Es wird von den «Frou Müllers» gerne betont, dass es in dieser Stadt durchaus ein überdurchschnittlich grosses Angebot an nächtlichen Vergnügungsmöglichkeiten gäbe und es auf einen Konzert-Club mehr oder weniger nun wirklich nicht drauf an komme. Ja, es ist tatsächlich so, dass immer mal wieder auch neue Lokale ihre Pforten öffnen, wie jüngst der RockGarden in der Bahnhofunterführung.
Ich darf als Einstieg von der Homepage zitieren, weil es einfach zu schön ist: «eine “Quartierbeiz” der gehobenen Art» und dann noch: «Eine Frage bleibt unbeantwortet und soll es auch bleiben: Heisst das neue Lokal nun “RockGarden” weil dort ein Bär namens Rock and Roll lautstärkstens los ist oder weil der neue Gastro-Tempel die schönsten mittelalterlichen Mauern (Rocks), die Ruinen der Kellergewölbe der Heiliggeistkirche und zum Teil des Christoffelturms umschmiegt ? un, cooler Sound (von Rock über Soul bis Blues) in historischer Umgebung und modernstem, germütlichem innenarchitektonischem Outfit, ist ebenso selbstverständlich Programm wie wohltemperiertes Essen und kühle Getränke.»
Ich konnte mich nach diesen Zeilen nicht zurückhalten und stürzte direkt nach dem Feierabend in die edlen Hallen.
Die «gehobene Quartierbeiz» kann ich durchaus bestätigen. Es standen ein paar angejahrte Leitmännchen im Kaschmirmantel an der Bar und probierten sich durch die umfangreiche Bierkarte («… nicht weniger als sechs Berner Biere…»!) und ergänzten sich vortrefflich mit den handelsüblichen Bahnhofbuffetsäufern in den speckigen Lederjacken und mit dem starren Blick.

Die rosa ausgeleuchteten «Rocks» schmiegen sich auch ihrerseits ganz fantastisch dem Eingangsbereich entlang um den Gastro-Tempel und geben den Blick auf die lange Bar frei – alles sehr amerikanisch, einfach in schweizerisch-proper.
Am interessantesten fand ich dann aber doch die Tatsache, dass überhaupt keine Musik lief in diesem Rockgarden – also vielleicht schon ein bisschen, aber sicher bin ich mir nicht, weil es wohl nur mit Luchsohren und zusätzlichem Hörgerät auf höchster Stufe auszumachen gewesen wäre.
Item, man müsste für den wahren Rock wohl auch zu späterer Stunde vorbeigehen und die wird es migottstüri geben, von Freitag bis Sonntag haben die da nämlich durchgängig offen, also Freinächte am Laufmeter und das ist doch ein weiteres Rätsel; wie ist das nun möglich in diesem lärmgeplagten Bern?