Es ist offiziell, die Jury hat entschieden: Berns bester Künstler heisst Fabian Marti. Leider konnte er Kranz und Urkunde nicht selber in Empfang nehmen, er ist grad anderweitig beschäftigt, in Venedig. Zufall? Bei der Prämierung des «besten Künstlers mit Bernbezug» gestern in der Milieu-Galerie war die einzige echte Überraschung eigentlich, wie wenig Überraschungen es beim Ranking gab. Erster bei der augenzwinkernden Marktbefragung wurde der Shootingstar Marti, Zweiter Urs Zahn und Dritte Anja Schori, beides auch keine Unbekannten.
Erstmal ein paar Zahlen (darum geht es ja schliesslich bei einer Auktion): 50 Kunstwerke waren zur Prämierung eingereicht worden, 76 Gebote wurden abgegeben Bieter traten in Aktion und verteilten sich tatsächlich schön auf alle Werke, ganz verschmäht wurde keines. 900 Franken war das Höchstgebot, ingesamt etwas über 10’000 der gebotenen Franken entfielen auf den Siegerwurden tatsächlich umgesetzt, von den total 33’500 Franken, die die Milieu-Besucherschaft theoretisch insgesamt in den Berner Kunstnachwuchs zu investieren bereit war, in rund 330 Geboten. Was einem durchschnittlichen ad-hoc-Marktwert von 100 Franken entspricht.
Man könnte, die wenig überraschende Rangliste zum Mass nehmend, folgern, dass der Markt eben doch der objektivste Kunstjuror ist. Ebenso schlüssig ist aber der Gedanke, dass der Markt eben auch dann regiert, wenn ihm eigentlich ein Schnippchen geschlagen werden sollte. «Blind» jedenfalls war die Auktion nur insofern, als man nicht wusste, was die anderen Bieter zu zahlen bereit waren. Die Namen hinter den Werken wurden nicht verheimlicht – also darf man annehmen, dass manch einer eher spekuliert als wirklich nach eigenem Belieben gewählt hat. Schliesslich winkte die Gelegenheit, einen halbwegs «grossen Namen» für ein Butterbrot zu erstehen. Und solche kleinkarierten Strategien läppern sich dann natürlich zu einem eher grobschlächtigen Mosaik zusammen. Der beste Berner Künstler ist also: der erfolgreichste Berner Künstler. Und der erfolgreichste Berner Künstler ist derjenige, der am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und am meisten Aufmerksamkeit bekommen nun mal die besten Künstler. Kunst ist Markt und Markt ist Psychologie. So einfach ist das. So einfach ist das?