Archiv für die Kategorie ‘Klatsch & Spott’

Spionieren im Burgund

Roland Fischer am Samstag den 19. März 2011

Diese Woche im Restaurant Burgunder: Am Nachbartisch hat sich eine eigenartige Runde versammelt, die etwa so konspirativ tut wie das Gründertreffen eines Swingerclubs. Mit der Zeit hört man indessen heraus, dass die Damen und Herren durchaus nichts Schlüpfriges, sondern etwas Kulturell-Kulinarisches zu besprechen haben. Ich vertiefe mich energisch in die Magazinlektüre und spitze die Ohren, ein zu durchsichtiges Manöver offenbar, bald werde ich als «Spion» gebrandmarkt und das Gespräch wird endgültig zum Getuschel.

Restaurant Muesmatt. (Bild Roland Fischer)

Nun, wenn ich schon entlarvt worden bin: Das Geheimnis sei hiermit ausgeplaudert, schliesslich ist es ein durchaus erfreuliches. Das Restaurant Muesmatt in der oberen Länggasse hat einen neuen Besitzer und wird mit einer ebenfalls ganz neuen Mannschaft demnächst wiedereröffnen.

Und es soll nicht nur gekocht werden im schmucken Lokal mit wunderbarem Garten, es gibt auch allerlei Pläne für Veranstaltungen. Von Konzerten, Ausstellungen, gar Modeaktivitäten war zu vernehmen, ein kunterbunter Verein hat sich dazu formiert. Andere Quellen wissen von einer Fotoausstellung von Fabian Unternährer. Man darf also gespannt sein – anfangs April ist Eröffung, bis dahin dürfte wohl auch die Webseite mit offiziellen Infos aufgeschaltet sein.

Emotionen fürs Establishment

Grazia Pergoletti am Sonntag den 13. März 2011

Unser umtriebiger Herr Halter hat seit einiger Zeit auch einen eigenen TV-Sender, nämlich das «Neumarkt-TV» des Theater – Sie werden es erraten haben – Neumarkt zu Zürich. Besonders angetan hat es mir Folge eins, wo man einiges über Emotionen erfahren darf von und mit Herrn Halter, der, so vermute ich, ein Experte auf dem Gebiet ist.

Sehr hübsch. Etwas weniger schön mutet an, dass das Theater Neumarkt für eine gewisse Zeit eine zweite Spielstätte betreiben will und zwar in den Lokalitäten des nicht minder umtriebigen Herrn Carl Hirschmann. Vielleicht werden wir ja in nächster Zukunft etwas über die Emotionen desselben – zum Beispiel beim Vernaschen von Minderjährigen – erfahren, vielleicht bleibt uns das aber auch erspart und das Theater Neumarkt will mit dieser Aktion einfach seinen drolligen Werbeslogan unterstreichen: «Theater fürs Establishment».

Unterhaltsame Entlarvungen

Roland Fischer am Donnerstag den 24. Februar 2011

Eitelkeit ist keine besonders schöne Tugend. Insofern steht eigentlich das ganze Genre, dem sich die sechste Ausgabe der Worst Case Scenarios im Kairo-Keller gestern abend gewidmet hat, unter Generalverdacht. Verunglückte Autobiografien stellten die launigen Kunstexperten Storm und Störmer in ihrer Reihe zu schlechter Kunst vor. Wer das Gefühl hat, dass die Welt ein Buch über den eigenen Werdegang oder das eigene Lebenswerk braucht, der muss sich nicht wundern, wenn er dann zur Lachnummer wird, weil sich das alles weniger beeindruckend oder überzeugend liest, als es vielleicht gedacht war.

storm+störmer

Und eitel sein kann man auf sehr vielfältige Weise, das hat der gestrige Abend sehr beispielhaft gezeigt. Sei es möchtegern-bescheiden und dabei furchtbar überheblich wie Paolo Coelho, sei es abgehoben-realitätsfern wie Boris Becker, sei es abscheulich-ehrlich wie Bushido oder sei es ewig-nörgelnd-klagend wie Martina Waser (der Höhepunkt des Abends, nebenbei bemerkt). Es war nicht nur lustig, was man da zu hören bekam, aber es war in jedem Fall sehr entlarvend. Man darf das durchaus als Warnung verstehen: Wenn man sich mit dem Gedanken trägt, der Welt sein eigenes Leben und seine Weisheiten zu erzählen, sollte man immer daran denken, dass man nicht nur wohlwollende Leser findet. Sondern auch begnadet böse Entertainer. Nur damit dann keine Klagen kommen.

Der Fahrplan für den Magen

Benedikt Sartorius am Dienstag den 25. Januar 2011

Im Alter beginnt man sich bekanntlich für die Gastronomie zu interessieren. Und so schaut man sich all die Fernsehkoch-Formate an, behaltet von 112 Gramm Zucker sieben Gramm zurück, um diese in einem zweiten Kochvorgang wieder reinzustreuen, und freut sich, wenn wieder eine Speise gelungen ist.

Noch Hunger?Auswärts essen – vor allem in Bern – ist dann eine andere, schwierigere Sache. Abhilfe schaffen die heute im «Bund» beschriebenen «Lunchgate.ch» bzw. der Gastroführer «Aufgabeln in Bern». Eine andere Alternative ist aber der Essführer, der auf den bereits jetzt legendären Namen «Magenfahrplan» hört.

Der handliche, gratis erhältliche Führer lockt mit vielfarbigen Seiten in die Berner Gastronomieszene. Zudem appelliert der Prospekt mit Werbungen für Wellness-Betriebe an die Gesundheit, zeigt überbelichtete Bären und allerlei unterschätzte Restaurants wie das «Cowboys». Um aus dem Vorwort zu zitieren: «Wenn es darum geht, die besten Hotels, Restaurants und Bars von Bern kennen zu lernen, sind Sie mit der Lektüre des “Magenfahrplan” bestens ausgerüstet.»

Guten Appetit!

Das kann doch jedes Kind

Roland Fischer am Mittwoch den 11. August 2010

Die Wunderkind-Geschichte heute auf der letzten «Bund»-Seite hat mich an einen herrlichen Dokumentarfilm erinnert. «My Kid Could Paint That» gehört zu der Sorte Filmen, die mit einer klaren Idee beginnen und sich dieses engen Korsetts gezwungenermassen nach und nach entledigen, weil richtig gute Geschichten nun mal eher üppig als schlank und rank gebaut sind.

Der «kleine Picasso» ist kein so einsames Ausnahmetalent – vor ein paar Jahren hat ein ähnlicher Fall aus Amerika für Furore gesorgt. Dort war es ein vierjähriges Mädchen, das, obwohl nur halb so alt, stilistisch schon etwas weiter war als der diesbezüglich eher biedere Kieron: Marla malte abstrakt – ihre wild-expressive Kunst musste man irgendwo anfangs bis Mitte des 20. Jahrhunderts verorten, bisschen Chagall, bisschen Pollock. Von daher auch der Titel des Films. Man kennt das ja: Man steht etwas verständnislos in einem Saal voll moderner Malerei, man schaut sich die irgendwie planlos wirkenden Werke an und eh man sich’s versieht hat man den dummen Gedanken gedacht, dass diese Gemälde nun wirklich ein Kinderspiel sind – oder zumindest nicht so weit von solchem entfernt.

Marla wurde damals zu einem richtigen Medienstar, und der Regisseur Amir Bar-Lev wollte eigentlich nur dokumentieren, wie eine ganz und gar durchschnittliche Familie mit solchem Rummel umgeht. Mit Kunsttheorie hatte er nicht wirklich viel am Hut. Doch unversehens gerieten die Dinge aus dem Ruder, Marla (bzw. ihre Eltern) wurden des Betrugs bezichtigt, mit aller Macht wurde versucht, die heile Kunstwelt wiederherzustellen: Nein, nicht jedes Kind könnte das. Besser gesagt überhaupt keines. Gutachten wurden erstellt, allerlei Experten meldeten sich zu Wort, die Eltern galten bald als überehrgeizige Unmenschen, die auch mal den Pinsel ihrer Tochter führen, wenn ihre Technik zu wünschen übrig lässt. Und Bar-Lev war plötzlich mittendrin im Schlamassel: ein Ankläger, ein Beweisführer, ein zynischer Beobachter? Hoffen wir, dass der kleine Kieron nicht ins selbe Wespennest sticht. Vielleicht tut er gut daran, alte Meister zu kopieren statt ein neuer zu sein.

Auf dem Segway-Drive

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 30. Juni 2010

Eine Medienmitteilung weist auf eine Veranstaltung hin, die sich Freunde und Freundinnen von neuen Fortbewegungsmitteln und des Filmes «Der Kaufhaus-Cop» nicht entgehen lassen sollten: Die Segway-Roadshow gastiert morgen Donnerstagabend auf dem Waisenhausplatz und für einmal ist das Benutzen eines dieser komischen Fahrzeugen gratis.

Wichtiger noch: Wer bereits Zeuge einer Berner Segway-Ausflugsrunde wurde, der weiss, welch superbe Falle das Fortbewegen mit dem einachsigen Hightech-Elektrofahrzeug macht. Oder anders: «Noch nie hat die Kombination von Kultur und innovativer Technologie so viel Spass gemacht!»

Eine Segway-Tour im Berner Mattequartier. (zvg)
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Ein PDF mit der Übersicht über die verschiedenen Segway-Stadttouren zum Download finden Sie hier.

Angst vor dem Wortmonster

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 1. Juli 2009

Raucher (Bild: Beat Schweizer)Ab heute Mittwoch haben es die Raucher unter uns ein wenig schwerer, ist doch das Rauchen in «öffentlich zugänglichen Gebäuden» nicht mehr gestattet.

Trotz dem Anbruch dieser neuen Ära war es dem Berichterstattenden nicht möglich, den gestrigen letzten Tag der Rauchknellen in einer solchen zu verbringen. Schuld war nicht der «Boss», schuld war einfach der schöne Abend, an dem während einem nicht repräsentativen Streifzug durchs Nordquartier nur gerade im harten «Pfiff» an der Scheibenstrasse mehr Gäste im Lokal als auf den Aussenbestuhlungen anzutreffen waren.

Natürlich wird das Rauchverbot bald nicht mehr wegzudenken sein, wie damals in den Zügen. Am meisten graut es mir drum vor dem einen wüsten Wort, das ich nur einmal hinschreibe und sich hierzulande hoffentlich nicht durchsetzt: «Smirting» heisst es und wer dieser Verschmelzung dennoch nachgehen möchte, hole sich auf dieser Seite ein paar Tipps. Wobei Raucher ja bekanntlich Sieger sind.

Christo und Jeanne-Claude erneut in Bern?

Daniel Gaberell am Mittwoch den 13. Mai 2009

christo

Neuccasionen und Occheiten

Manuel Gnos am Mittwoch den 15. April 2009

Rechtschreibung und Grammatik sind etwas für Leute, die Spass daran haben. Und für Bücher, Zeit- und Bewerbungen. Massregelungen darüber hinaus sind spiessig und zeugen von Kleingeist. Wer sein Wirtshaus (man lese: Wirt’s Hau’s) falsch beschriftet, sollte nicht getadelt sondern geadelt werden dafür, dass er ein Schmunzeln auf mein Gesicht zaubert.

Mein Lieblingsschild hängt im Lorrainequartier oberhalb einer Reihe von Occasions-Fahrzeugen:

Alcadis-Garage im Berner Lorrainequartier. (Bild Manuel Gnos)

Im Internet besonders beliebt ist das Apostroph-Bashing:

Apostroph-S-Hass-Seite
Kapostropheum
Apo’strophen-Alarm

Ein Dank geht an Caramell, die mich mit ihrer Liste Nr. 543 an diesen lang gehegten Beitragsplan erinnert hat.

In eigener Sache

Grazia Pergoletti am Dienstag den 10. Februar 2009

HuB Wie die geneigte Leserschaft schon bemerkt haben dürfte, ist unsere werte Frau Kretz aus New York zurückgekehrt. Sie wird nun als Berichterstatterin in Sachen Theater und anderes voll ins Blogwesen einsteigen.

Signora Pergoletti ihrerseits, bis anhin Hauptverantwortliche für die Darstellenden Künste, wird bald für drei Monate nach Zürich – was nicht gerade New York ist, aber immerhin – entschwinden, um in einem Theaterstück nach «Der Pate I-III» mitzuwirken (man wird verstehen, dass dieses Unterfangen drei Monate Zeit braucht).

Die Signora wird uns aber weiterhin, wenn auch etwas sporadischer, erhalten bleiben. Zum Glück, hat sie sich doch auch als unvergleichliche Fotokünstlerin in den vergangenen Jahren hier einen Namen gemacht.

Zur Feier des Tages anbei eines ihrer Meisterwerke, welche übrigens auch in den Kommentaren öfters mit Komplimentschwällen bedacht wurden: «Has unter Baum I-III».

Herzlich Willkommen Frau Kretz!