Archiv für die Kategorie ‘KSB Sommerserie’

Michael «Maisch» Gostelis Sommerhit

Mirko Schwab am Dienstag den 16. August 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag von Michael «Maisch» Gosteli, Sänger, Diskothekar und Programmingenieur.

Klaus Johann Grobes melanchloisch-schöner Song hat mich durch den Sommer begleitet und ist eine treffende Zusammenfassung dessen, was man im Sommer halt so macht: Nach draussen gehen, den Vögeln zuschauen, an einer Ecke stehen, ein Fleisch Halloumi drauftun und durch die Strassen ziehen. Im Ohr den krautigen Retro-Pop der Zürcher, die bestätigen, dass man als Schweizer auch auf Hochdeutsch singen kann. Durch die mitschwingende Melancholie ist man dann auch schonmal auf den Herbst eingestellt. Und sowieso sollte man das ganze Album hören mit Namen «Spagat der Liebe».
P.S. Merci Oli für die Empfehlung!

maischIm ISC erkundet Maisch Gosteli mit Diskos die Dekaden. Auch am – zurecht hart gehypten – UNA-Festival ist er mit von der Partie. Sonst schreit er sich mit der Berner Hardcore-Horde The Strapones vom Kofmehl bis nach Kuba durch die Klubs. Oder nach Langnau: Am 17. September während des Fire In Our Hearts-Festival zum Beispiel.

Christian Paulis Sommerhit

Gisela Feuz am Freitag den 12. August 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag von Christian Pauli, Musikwanderer, Kulturaktivist und Kommunikationschef der HKB.

Eine Schnapsidee, mich nach meinem Sommerhit zu fragen. Weil Sommer nicht so mein Ding, zumindest kulturell gesehen und Hits sind es schon gar nicht. Der Zufall aber will es, dass ich vor einigen Wochen über ein Lied gestolpert und es seither immer wieder tue. Es war also in Kopenhagen, wo ich ideenlos die Kunsthalle besuchte und daselbst in einer Klanginstallation von Brian Eno geriet. Die lounchige Audio-Landhschaft aus verschiedensten Lautsprechern hatte es mir so angetan, dass ich das gleichnamige Album «The Ship» postete – und darauf dieses letzte Stück entdeckte:

Enos «Fickle Sun (iii) I’m Set Free» ist ein Cover des gleichnamigen Songs von Velvet Underground, gesungen von Lou Reed selig. Überhaupt, nach den Abgängen, die wir in der letzten Zeit zu verkraften hatten, erscheint Eno als einer der wenig Überlebenden der kreativen 70er Jahre. Kein Wunder ist dieses neue Album «The Ship» denn auch eine düstere, melancholische Sache, die nun aber eben mit Lou Reeds wunderbarer Zeile endet: «I’m set free to find a new illusion». Eno hat Reed ein Vermächtnis gesetzt, und mir einen – wenn auch eher – Anti-Sommerhit beschert.

IMG_9316An der HKB herrscht zur Zeit Sommerflaute; Ende Monat müssen die Studis dann wieder an die Kunstsäcke. Falls Sie mal bei der HKB reinschauen möchten: Am 1. September gibt’s dort einen öffentlichen Vortrag von Henriette Engbersen (SRF) zum Thema Datenvisualisierung

Herr Pauli beabsichtigt im Übrigen, als parteiloser Kandidat für den Stadtrat anzutreten, und zwar mit einem kulturpolitischen Programm. (*Flüstermodus* Herr Pauli, wir bräuchten da in etwa 25 Mio für unsere KSB-Weihnachtsorgie. Wohin dürfen wir allenfalls den Früchtekorb schicken?)

Des Yeahmans Sommerhit

Mirko Schwab am Donnerstag den 11. August 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag vom Yeahman, Berns erste Adresse für Vintage-Gitarren, Verstärker und Tretminen.

Mein Sommerhit? «Can’t Lie To My Heart» von REO Speedwagon. Das hat einen einfachen Grund: der Song ist auf meinem allersten Hitparaden-Mixtape aus meiner Kindheit. Als man am Sonntag mit dem Ghettoblaster einen Nachmittag lang die interessantesten Lieder mitschnitt – und eben wirklich noch Musik entdecken konnte! Ich glaube, bei der Ausstrahlung war es nicht mal Sommer. Und ich wusste auch jahrelang nicht, was ich da aufgenommen hatte, aber die Kassette ist sicher ein ganzes Jahrzehnt jeden Sommer mal wieder zum Einsatz gekommen. Irgendwie war das auch der Anfang vom selbstständigen Musikhören. Seither hat man von der Band selbst nichts mehr gehört, aber bei dem dämlichen Albumtitel «The Earth, A Small Man, His Dog And A Chicken» ist das ja auch nicht weiter verwunderlich …

yeahmanAus seinem sorgfältig versteckten Schauraum in der Lorraine heraus versorgt Michu Marti unter dem Namen Yeahman’s Vintage & Used Guitars die Bands dieser Stadt mit Sound und Stil. Und darüberhinaus: Gerüchten zufolge machen illustre Tourmusiker immer mal wieder einen Zwischenstopp im Nordquartier.

Am 18. September wird in der Markthalle in Burgdorf das erste Yeahman’s Guitar Fest gefeiert, wo Musiker, Kleinhändler und Liebhaber ihre feinsten Stücke feilbieten.

Dave Eleanors Sommerhit

Mirko Schwab am Dienstag den 9. August 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz. Heute mit einem Gastbeitrag von Dave Eleanor, Komponist, Popmusiksammler ohne Berührungsängste und Fernwehberliner.

Schon länger rumort es an den Rändern des HipHop-Undergrounds, wo auf einmal junge Nicht-Szenis die Über-Realness des Raps mit Wortwitz und Dirty-South-Flow beschneiden und Humor, Lockerheit sowie ein zeitgenössisches Lebensgefühl dagegensetzten. Dies wiederspiegelt sich in Wort und Bild und findet neben Hit-Maschinen wie Yung Hurn auch bei diesen beiden, vom Kollektiv KitschKrieg produzierten Rap-Highlights einen Höhepunkt. Der aus Ragga/Dancehall-Produktionen bekannte Leipziger Ronny Trettmann und die Hamburger Rapperin Haiyti liefern mit «120 Jahre» Melodie und Flow für die perfekten Nächte ewiger Rumstreicherei.

credit_coalraw_inetDave Eleanor lebt zwar alternierend in Zürich und Berlin, findet Bern aber «die zweite brauchbare Stadt» der Schweiz. Er heisst gelegentlich auch [LNR] – immer dann, wenn ein düsterer Drehknopf-Dramaturg gefragt und ein Rave am Platz ist. So am 19. Oktober in der Grossen Halle bei BlauBlau Records x UNA. Seine Avancen im Avantgarde-Pop präsentiert er uns dann am 17. November im ISC und zum neuen Jahr im Rössli.

Sandra Künzis Sommerhit

Gisela Feuz am Freitag den 5. August 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Sandra Künzi, die für Bühne, Radio und Buch Texte verfasst, gerne alten Jazz singt, bei Bedarf Gitarre und elektronische Tongeräte bedient und zudem Käptn der Autorinnenreihe Tittanic und Mitbegründerin des Berner Lesefestes Aprillen ist.

Wenn Wurstschnecken selbstgefällig brutzeln und Fröhlichkeit penetrant öffentlich wird, dann ist Zeit für eine düppige Sommerdepression. Ich bestelle zwei Biere: Eins zum runter- und eins zum drüberschütten. Es nützt nichts. Elende Mediterranisierung. Die dicke Luft wird dicker, die schwüle Stimmung träger, das warme Wasser faul. Und steht endlich still. Die tote Sekunde vor dem grossen Knall. Blitz und Donner. Duftender Regen auf sehnsüchtigen Teer. Die Feuerlein zischen. Jetzt ist fertig Bling Bling Machogrill. Goldgehänge dein Sommer is gone. Die Spiessli haben sich gedreht. Hier kommt Gewitter Kim! Alt, gut und sehr kool. Wer braucht noch Kleider bei diesem Rock? Alle alles ausziehen! Nur die dreckigen Stiefel nicht. Donner Donner, ich liebe den Sommer.

kuenzi

Bild: Yves Thomi

Zu sehen/hören gibt es Sandra Künzi in Bern am 15.08. im SRF Mäntig Apero (Hotel National), am 1.9. bei der Taufe von «Montagshunde» im Kairo und am 21.10. mit «Mikronowellen live» beim Nightshopping im Yamatuti. Zudem erarbeitet die umtriebige Dame derzeit ihre nächste Leseshow mit der umwerfenden Reg Fry am Kontrabass.

Rea Dubachs Sommerhit

Milena Krstic am Dienstag den 2. August 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Rea Dubach. Sie ist Tonkünstlerin, Sängerin und Berns junge Avantgarde-Hoffnung. Solo ist sie als Das Reum unterwegs, ausserdem ist sie Kopf von Bandprojekten wie Síd und Tellurian. Mit letzteren hat sie kürzlich den BeJazz Transnational Förderpreis gewonnen.

Der Begriff «Sommerhit» ist immer so eine Sache. Ich musste feststellen, dass ich nicht wirklich saisonal Musik höre und meine aktuellen Lieblingstracks wohl eher in den düstersten Winternächten anzusiedeln sind. Und doch fand ich dann meinen zeitlosen Sommerhit sondergleichen: «November Spawned A Monster» von Morrissey. Der Song wurde 1993 released, kurz nach der Auflösung von The Smiths’, der Kultband, mit welcher Morrissey berühmt wurde.
Kennengelernt habe ich den Track in einer Berner Sommernacht, auf dem Bett meines mir wichtigsten Seelenfreundes, mit einigen Flaschen Wein und Flausen im Kopf. Er zeigte mir dieses Video und die Liebe überfiel mich– für Morrissey, für die ganze Welt.
Noch nie hab ich diese einmalige Mischung aus Selbstinszenierung und schmachtendem Schmerz erleben dürfen und dafür bin ich dem Briten auf ewig dankbar.
Sechs Minuten Weltschmerz und depressiver Songtext, gefangen in einem Mann mit femininem Herzen, gepaart mit schmelzender Schokolade, dilettantischem Poledance auf einem Felsen in einer sandigen Wüste – was will man mehr?

0023_22A-w-372x562Rea Dubach tritt im September wieder in Bern auf: am 3.9. mit dem Berner Elektronika-Mann Dr. Mo in der Kulturbar Werkhof 102, am 6.9. mit ihrer Band Realismus im grossen Konzertsaal der HKB und am 10.9. am Progrfest. 

Pablo Nouvelles Sommerhit

Milena Krstic am Freitag den 29. Juli 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Fabio Friedli, besser bekannt als Pablo Nouvelle. Der Berner Produzent mischt Elektronika mit Soul und hat dieses Jahr sein zweites Werk «All I Need» veröffentlicht.

Dass Pharrell Williams einmal die Augen verdreht und schon ist der nächste Internet-Star geboren, sagt eigentlich mehr aus über Pharrell als über Maggie Rogers. Aber der Song ist tatsächlich grossartig und besticht durch Simplizität.

Hinzu kommt Maggies Charme, dem ganzen Instant-Hype um ihre Person gelassen gegenüberzutreten: «Ultimately, Pharrell is only one pair of ears», sagt Rogers. Und: «He could like something and my mom could hate it, and that’s two opinions. Music is about connecting with people on a personal level and doing that one set of ears at a time.»

Der Hintergrund zu dieser Geschichte lässt sich hier nachschauen.

BKA11_s3_pablonouvelle2-copy_Torvioll.com.jpgPablo Nouvelle tritt heute um 22.30 Uhr am No Borders, No Nations der Reitschule auf. 

 

Jürg Halters Sommerhit

Milena Krstic am Dienstag den 26. Juli 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Jürg Halter. Er ist Schriftsteller, Performer und Musiker, hat zahlreiche Veröffentlichungen und Auftritte in ganz Europa, den U.S.A., Afrika, Russland und Japan hinter sich.

«So mit der Zeit, geht alles hin.» Morgens um drei spaziere ich durch die Rathausgasse an der geschlossenen Tübeli-Bar vorbei; denke über die zunehmend realitätsbefreite Berner Altstadt nach; alles wird nett hier, nur noch nette Menschen sollen in netten Cafés verkehren und Smalltalks über Nachhaltigkeit führen, während sie mild lächelnd den Schaum von ihren Latte Macchiattos löffeln.

«Avec le temps» von Léo Ferré zum Trost im Ohr sitze ich auf einem Brunnenrand. «Wenn die Liebe erlischt, braucht man gewiss nicht weiter suchen gehen, man lässt’s geschehen und wird’s verstehen», übersetzt sich mir das Chanson vom Französischen ins Deutsche und ich sag leise vor mich hin: «Willkommen, O, Sommermelancholie».

Inzwischen hat es zu regnen angefangen. Ein Lüftchen umspielt in einem Hauseingang eine Zeitung, in der Analysen zu islamistischen Terroranschlägen, das Ende von Demokratien und den boomenden Waffenhandel stehen.«So mit der Zeit, so mit der Zeit, geht alles hin.»

Vor dem Rathaus stehend, singt Ferré weiter: «Der, den man verehrte, und ging im Regen orten, der Andere, den man ahnte hinter jedem Blick, zwischen den Zeilen, zwischen den Worten, der geht in die Nacht und versiegt.»

In der Postgasse steige ich auf die leere Säule des Lischetti-Brunnes und halte eine kurze unbestimmte Rede für Abwesende, spaziere weiter, schon fast tänzelnd, und tauche dann, ohne nachzudenken, meinen Kopf ins Wasser eines kleinen Brunnens. Wie gut das tut!
Während ich mit offenem Mund in den bewölkten Himmel schaue, höre die sich entfernende stolze, traurige Stimme Ferrés: «So mit der Zeit, so mit der Zeit, all das verfliegt.»

juerg_halter_02Im August erscheint «Das 48-Stunden-Gedicht» (Wallstein Verlag) mit Tanikawa Shuntaro und am 10. September feiert Halters erstes Theaterstück «Mondkreisläufer – eine Heimsuchung in vier bis unendlich vielen Akten» am Konzert Theater Bern Uraufführung.

Julian Sartorius’ Sommerhit

Gisela Feuz am Freitag den 22. Juli 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Julian Sartorius, Berner Schlagzeug-Wunderkind, Klang-Performance-Tüftler und Ganzjahres-Aareschwimmer.

Im Moment höre ich kaum etwas anderes als diese Musik aus dem Norden Englands, und zwar jeweils das ganze Album am Stück. Und wenn es zu Ende ist, starte ich es gleich wieder von neuem.

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Julian Sartorius zeigt am 2. September zusammen mit Dimitri de Perrot in der Dampfzentrale das Stück Myousic.

Jeannette Wolfs Sommerhit

Gisela Feuz am Dienstag den 19. Juli 2016

Bis Ende August präsentiert Ihnen KSB persönliche Sommerhits der Kultur-Prominenz.
Heute mit einem Gastbeitrag von Jeannette Wolf, welche im Kino Rex  die Bar leitet und mit Astra-Bier und Kümmel-Schnaps ein Hansestadt-Lüftchen wehen lässt.

Geilo, ich höre wieder Hip-Hop aus meiner zweiten Heimatstadt – die Beginner sind zurück. Und damit ein Teil meiner ersten Hamburg-Jahre in den 90ern, als die ganze nordische Hip-Hop-Szenerie gerade im Aufwind war, und ich jung und schön!!! Beim Release-Song «Ahnma» (feat. Gzuz & Gentleman) zum neuen Album «Advanced Chemistry» dröhnt ein fettes Schiffshorn in mein Ohr und ich denke: Yo, da ist sie wieder, die für die Beginner typische Dicke-Hose-Gangsterrap-Hamburger-Schnack-Atitüde mit viel Humor – und der macht’s erst akustisch wertvoll. Das Gangster-Auge zwinkert heimlich vom schwarz-weissen Ghetto-Himmel runter. Mein ehemaliger Kiez will gerettet werden wie die Erinnerung an meine Zeit im Norden. Heimwehattacke, ich muss hoch!

«Ich komm mit grossem Herzen,
dickem Kopf und kleinem Bauch,
wortgewalttätig, aber masterpeacig drauf»

Rausche mit dem Zug durch Regen-Nebelschauer über die Elbbrücken, yeah, Hamburg City rules, ich komme. Nach dem Rechten sehen, und nach den alten Freunden.

Zurück in Wahlheimat Nummer Drei sehe ich mich bei den nächsten Sonnenstrahlen mit Baseballkappe und Sonnenbrille durch die Berner Altstadt schieben.

«Und die Sonnenbrille, sie ist am Start Baby,
sie ist der letzte Rest Privatsphäre»

Noch Fragen, Digger? Ja, was bedeutet eigentlich «Ahnma»? Tja, fahrt nach Hamburg, um es auszuchecken. Ich bleib in Bern mit der kleinen Portion Hamburg im Ohr und einem grossen Schmunzeln.

Bildschirmfoto 2016-07-01 um 11.57.28 Jeannette Wolf ist der Liebe wegen von Hamburg nach Bern gezogen. Sie hat letztes Jahr die Gastroleitung der Foyer-Bar im Kino Rex übernommen und gibt dort kurz vor Feierabend (geöffnet jeden Tag bis halb eins) auch mal einen knallbunten Absacker aus.