Saskia Winkelmann am Samstag den 12. Dezember 2015
FAKT: In zwei Wochen ist Weihnachten schon vorbei!
Mich hat das grad ernsthaft erschreckt und ich habe innerlich die Arme in die Luft geworfen und gerufen: “Herrje, wie die Zeit vergeht! ” Selbst arbeite ich ja an Weihnachten und habe diverse Abkommen getroffen, dieses Jahr aufs Schenken zu verzichten. Was nicht heisst, dass ich nicht immer doch ein bisschen besinnlicher werde am Ende des Jahres. Ab und zu eine Kerze anzünde und ein Mandarindli esse. Was ich schenken würde? Ausschliesslich Karten für Helge Schneider Auftritte! Für die Liebsten nämlich nur das Beste. Und wer jetzt einwendet, dass eine(r) seiner Liebsten Helge gar nicht lustig findet, dann rate ich, nochmals ganz genau zu überprüfen, warum ausgerechnet dieser Mensch zum engeren Kreis gehört. Helge nicht lustig finden, also bitte…
Helge Schneider ist am 13.03.2016 mit „LASS KnACKEN OPPA!“ in der Kursaal-Arena in Bern.
Saskia Winkelmann am Dienstag den 24. November 2015
Ich muss schon wieder über Musik schreiben. Mir ist nämlich ein sehr interessantes Tape untergekommen.
Schon länger geistern Tracks von einem Duo mit dem unaussprechlichen Namen, der einem so schon mal im Physik-Unterricht untergekommen ist, aus dem Dunstkreis Bern-Luzern in meinem Newsfeed rum. Sie selbst kürzen sich meist nur mit Alpha ab.
α=f/m steht nicht nur für Bewegung, sondern auch, seit der Kollaboration von Rolf Laureijs (seines Zeichens Wahlberner, Wavering Hands Head und HKB-Student) und Belia Winnewisser, (aka. Palus Somnii,Mitglied von Silver Firs und Evje)für nicht weniger und für viel mehr als epischen Pop.Auf dem hiesigen Label Oh, Sister Records gibt’s nun endlich ein Release.
Kein Problem, ich hab euch den Tipp gern gegeben.
α=f/m spielen heute im Fri-Son und am Samstag im Südpol Luzern. Die EP Aporien erscheint am 27.11.2015 als Tape mit Download-Code auf Oh, Sister Records.
Saskia Winkelmann am Freitag den 13. November 2015
Menschenfrei Kultur geniessen in den eigenen vier Wänden. Tipps und Tricks. Diesmal ein Snyth-Pop-Mix aus Wien und Ambientig-Droniges aus Bern.
Ich warte seit Monaten auf Beantwortung meines Antrages auf Prämienverbilligung. Manchmal nage ich an einem trockenen Stück Brot, während ich am Jahrhundertroman schreibe. Manchmal lade ich Leute ein, die bringen dann Wein. Oder ich blogge. Und dann brauche ich wieder den nächsten Schuss Kultur. Aber es ist so: Manchmal kann – oder will – ich nicht raus. Darum gibt es das Internet. Kultur allein Zuhaus ist möglich. Heute ist mir schlecht. Item.
1. Zu Minztee mit Zitronensaft
Voilà, mein persönlicher Mix der Woche. Synth-Pop und Italo-Disco Platten, fast nur 80er Perlen. Das ist der neuste Wurf von Bcksrckr, ich würde Mal sagen, einer der Menschen mit der besten Plattensammlung in Wien,einer grosse Stadt im Osten, die Bern gar nicht so unähnlich ist, im Fall (Belege? Nö. Aber ich kenn mich mit der Stadt bissi aus), von Goldcut CratesMal abgesehen. Beide gehören zu Whistleblower Publishing. Loset!
2. Zum Repetieren: To Stay Here Is My Right
Und das ist ein Nebenprojekt von Till/Tape(Bons Vivants) namens Antill Tape. Trifft meine November-Stimmung genau. Lange nichts mehr in der Richtung aus Bern gehört. Ich bin sehr gespannt auf mehr!
Praise the Internet. In Bern und überall. Amen.
Till/Tape spielt am 20. November im Dachstock mit Ulf Eriksson und Sebastian Muellhart im Rahmen einer Midilux-Sause. Und Züge von Bern nach Wien fahren täglich vier Mal (mit nur einmal Umsteigen.) Übrigens: Wien ist auch Thema im aktuellen Zeit-Magazin. Erhältlich ab heute. Just in case.
Ja, ja ich weiss, ich komme reichlich spät mit meiner Erkenntnis: Hildegard lernt fliegen ist eine wunderbare Band. Die ganze Stadt weiss es nämlich schon, wie die ausverkaufte Turnhalle am Sonntag bewies. Sowieso sei das ganze Bee-FlatEröffnungs-Wochenende eine wahre Freude gewesen, wie einer der Veranstalter selig verkündete.
Die sechsköpfige Hildegard, die abenteuerlichste Jazz-Band im Berner Betrieb, sorgte für einen Sonntagabend im Freudentaumel: Andreas Schaerer, der auch an der Hochschule der Künste Bern unterrichtet, ist ein Unterhalter sondergleichen, trumpfte mit Anekdoten aus zehn Jahren Bandgeschichte auf («Damals, als wir in diesem schummrigen Schuppen in Russland gespielt haben …») und singt nicht nur waghalsig, sondern gibt auch schon mal den Frank Sinatra und hat einen Charme wie Queens Freddy. Am Ende hat er noch rasch das Publikum dirigiert, vierstimmig! Fast schon therapeutisch war das. Und alle waren ganz glücklich am Ende dieser Show. Jap. So macht experimenteller Jazz Spass.
Auf mindestens weitere zehn Jahre Hildegard!
Hildegard spielen ein Momentli lang gerade nümme in Bern. Alle anderen Livedaten hier.
Die Geschichte geht so: Die Journalistin hat die Aufgabe, eine Vorschau zu Trummersneu erschienenem Album namens «Loryplatz» zu schreiben. Ihr fällt das Lied «Mörder oder Liebi» auf: kurz und knackig, im Gegensatz zu den anderen Songs ist es richtig unromantisch, mit seinem brachial-geschickten Schlagzeugspiel und dem psychedelischen Gitarrenläufli (Trummer hat alle Instrumente selbst eingespielt).
Die Journalistin fragt ihn: «Willst du dazu nicht ein Video machen? So ein tolles Lied!»
Trummer sagt: «Tatsächlich haben wir da schon eins dazu gemacht. Am Wochenende wirds veröffentlicht.»
Die Jornalistin juchzt: «Dann machen wir doch gleich die Clippremiere hier auf KSB!»
Der Deal ist besiegelt. Clip ab für «Mörder oder Liebi», Trummers wohl bis anhin bösestem Song, woran sicher auch ein Tom Waits seine Freude hätte. Lieblingszitat:
«Me darf nid bliebe liege, weme nümme ma / Me darf ersch bliebe liege, weme nümme cha»
Trummer tauft sein neues Album «Loryplatz» am Samstag, 24. Oktober, im Kulturhof Schloss Köniz. Alle weiteren Daten hier.
Bis Anfang September hat Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz präsentiert. Heute beenden wir unsere Sommerserie, bedanken uns bei allen, die mitgemacht haben und zeigen Ihnen, welches unsere Tonspuren für die Hitzetage waren.
Miko Huckos Sommerhit:
Ab dem ersten Hören nicht mehr raus aus dem Kopf. Mittlerweile auch zum Renner auf dem Vorplatz und der ROXY Bar geworden. Diese tollen Strophentexte. Dieser epische Refrain. Dieses Waterworldvideo. All the love.
Oliver Roths Sommerhit:
Wir haben dieses Lied in Island gehört, es ist so simpel wie gut. Viel durch Natur fahren, schlecht mitsingen, grosse Gruppe. Helgi kommt vorbei und spielt das Lied beim BBQ.
Herr Zellwegers Sommerhits:
Das eine Lied ist eigentlich zu alt für den Sommerhit 2015, das andere zu neu (und vielleicht zu kurz). Trotzdem: Die Neuauflage von «Turnschuh» der Goldenen Zitronen ist aktueller denn je. Und Helen, das ist Liz Harris alias Grouper aus dem Schlafzimmer in den Bandraum geholt. Bei beiden spielt das Meer ein Rolle, nur unterschiedlicher ginge es nicht. Sommerhits – gerade weil ich dieses Jahr gar nie am Meer war.
Der Krstic ihr Sommerhit: Rio de Janeiro. Die Sonne brennt auf den Schirm, der Liebeskummer frisst das Hirn, Zigaretten mit Kirschgeschmack narkotisieren die Sinne und der Blick ist aufs Meer gerichtet. Dazu Arcade Fires punky «Month of May». #schonoeasy
Fischers Sommerhit: «We are a natural disaster, shake, mama, shake your head» – und dazu diese heiter bis wolkige Melodie und die lüpfige Klarinette. Angelcy haben mich auf Couleur3 sehr angenehm durch den trägen Sommer geschunkelt.
Frau Feuz’ Sommerhit:
Was hab ich diese Platte während zahllosen Zugfahrten rauf und runter gehört diesen Sommer! Eine weisswein-übersteuerte Walliser Wandertruppe, ein lustiges Frauenchörli auf Sommerreisli oder besoffene Teenager im Abteil gegenüber? Ohrstöpsel rein und mit Caspian einmal quer durchs Weltall.
Unsere Serie geht in die Verlängerung! KSB präsentiert Ihnen persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Georg Weinand, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Dampfzentrale Bern.
Ich habe dieses Lied während des ganzen Sommers rauf und runter gehört. Ich geniesse die Einfachheit des Songs und das Brüchige in der Stimme. Da kann ich mich auch gleichzeitig einer gewissen Melancholie hingeben und doch beleben die Rhythmen irgendwie das innere Feuer – wirken regenerativ. Ich wusste nicht wie der Sänger aussieht, bis ich dieses Youtube-Video gesehen habe. Durch das Video fällt etwas von der akustischen Magie des Songs weg, denn auch der Titel «Song for Zula» schürt natürlich gewisse Erwartungen.
Entdeckt habe ich dieses Lied total zufällig, als ich in Amsterdam in einem Bücher-, Platten- und DVD-Laden stöberte, plötzlich höre ich das Teil, zücke mein Handy mit «Shazam» und habe es gefangen. Diese zufällige Entdeckung hat mich noch zusätzlich angesprochen: Kein aufwendig recherchierter Fundus, wie so oft, sondern irgendwas erwischt Dich sozusagen unerwartet im Nacken, – beiläufig.
Ich finde Beiläufiges eh zentral: Die wirklich wichtigen Dinge des Lebens sind oft nicht geplant. Kunst und Kultur leiden da Chronisch drunter.
Die Dampfzentrale Bern eröffnet am 17. September 2015 ihre neue Saison mit Stücken von Chris Leuenberger und Michael Wälti. Vom 22. November bis 7. Oktober findet das dritte von Georg Weinand kuratierte grosse internationale Tanzfestival Tanz In. Bern statt.
Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag von Annina Machaz und Mira Kandathil. Zusammen sind sie Destiny’s Children und haben letztes Jahr mit ihrem Stück «Follow Us»den Schweizer Nachwuspreis für Theater und Tanz gewonnen.
Welcher Song soll von uns zum Sommerhit gekürt werden? Gar nicht so einfach, solch’ einen Preis zu vergeben… Vielleicht etwas von Amy Winehouse oder Marilyn Monroe, die uns zu unserer Performance «Follow Us» inspirierten? Auf jeden Fall zwei Künstlerinnen, die in unserem Voting weit oben auftauchen.
Aber auch Lil Wayne ist doch der Grösste. Er sagt: «I believe, that music is another form of news. Music is another form of journalism to me, so I have to cover all the areas with my album.» Er gibt uns vor Vorstellungen immer wieder Energie mit seinen Songs, genauso wie Boney M. und Frank Farians beruhigende Stimmen. Oft haben wir den alten Alane-Hit von WES gehört und in Zürich gefielen uns diesen Sommer die Bellevue Boys Forever! Nicht zu vergessen: Amanda Lepore! Manchmal waren wir im Proberaum, suchten nach neuen Ideen und Rihanna sang«B*ich Better Have My Money».Oder sollen wir einfach sagen «Yes Sir, I can Boogie» und Baccara den Pokal verleihen?
Bevor eine Skypediskussion ausbricht, erinnern wir uns an jenen Abend in Lausanne. Wir hatten die Möglichkeit, an einem tollen Festival zu spielen, waren fertig mit den Nerven und wollten schnellstmöglich unser Hotelzimmer aufsuchen. Da wir beide einen Orientierungssinn wie eine Wand haben, verirrten wir uns komplett. Irgendwann standen wir noch halb geschminkt zwischen Schrebergärten, Annina war agressiv, Mira weinte.
Beim Versuch auf dem neuen iphone 6plus Googlemaps aufzuschalten, ertönte plötzlich laut DJ Duros «Cocaine Motherfucker». Ein Track den wir noch nie zuvor gehört hatten. Überall gingen Lichter an und Mira wusste nicht mehr, wie das Ding auszuschalten war. Eine Dame eilte erschreckt hinter einem Gebüsch hervor und nötigte uns, die Nachtruhe einzuhalten. Mit Händen und Füssen und unseren besten Französich-Kenntnissen haben wir ihr die Not unserer Situation erklärt. Wir müssen sehr erbärmlich ausgesehen haben, denn sie hat uns dann netterweise zum Hotel gefahren. Der zufällig aufgetauchte Song gefiel uns und wir haben ihn in unser Performance eingebaut.
DJ Duro, wer immer du bist, du bist unser Sommerhit 2015!
Destiny’s Children sind am 23. und 24. Oktober im Theater Roxy in Basel zu sehen.
Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag vonMichael Fehr, Berner Schriftsteller («Simeliberg»). Fehr hat letztes Jahr Ingeborg Bachmanns Kelag-Preis gewonnen und ist nun über die Landsgrenze hinaus bekannt.
Hund
Du sagst
Du bist krass
aber ich kann durch Dich hindurchsehen
Du brauchst Hilfe
Du bist behindert
Du bist keine Katze
Du bist ein lästiger Hund
Du sagst
Du bist heiss
Du kochst
aber Du bist trocken
Du bist eine lästige Hündin
Du sagst
Du bist eine Frucht
aber Du bist faul
Du bist eine fette Zwetschge
Du sagst
Du bist reich
aber Du bist fett
Du bist eine lästige Wespe
Du sagst
Du bist eine seltene Art
aber Du musst aussterben
Du machst mich arm
Du bist verschwenderisch
Du sträubst Dich
aber Du bist behindert
Du bist keine Katze
Du bist ein dämlicher Hund
Du sagst
Du heulst
aber ich höre Dich nur bellen
Du sagst
Du bist weich
Du machst mich ohnmächtig
ich muss etwas Hartes trinken
ich ertrage Dich nicht
Du machst nur Unordnung
Du fällst aus den Wolken
und ich hoffe
dass es weh tut
aber Dir wachsen Flügel
ich ertrage Dich nicht
ich muss etwas Kaltes trinken
Du bist eine dämliche Wespe
Du schaust Dir mit mir an
wie der Mond aufgeht
aber es ist bewölkt
es wäre schön
wenn Du schweigen würdest
aber Du machst mich lieber krank
es wäre schön
wenn ich mich in den Staub legen dürfte
aber Du magst es
Dir wachsen Flügel
Du sagst
es kommt gut
Du singst ein Lied
aber ich höre Dich nur schreien
es tut weh
Du bist ein unerträglicher Hund
Du magst es
Michael Fehr tritt am Donnerstag, 24. September, im Rahmen des Spoken-Word Anlasses «TALK 3600» im schillernden Café Bar Mokka auf.
Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag vonFitzgerald & Rimini, Spoken Word Avantgardisten erster Güte.
Es ist Sommer auf der Autobahn. Nach unserer «Grand Tour» durch Europa sind wir auf petit tour in der Schweiz. Wir fliegen in einem Mitsubishi Space Star von Bern in irgendeine Agglo. Sitzend aber kompromisslos tanzen wir zu den masslosen Synths von „Despair, Hangover and Ecstasy“, dem hasenreinen Sommerreiseschlager des franco-finnischen Duos The Dø. Die poppigen Lyrics der grossartigen Sängerin Olivia Merilahti laden zum Mitsingen ein. Zwischen 1:05–1:10 und 2:12.–2:19 tobt sich der Multiinstrumentalist Dan Levy aus. Rimini beschleunigt. Am Autobahnkreuz 66-Brüttisellen versuchen wir mit perfekten Timing zum Actionschluss (2:39) auf die A53 Richtung Osten abzuzweigen.
Nach dem Konzert fahren wir heim. Der Regen fällt dicht und schwer. Das Espace Midland liegt wie ein verflossenes Ideal vor uns. Wir denken über einen neuen Videoclip nach, in dem wir im Sonnenuntergang auf dem Lisihoger vor einem parkierten Postauto expressiv kampfsporttanzen und uns in die Stratosphäre wünschen. Seit 10 Jahren sind wir unterwegs und hören The Dø. Wir sind ein bisschen müde aber unserer Herzen beaten roh und unverbraucht.
Bild: roja-films
Fitzgerald & Riminispielen mit Band am Donnerstag 20.8. am Zürcher Theaterspektakel «Grand Tour», 21:30, Lido. Besetzung: Ariane von Graffenried (Stimme), Robert Aeberhard (Geräusche, Bass), Kevin Chesham (Schlagzeug), Mik Keusen (Piano, Rhodes, Orgel), Jan Galega Brönnimann (Bassklarinette, Sounds), Lia Sells Fisch (Gesang) und Oli Hartung (Gitarre).
Im Herbst sind Fitzgerald & Rimini mit «Grand Tour» im Duo auf der Literatour 2015 des Kantons Bern.