Archiv für die Kategorie ‘Lieblinge’

Spanferkel und Hunde-Stickbilder

Gisela Feuz am Freitag den 20. September 2013

90 Jahre alt wäre er letzten Dienstag geworden, Hiram «Hank» King Williams, die Country-Legende, welche zahlreiche Musiker beeinflusst hat und leider mit gerade mal 30 Jährchen viel zu früh aus dem Leben schied. Zum guten Glück noch nicht aus dem Leben geschieden, sondern kulturell aktiv und im Quartier höchst beliebt ist das Café Kairo in der Lorraine, welches gestern Donnerstag seinen 15. Geburtstag feierte. Warum nicht beide Geburtstage kombinieren und somit zwei Fliegen mit einem Cowboyhut wegwedeln?

Gesagt getan, das Kairo lud mit währschaftem Spanferkel zur festlichen Tafel und Haudegen Beat-Man stellte auf dem Vorplatz ein ordentlich verzerrtes Mikrofon hin, woran sich Hank Williams-NachahmerInnen austoben durften. Sehr schön war dabei der Beitrag der Kairo-Crew, die mit Stehbass, Horn und Inbrunst den Hank gaben.

hank-kairo

Drinnen im Kairo-Keller legten im Anschluss Les Frères Souchet aka zwei der Mama Rosin-Herren ein sage und schreibe zweistündiges Geburtstagsständchen hin, während oben im «Sääli» ausgiebig über Technik, Perspektive und Motiv der Hunde-Stickbilder an den Wänden diskutiert und Ingwer-Schnaps kredenzt wurde. Ein wunderbar gemütliches Fest war das. Danke dir Kairo! Auf dass du noch lange unter uns weilen und mit Musik, Vorträgen, Lesungen, Gameshows, gutem Essen, charmantem Personal und vorallem geschmackvoller Innendekoration begeistern mögest.

Street Art in Bern? Take one: Liebefeld

Miko Hucko am Donnerstag den 11. April 2013

Bern ist eine kleine Stadt – doch auch kleine Städte haben schöne Wände verdient. Und so erstaunlich es scheint: Ja, es gibt in Bern nicht nur Postleitzahlen und Telefonvorwahlen, die auf Wände gespritzt werden, sondern auch einige hübsche Bilder und Verzierungen.

In den nächsten Wochen wollen wir hier Quartier für Quartier aufzeigen, was es alles so gibt, weitere Vorschläge dürfen gerne in die Kommentare gestellt werden. Das Liebefeld, meine Hood quasi, macht hier mal den Anfang – zum Vergrössern auf die Bilder klicken.

Atomkraftwerk geht in die Luft, Busstation Hessstrasse

Die wohl grösste Liebeserklärung Berns «Baby pls marry me», Kiosk Brühlplatz

Diesen Beitrag weiterlesen »

Momente im Kulturjahr 2012: Meine Favoriten (4)

Resli Burri am Samstag den 29. Dezember 2012

Für mich hätte es ihn gegeben, den Kulturmoment im 2012. Er war angekündigt, und zwar schon lange, eingetroffen ist er aber leider nicht: Der Weltuntergang.

Ich weiss, das Thema ist abgegriffen, und alle sind froh, dass es vom Tisch ist. Trotzdem hake ich noch einmal nach. Was wäre dieses Ereignis für eine Chance gewesen, Freunde! Die Welt wäre untergegangen (wo ist eigentlich unten, rein so alltechnisch gesehen?) und zwar für alle gleich unter, nicht für die Mächtigen, Reichen, Wichtigen ein bisschen weniger unter als für die Anderen, Naiveren, Wehrloseren, Ärmeren. Alle wären wir im All gleich weit unten gelandet mitsamt unserer Welt. Der Weltuntergang als egalisierendes Korrektiv sozusagen.(Phuh!)
Und oben, da wo unsere Welt war, entstünde ja sicher die neue, so stelle ich mir das jedenfalls vor. In dieser neuen Welt wäre noch kein Buch geschrieben, keine Musik komponiert, keine Höhle bemalt und kein Tütü genäht.
Alles könnte nun von Grund auf neu erfunden und kreiert werden. Alles wäre möglich. So entstünden vielleicht schöne Sachen wie Kreisel ohne Plastiken von Housi Knecht, Songs ohne Gitarrensoli, Bügeleisen ohne Kabel, selbstschmierende Fahrradketten und Frieden, Wohlergehen und Liebe für alle Menschen. Das Amen in der Kirche wäre nicht sicher.

Maya und ich hatten uns so lange gefreut. Wir haben immerfort auf ihren Kalender geschaut, die Tage gezählt, und uns auf den kulturellen Neuanfang eingestellt.

Während für dieses Blog in die Schreibmaschine getippt wurde, lief das neue Album «Matanë Malit» vom Elina Duni Quartet, das auf dem renommierten Label ECM veröffentlicht wurde. Still und berührend. Ich rufe es spontan zum Kulturmoment 2012 aus.

Momente im Kulturjahr 2012: Meine Favoriten (2)

Nicolette Kretz am Donnerstag den 27. Dezember 2012

Wenn ich an meine kulturellen Highlights 2012 denke, springen mir als erstes einige Erinnerungen aus dem Ausland in den Kopf. Wie Herr Sartorius, hatte auch ich einen tollen Festivalsommer – allerdings einen Theaterfestivalsommer. Unvergessliche vier Tage verbrachte ich in der estnischen Kleinstadt Rakvere an einem der aussergewöhnlichsten europäischen Theaterfestivals mit Zelten auf der Wiese hinter dem Theater, beinahe weissen Nächten und viel gutem Theater. Das zweite Festivalhighlight folgte im November in Helsinki, wo ich lernte, dass Kaurismäki nur die halbe Wahrheit zeigt und mit Finnen einen paar lustige und gesprächige Tage verbrachte.

Ein weiterer unvergesslicher Moment war die 24-stündige Inszenierung von «Unendlicher Spass» in Berlin. Mit Bussen wurde man von Aufführungsort zu Aufführungsort, von Kapitel zu Kapitel durch Berlins Westen gekarrt. Zwölf RegisseurInnen oder Gruppen zeigten an undenkbaren Orten wie in der alten NSA-Anlage auf dem Teufelsberg, im leerstehenden Keller eines Krankenhauses oder im Finanzamt Reinickendorf ihre Assoziationen zu diesem Monstrum eines Buches. Unvergesslich war dieser Spass vor allem deshalb, weil die Dramaturgie die Tageszeiten und die körperliche und geistige Verfassung der Zuschauenden perfekt einkalkulierte.

In den heimischen Gefilden hab ich wenig Herausragendes erlebt. Das Theater in Bern bewegte sich ganz generell gesehen oft im guten Mittelfeld. Manchmal amüsierte man sich ganz gut oder entdeckte den einen oder andern Performer, aber wenig davon bleibt Monate später – inhaltlich oder formal – noch hängen. Fehlt es in Bern an herausragenden Gruppen? An inspirierenden Räumen? An geeigneten Förderungsstrukturen? Da machte die «research residency» von Sweet&Tender im Sommer in der Dampfzentrale Mut. Ich erhielt zwar nur von aussen einen Einblick, aber was dann an kollektivem Denken, Netzwerken und Rumspinnen geschah, war beeindruckend und gibt Hoffnung auf frischen Wind. Hoffentlich hinterlässt dieses internationale Sommercamp seine Spuren in Bern.

Ferner liegen in meinem Korb der Jahreshöhepunkte zwei Solokonzerte von Manuel Stahlberger im Kairo und seine CD «Innerorts». Wer so bedeutungsvoll lustig sein kann, ohne dabei auch nur ein Quäntchen moralistisch oder sauglatt zu wirken, sollte eigentlich in viel grösseren Sälen spielen. Unser Glück, dass er das nicht (nur) tut.

Und das beste Buch 2012?  Das beste Buch des Jahres war zweifellos Wolfgang Herrndorfs «Sand», aber davon hab ich schon hier berichtet.

Momente im Kulturjahr 2012: Meine Favoriten

Benedikt Sartorius am Dienstag den 25. Dezember 2012

Mein Kulturjahr 2012? Das war etwa so: Ich erinnere mich an den immer länger werdenden Festivalsommer mit endlosen Sonnenuntergängen und dem goldigsten Kilbi-Licht aller Zeiten. Ich erinnere mich an die erste Nachtdemo, damals, als die Lichter der Reitschule urplötzlich ausgingen und eine aufgekratzte Fröhlichkeit den Ton einer unvergesslichen Nacht anstimmte. Und als der Regen kam, zottelte man zufrieden nach Hause.

Ich erinnere mich natürlich auch an die vorübergehend besten Kinder der Welt, die in «Before your very Eyes» heranwuchsen und an die Animal Collective-Konzertfahrten, die meine liebsten Drogen überhaupt sind.

Konflikte? Ja, die gab es natürlich auch in der Kulturstadt – und gar viele, muss man sagen. Hier in Erinnerung, neben dem Dauerbrenner Nachtleben: Das Leitungstheater in der Dampfzentrale und die Familiensaga in Rubigen.

Besonders schön bleiben mir aber die folgenden drei Berner Abende in Erinnerung. Ich habe diese Abende gewählt, da mich diese unvorbereitet überwältigt haben. Here we go:

Das Constellation-Festival in der Reitschule: Die Tickets für das Geburtstagsfestival des kanadischen Labels Constellation wurden vor allem im Ausland abgesetzt. Und so versammelte sich eine weither angereiste Fantumschaft zu den Konzerten von Godspeed You! Black Emperor, Sandro Perri und weiteren LabelmusikerInnen – und zauberte eine in dieser Art noch nie erlebte, bewegende Stimmung in den Dachstock. Unvergesslich.

«Der Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen» in den Vidmarhallen: Ohne Ahnung, was mich an diesem Abend erwartet, pilgerte ich in die immer noch seltsam charmefreien Vidmarhallen und wurde überwältigt von all dem Experten-Wissen, das im Raum und über den Äther flottierte. Und gemeinsam Plattenhören? Ja, das ist immer noch eine der tollsten Beschäftigung überhaupt.

Züri West am Reitschulefest: Keine Nostalgie, keine Bärte, obwohl man gut von früher, vom damals hätte erzählen können: Das war das Konzert am Reitschulfest von Kuno Lauener und seinen Gefährten, die nur wenig an ihrer gewohnten Setlist rumschraubten und mich dennoch seltsam berührten. Und als Lennons totgespieltes «Imagine» aus dem Off erklang, sang man mit, und alles war sehr sehr schön in diesem Moment im Jahr 2012.

Lieblingsvogel: Zoobewohner

Ruth Kofmel am Freitag den 29. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsvögel – Frau Kofmel ziehts an den Federn herbei.

Was soll man noch zu Vögeln schreiben? Essen, beobachten, tun oder gross ziehen. Alles schon abgehandelt. Ich muss also schummeln und serviere Ihnen hier einen Geräusche-Track vom geschätzten Dimlite, der jüngst in digitaler Form auf dem Album «Abscission» die paar Stücke rausgegeben hat, die auf seinem letzten Werk «Grimm Reality» nicht Platz fanden. Ja – das hat so gut wie nichts mit Vögeln zu tun, immerhin ist darauf Vogelkreischen zu hören.

Zoo in fluttering Red

Lieblingsvogel: Der schwarze Schwan

Benedikt Sartorius am Donnerstag den 28. Juni 2012

Die Woche der Lieblingsvögel – heute mit einem fast vergessenen Evergreen.

Mit Schaudern erinnere ich mich an die Vogelkunde, damals in der 7. Klasse, als wir eigentlich akribisch mit dem Vogelerkennungsbuch unter dem Arm, unsere kopierten Vögel im Biologie-Heft adäquat kolorieren sollten. Unsereiner griff zum Multifarbenstift, was dann halt doch nicht so gut ankam. Und so kenne ich auch heutzutage eigentlich fast kein Vogel – ausser die schönen Möwen, die schön an Ferien am Meer erinnern, wo immer man ist.

Lokalpolitische Besonderheiten machen es mir dennoch einfach, einen Lieblingsvogel zu wählen. Ältere LeserInnen erinnern sich allenfalls noch an die damalige atemlose Geschichte rund um den schwarzen Schwan vom Thunersee. Die Affäre um das ortsfremde Tier gipfelten im Sommer 2009 in einer launigen Demo mit Reden von u.a. Adrian Amstutz, die dank dem folgenden Bild für immer in meinem Herzen bleiben wird:

Was seither mit dem Tier und dem Volkszorn geschehen ist, konnte ich auf die Schnelle leider nicht mehr in Erfahrung bringen.

Lieblingsvogel: Perkins

Gisela Feuz am Mittwoch den 27. Juni 2012

Juhee, endlich ein Tier-Blog! Ich mag Tiere und ich mag Vögel! Sowohl tote vom Grill als auch lebendige. Oder um es mit den Worten der verehrten Stereo Total auszudrücken: Ich bin gut zu Vögeln. Schliesslich habe ich letztes Jahr einem Amsel-Ehepaar auf meinem Balkon Asyl gewährt und ihnen tatkräftig bei der Aufzucht ihrer Goofen unter die Flügel gegriffen, indem ich auf dem Heimweg den einen oder anderen Regenwurm einsteckte, der dann den Weg in den Schlund der hungrigen Racker fand.

Haben Sie schon mal frisch geschlüpfte Amselbabies gesehen? Die sind im Fall potthässlich. Komplett blutt, grau-rosa und mit dicken Adern überzogen. Fast noch hässlicher als neugeborene Menschenkinder sind die. Aber irgendwie trotzdem schnusig. Und wie das ja oft der Fall ist bei Kindern, hat man diejenigen am liebsten, die ein bisschen verschüpft aus der Wäsche gucken, quer in der Landschaft stehen und sich nicht exakt intelligent anstellen. Drum ist Frau Feuz’ Lieblingsvogel der kleine Amselmann Perkins (benannt nach Marlin Perkins), der sich am längsten mit dem Fliegenlernen schwer tat und noch zwei Tage, nachdem seine Brüder und Schwestern bereits ausgeflogen waren, auf dem Geländer hockte und dem Konzept «Aerodynamik» offensichtlich misstraute.

Irgendeinmal war er dann auch weg. Ob er sich majestätisch in den weiten blauen Himmel erhoben hat oder wie ein Stein in den Innenhof gedonnert ist und von Nachbars Katze aufgefressen wurde, werd ich Ihnen nächstes Mal verraten, wenn es wieder heisst: Willkommen im Reich der Wilden Tiere.

Lieblingsvogel: Der Star

Roland Fischer am Dienstag den 26. Juni 2012

Eigentlich würde sich ja die Schwalbe anbieten, ein schöner Vogel, derzeit im Sommerquartier in Polen und der Ukraine. Aber derlei Ornithologisches überlassen wir doch lieber den Experten drüben.

Also zu einem anderen Vogel, der für uns hier bei der Kultur besser passt: dem gemeinen Star. Und da kommt man, auch als DSDS-Hasser, doch ziemlich ins Schwärmen.

Sehr schön festgehalten worden sind solche Starschwärme auch vom Fotografen Richard Barnes, in diesem Portfolio gibt es ein paar Kostproben. Wir wollen aber nicht verschweigen, dass, was am römischen Abendhimmel ätherisch-schön anmutet, auf dem Boden der Tatsachen eher verschissen aussieht. Alle Ähnlichkeiten mit Namensvettern und realen Schwärmereien sind wiederum rein zufällig.

Lieblingsvogel: Taube, Flügel der

Nicolette Kretz am Montag den 25. Juni 2012

Zum Schluss des Lieblingsmonats Juni widmet sich die KSB-Redaktion ihren Lieblingsvögeln (im engeren und übertragenen Sinne).

Ich bin Vögeln (ausser gut durchgebratenen) ausgesprochen abgeneigt. Ich gehe nicht einmal gerne an einer gut verschlossenen Voliere vorbei. An die verirrten Schwalben im Treppenhaus meiner ehemaligen Altstadtwohnung kann ich gar nicht denken, ohne dass ich Hühnerhaut kriege. Mein einziger wiederkehrender Albtraum ist, dass ein Vogel unter meine Windjacke gerät und ich ihn vor lauter gegenseitiger Panik da nicht mehr raus kriege. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Schlimmste an dem Traum der Vogel ist oder die Freunde, die mir dabei zuschauen und sagen: «Jetzt tu doch mal nicht so. Ist doch nur ein Vogel.»

Das Auftauchen eines bestimmten Vogels erfreut mich allerdings immer sehr, wenn ich meinen iPod mal auf Shuffle hab: die Taube, besungen in Madness‘ 1983 erschienenem Calypso «Wings Of A Dove». Egal welche Tages- oder Jahreszeit, da geht die Sonne auf!

In dem Sinne wünschen wir Ihnen eine sommerliche Woche. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Vergnügen und lachen sie mit Liebe. Nehmen Sie die Hand eines andern und singen Sie für die Flügel einer Taube.