz rein:

Dennoch stehe ich weiterhin zu meiner Mütze. Ja, mehr noch: Als ich kürzlich in einem Berner Kaufhaus eine Jägermütze des Designers Hennes & Mauritz erblickt habe, musste ich wieder zugreifen. Ein wunderbares Stück.

Lieblingsmode: Grabenbekleidung

Ruth Kofmel am Donnerstag den 21. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsmode – Frau Kofmel mag Mäntel.

Meine Liaison mit dieser Gattung hat mit einem roten Plastikregenmäntelchen angefangen, das ausgesprochen gut roch und eine super Akustik hatte bei Regen mit hochgeklappter Kapuze.

Heute liebe ich die Dinger immer noch aus den selben Gründen, es ist lediglich ein neuer Gattungsgenosse dazu gekommen;  der Trenchcoat. Das nützliche, in England erfundene Kleidungsstück eroberte vom Schützengraben (Trench) aus die Strassen. Seit dem ersten Weltkrieg hat er sich in unzähligen Abwandlungen und Varianten gezeigt und ist zum modisch stilsicheren Statement avanciert. Er wird trotz seiner eher konservativen Aussage quer durch alle Bevölkerungsschichten getragen. Von der  englischen Queen, über den Mafioso, bis hin zum Bettler profitieren alle vom Tragekomfort und der Tatsache, mit einem Kleidungsstück komplett angezogen zu sein (was insbesondere Exhibitionisten und die in Film und Literatur gerne imaginierte Ansonsten-Nackte besonders schätzen).

Ausserdem ist es nahezu unmöglich, in einem einigermassen passend geschnittenen Mantel keine gute Figur zu machen.

Zu guter Letzt noch ein Beispiel für die Inspirationskraft besagter Mäntel.

Lieblingsmode: Gelieren

Nicolette Kretz am Mittwoch den 20. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsmoden – ein kulinarischer Durchblick mit Frau Kretz

Die Kulinarik durchlebt ständig neue Moden, wobei diese sich in den Zutaten, den Zubereitungsmethoden aber auch in der Art und Weise des Anrichtens unterscheiden. Derzeit herrscht in der Gastronomie schon länger der ganz üble Trend des Stapelns. In einem Ringförmchen wird erst die Sättigungsbeilage zusammengemantscht, darauf wird etwas Gemüse geschichtet. Dann setzt man das Filet Mignon drauf und beträufelt es mit irgendeinem Jus (wahrscheinlich Balsamico) und streut noch etwas Kräuter darüber (wahrscheinlich Koriander). Dann steht da auf dem Teller ein kleines World Trade Center, dass jedoch erst zu Fall gebracht werden muss, bevor die Trümmer gegessen werden können. Man hätte dann eigentlich auch gleich ein Ragout servieren können.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich sehne mich nicht nach den übersichtlichen Zeiten der Nouvelle Cuisine. Da wurden die Bestandteile der Gerichte ja zwar tendenziell eher neben einander gelegt, weil der mit Roquefort gefüllte Schnittlauch sonst unter der dem halben Kaninchenherz verloren gegangen wäre, aber nein, dann doch lieber stapelbares Essen.

Viel eher traure ich der Zeit des Gelierens nach. Insbesondere in den 40er- bis 60er-Jahren waren Lebensmittel, ja ganze Gerichte «in Aspik» besonders beliebt. Hier herrschte noch Ordnung auf den Platten! Hier gab es noch Durchblick in der Schüssel!

Dieser Trend wurde vor allem von der Firma Dr. Oetker mit verschiedenen Kochbüchern sehr gefördert. Feinsäuberlich wurden Schinken, Gürkchen, Eier und Gemüse in die Sülze gelegt, konnten nach ein paar Stunden im Kühlschrank nicht mehr verrutschen und blieben bis in den Mund am für sie bestimmten Platz. Auch für Süssspeisen ist das Gelieren geeignet: Cremen können in beliebige Formen gebracht werden, Sirups werden zu Götterspeisen.

Spätestens in den 90er-Jahren flaute er mit der Rinderwahnsinn-Hysterie ab. Alle hatten Angst vor der aus Tierknochen hergestellten Gelatine und versuchten auf das pflanzliche Agar Agar umzustellen. Doch dieses ist äusserst schwer zu dosieren. Allzu schnell werden Puddings damit zäh wie Gummibärchen. Auf Buffets brach wieder das Chaos aus.

Lieblingsmode: Wookie-Boots

Gisela Feuz am Montag den 18. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsmode – Frau Feuz mag Chewies Füsse

Wissen Sie, wer Giancarlo Zanatta ist? Nicht?! Dann wird es höchste Zeit, Sie darüber aufzuklären, denn Herr Zanatta hat der Menschheit etwas beschert, ohne welches die Mode-Welt kaum die gleiche wäre. Giancarlo Zanatta hat nämlich the one and only Moonboots erfunden und sollte für diese ästhetische Meisterleistung mit einem Orden ausgezeichnet werden.

Seit der Markteinführung in den 60er-Jahren wurden rund 24 Millionen Paar von den filigranen, aerodynamischen Tretern an den Mann bzw. die Frau gebracht. Während heute vor allem Exemplare aus schnödem Plastic (wenn doch immerhin mit wunderbaren Pompos dran) hergestellt werden, lässt die stilvolle Wookie-Variante definitiv das Herz der Schreiberin höher schlagen. Vorallem bei den momentan herrschenden Temperaturen.

Lieblingspose: Der schöne Geist Buster

Roland Fischer am Freitag den 15. Juni 2012

Bald hundert Jahre ist es her, dass Buster Keaton das erste Mal sein langes Gesicht auf einer Leinwand machte. 1917 hatte er seine erste kleine Rolle in The Butcher Boy, und schon da macht ihn sein Markenzeichen, die Ungerührtheit allen Fiesheiten des Lebens gegenüber, zum heimlichen Star. In der Folge sollte Keaton so etwas wie ein Zeitgeist-Prophet werden. Seine Filme zeigen eine durchgeknallte Welt und einen kleinen Mann mittendrin, der meist mit allem überfordert ist. Aber egal wie wild es kommt, Keaton nimmt alles mit melancholischem Gleichmut – eine Haltung, die uns heute nur allzu bekannt vorkommt. Wie soll man sagen: Aufs Konto dieses Cinéasten geht nicht bloss grosse Kunst, sondern gleich so etwas wie eine Weltanschauung.

Und nicht zuletzt verdanken wir ihm natürlich den wildesten Filmstunt überhaupt (Stuntmänner? Eine Erfindung der ängstlich-abgesicherten Risikogesellschaft).

Lieblingspose: Pink Fluffy Smiles

Nicolette Kretz am Donnerstag den 14. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsposen – Lächeln mit Frau Kretz.

Eine meiner Lieblingsposen, die man bei sehr vielen Gelegenheiten einsetzen kann, ist die Hauptpose aus dem Video zum wunderbaren Song Pink Fluffy Unicorns Dancing on Rainbows – wobei ich immer noch am richtigen Augenbrauenwinkel arbeite. Ich würde die Pose hier gerne etwas umschreiben, finde aber keine treffende deutsche übersetzung für «smiling violently».

Selbstverständlich verstärkt sich die Pose, wenn man dazu singt, was man ja nach einem Mal hören sehr gut kann, um nicht zu sagen muss. Um die Wirkung um noch ein Grad zu verstärken, spiele man dazu auf einem Instrument nach Wahl (aber am liebsten natürlich auf der Ukulele) die Melodie. Tutorials dazu gibt’s hier.

Ein gewisser Andrew Huang, dessen Projekt Songs To Wear Pants To wohl das ist, was Medien ein Internet-Phänomen nennen, erfindet Songs aufgrund von Kommentaren, die Leute auf seinem Youtube-Channel hinterlassen. So gehören zu seinen grössten Werken ein Lied über Gravy &Toast oder eine Ode an Tetris oder ein Death Metal Song About Ska.

Lieblingspose: Halcyon Digest

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 13. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsposen – heute der Beitrag von Herrn Sartorius.

Denke ich an Posen, dann kommt mir zuallererst irgendein schwitziger Rockact in den Sinn, der alte Goethe, wie er sichs in Italien bequem macht, schöne Portrait-Fotos mit Zigaretten, Flaming-Lips-Herr Wayne Coyne in der Kugel, der fürsorgende Pandavater oder Herr von Lowtzow auf seiner Leiter.

Die Suche im Plattengestell nach einer Pose erinnerte mich aber an eines der berührendsten Covers der jüngeren Popgeschichte: Auf dem Album «Halcyon Digest» der Band Deerhunter ist eine Schwarz-Weiss-Fotografie zu sehen, die einen geschminkten Zwerg in Frauenkleidern zeigt, der gegen oben blickt.

Ob das nun eine Pose ist oder nicht und überhaupt: Ein berührendes Bild von George Mitchell ist es. Grund genug, mit dem «Memory Boy» wieder mal los zu joggen.

Lieblingspose: Buebehuufe

Gisela Feuz am Dienstag den 12. Juni 2012

Die beiden Herren in meiner Band inklusive allfällige männliche Begleitpersonen tätigen gerne äusserst seltsame Rituale, wie sich auf Tournee immer wieder beobachten lässt. Eines davon nennt sich «Buebehuufe» und funktioniert genau so, wie es heisst: Einer brüllt «Buebehuufe ufe XY», wobei XY entweder der kleinste anwesende Mann ist, oder derjenige, der noch im Schlafsack liegt und sich entsprechend nicht wehren kann. Auf den werfen sich dann alle drauf. So ein Bisschen wie wenn beim Schutten ein Tor geschossen wird, nur eben ohne Tor.

Wie alt die Herren sind? Gestandene Mitdreissiger, die zum Glück noch nicht verlernt haben, wie Kindereien funktionieren. Als Frau beobachtet man solche Szenarien durchaus mit Interesse, staunt über so viel morgendlichen Elan, ist froh, sich nicht selber auf den Haufen werfen zu müssen und manchmal aber doch auch ein Bisschen eifersüchtig, denn Bub sein macht offensichtlich Spass.

Lieblingsposen: Die wahren Könner

Ruth Kofmel am Montag den 11. Juni 2012

Die Woche der Lieblingspose – eröffnet von Frau Kofmel mit den ungeschlagenen Königen und Königinnen des Posierens.

Posieren, tut niemand so leidenschaftlich grossgekotzt und darum um so gelungener, als die Rap- und Hip Hop-Anhängerschaft. Ausschlaggebend dafür ist möglicherweise die eine Disziplin der heiligen Dreifaltigkeit des Hip Hops (Musik, Graffiti, Tanz) nämlich der Breakdance oder das B-Boying, B-Girling. Wichtiges Stilelement dieses Tanzes ist der Freeze, das kurze Verharren in einer Position, die natürlich möglichst spektakulär und beeindruckend sein sollte.

Nicht überraschend fand das Posieren im Hip Hop auch bei den Nichttänzern gute Abnehmer – cool in einer Position verharren ist ja immerhin schon etwas, wenn man’s mit dem Tanzen nicht so hat.

Besonders schön in Szene gesetzt wurde dieses Posieren im Bildband «Cause we got Style, European Hip Hop Posing from the 80’s and early 90’s». Zusammengestellt von der in Biel ansässigen Rosy One, einer der wohl aktivsten und legendärsten Frauen in der europäischen Hip Hop Szene, sei es als Graffiti-Malerin oder als DJ.

Was das sich in Pose werfen anbelangt darf man allerdings auf keinen Fall das Vouging unterschlagen, das mit dem Breaking diesbezüglich locker mithalten  kann – im Prinzip ist es dasselbe in Blau, lediglich in schwul und auf Disco.