Archiv für die Kategorie ‘Klatsch & Spott’

Goldene Brause

Benedikt Sartorius am Dienstag den 22. Mai 2012

In einer wöchentlichen Jugendzeitschrifts-Rubrik namens «Partytipps Berlin» fand sich unter den sogenannten «Dos» der Punkt: «Club Mate trinken». Man darf beruhigen: Für diese Tätigkeit muss unsereiner nun wirklich nicht nach Berlin fliegen.

Club Mate beinhaltet in grossen Dosen Koffein, weckt angenehm auf, übersüsst nicht und wirkt höchstens ein bisschen austrocknend. Diese güldene Brause, die ich gerne schon vor einem Jahr gekannt hätte und den Übernamen «Hackerbrause» trägt, trinkt man hierzulande vorzüglicherweise in den Gastrobetrieben der Reitschule.

Dieses Angebot wird nicht nur bei wieso auch immer Abstinenten rege benutzt: Musiker zügeln ganze Harassen des kohlensäurenhaltigen Eistees in den Backstack-Bereich, auf der Bühne dient die wiederverschliessbare Halbliter-Flasche als Schnaps-Ersatz und für den einfachen Konsumenten zuweilen auch als bester Freund in langen Nächten, ehe wieder die Getränke-Palette gewechselt wird.

Und auch ich stieg als Hinterletzter auf den neuesten komischen Getränke-Trendzug um trank unverzüglich.

Angriff aus dem Untergrund

Ruth Kofmel am Freitag den 6. April 2012

Das bekannte Phänomen: ein Trend der Strasse wird ruckzuck von der Geschäftswelt absorbiert.

Manchmal hat das durchaus sympathische Züge, wie in diesem Fall: Unter hunderten von Pflanzensamenbriefchen findet sich im Gartencenter auch die passende Waffe für den unerfahrenen Guerillagärtner.

Damit dem Pflanzen-Novizen nicht der verheerende Fehler passiert, seine Samenbomben mit falscher Munition zu bestücken, also beispielsweise für ein schattiges, feuchtes Plätzchen den Lavendel als Wurfgeschoss wählt, hat die Wyss Samen und Pflanzen AG mit Sitz in Zuchwil-Solothurn die passende Grundausrüstung ins Sortiment aufgenommen: Die Guerilla-Blumenmischung «Flower-Power».

Das Briefchen zu zwei Franken und vierzig Rappen – ein fairer Preis für ein paar unvermutete Blümchen in den grauen Strassenschluchten von Bern – muss man die Samen nach Erwerb nur noch mit «tonhaltiger Erde vermischen und genau da hin werfen, wo die bunten Blumen wachsen sollen».

Ein leichter Dämper kommt dann doch noch unter dem Stichwort «Standort: Sonnig und warm mit magerer Erde» – also doch nichts für blutige Anfänger und das mit dem «genau da hin werfen» nichts für Werf-Spastikerinnen, wie ich es eine bin.

«Hoch! Hoch!» (2)

Roland Fischer am Dienstag den 27. März 2012

Weiter geht’s mit unseren Vorschlägen für höhere architektonische Weihen in Bern. Heute ein Vorschlag für die Angleichung der Bebauungshöhen zwischen Matte und Altstadt. Eventuell wären die oberen Etagen auch über eine Hängebrücke direkt von der Münsterplattform oder von der Kirchenfeldbrücke aus zugänglich zu machen. So oder so, ein architektonischer Impuls würde dem Schwellenmätteli auf jeden Fall gut tun.

«Hoch! Hoch!» – Visionen für Bern

Roland Fischer am Dienstag den 13. März 2012

Der Stadtpräsident hätte gern ein Hochhaus auf der Schützenmatte – und findet im gleichen Atemzug, dass «uns zu einem richtigen Hochhaus der Mut eher fehlt». Also uns hier bestimmt nicht. Wir hätten da schon ein paar städtebauliche Ideen für Bern. Ist ja nicht so, dass die Schützenmatte der einzige Platz ist in Bern, wo man ein wenig Mut beweisen könnte. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Bahnhof, der sich bis anhin reichlich verschüchtert unter die Grosse Schanze duckt?

Während sich nun die Politiker mit naturgemäss eher bodenständigem Architekturverständnis der Causa «Schütz» annehmen, werden wir hier in loser Folge echte (und planerisch herausragende, versteht sich) Visionen für Bern entwickeln.

Schniedel-Kunst

Gisela Feuz am Dienstag den 13. März 2012

Mich beschäftigt etwas, werte Leser und Leserinnen. Und zwar sind das Schniedel. Also besser gesagt Zeichnungen von Schniedeln, mit denen man in Backstage-Räumen von Rock’n’Roll-Clubs zwangsläufig konfrontiert wird. Mal gross mal klein, mit oder ohne Haare und Kronjuwelen, gehört der Schniedel definitiv zu den am meisten dargestellten Symbolen im Rockzirkus. Tatsächlich kann sich die Schreiberin nicht erinnern, auch nur einen Backstage-Raum ohne Schniedel-Zeichnung gesehen zu haben.

Weswegen Mann diesen Markierungs-Drang verspürt, konnte mir bis anhin noch niemand schlüssig erklären. Unser Herr Schlagzeuger meinte, dass es vielleicht damit zu tun habe, dass man zwangsläufig auf das geistige Niveau eines Teenagers sinke, wenn man mit einer Rock’n’Roll-Band längere Zeit unterwegs sei (was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann), oder dass Rock’n’Roll als solches halt schon eine ziemlich archaische Angelegenheit sei. «Ich Liane, du Jane», öppen so. Damit wird er wohl nicht unrecht haben, denn dass ein Jazz-Musiker oder ein klassischer Pianist im Backstage Schniedel an die Wand malt, kann man sich irgendwie nicht so recht vorstellen.

Andersrum könnte man sich ja nun fragen, weswegen die Rock’n’Rollerinnen nicht mit Stolz ihre primären Geschlechtsteile an irgendwelche Wände pinseln. «Weil sie wahrscheinlich nicht zeichnen können», so die Antwort unseres Herren Gitarristen. So wird’s sein. Ähem.

Verleser

Ruth Kofmel am Montag den 5. März 2012

Es sind prächtige Momente des innerlichen Schenkelklopfens – ein richtig saftiger Verleser.

Eine korrekte Werbung oder Aufschrift wird beim Vorbeigehen oder -fahren falsch gelesen und es wird immer etwas Versautes, politisch Unkorrektes oder Absurdes daraus. Dazu eine nette Zusendung:

 

Total Rock

Ruth Kofmel am Samstag den 18. Februar 2012

Es wird von den «Frou Müllers» gerne betont, dass es in dieser Stadt durchaus ein überdurchschnittlich grosses Angebot an nächtlichen Vergnügungsmöglichkeiten gäbe und es auf einen Konzert-Club mehr oder weniger nun wirklich nicht drauf an komme. Ja, es ist tatsächlich so, dass immer mal wieder auch neue Lokale ihre Pforten öffnen, wie jüngst der RockGarden in der Bahnhofunterführung.

Ich darf als Einstieg von der Homepage zitieren, weil es einfach zu schön ist: «eine “Quartierbeiz” der gehobenen Art» und dann noch: «Eine Frage bleibt unbeantwortet und soll es auch bleiben: Heisst das neue Lokal nun “RockGarden” weil dort ein Bär namens Rock and Roll lautstärkstens los ist oder weil der neue Gastro-Tempel die schönsten mittelalterlichen Mauern (Rocks), die Ruinen der Kellergewölbe der Heiliggeistkirche und zum Teil des Christoffelturms umschmiegt ?  un, cooler Sound (von Rock über Soul bis Blues) in historischer Umgebung und modernstem, germütlichem innenarchitektonischem Outfit, ist ebenso selbstverständlich Programm wie wohltemperiertes Essen und kühle Getränke.»

Ich konnte mich nach diesen Zeilen nicht zurückhalten und stürzte direkt nach dem Feierabend in die edlen Hallen.

Die «gehobene Quartierbeiz» kann ich durchaus bestätigen. Es standen ein paar angejahrte Leitmännchen im Kaschmirmantel an der Bar und probierten sich durch die umfangreiche Bierkarte («… nicht weniger als sechs Berner Biere…»!) und ergänzten sich vortrefflich mit den handelsüblichen Bahnhofbuffetsäufern in den speckigen Lederjacken und mit dem starren Blick.

Die rosa ausgeleuchteten «Rocks» schmiegen sich auch ihrerseits ganz fantastisch dem Eingangsbereich entlang um den Gastro-Tempel und geben den Blick auf die lange Bar frei – alles sehr amerikanisch, einfach in schweizerisch-proper.

Am interessantesten fand ich dann aber doch die Tatsache, dass überhaupt keine Musik lief in diesem Rockgarden – also vielleicht schon ein bisschen, aber sicher bin ich mir nicht, weil es wohl nur mit Luchsohren und zusätzlichem Hörgerät auf höchster Stufe auszumachen gewesen wäre.

Item, man müsste für den wahren Rock wohl auch zu späterer Stunde vorbeigehen und die wird es migottstüri geben, von Freitag bis Sonntag haben die da nämlich durchgängig offen, also Freinächte am Laufmeter und das ist doch ein weiteres Rätsel; wie ist das nun möglich in diesem lärmgeplagten Bern?

Konsumartikel Vol. 2

Benedikt Sartorius am Freitag den 10. Februar 2012

Was macht eigentlich die Kassette? Und was der geliebte rechteckige Controller der Acht-Bit-Gamekonsole NES? Nun, die gibt es natürlich immer noch, stehen auch da und wann im privaten Einsatz, aber vor allem erobern sie wieder den öffentlichen Raum, dank den iPhone-Hüllen, die mir eigentlich ganz gut gefallen, falls man denn so was überhaupt braucht:

Nicht zum kaufen gibt es derweil das Klavier des charmanten französischen Chartsbrecher David Guetta, der mir mit seinen Videos viele lustige Momente beschert hat. Das Klavier des One-Trick-Tiers Guetta dreht lustige Runden im WWW und soll auch hier nun abgebildet werden, weil es sehr gefällt:

Fragezeichen: Holzlabor hinten in der Lorraine

christian pauli am Mittwoch den 18. Januar 2012

Hier komme ich öfters joggernderweise und saisonalbedingt zur Zeit meist in der Dunkelheit vorbei: Beim Holzlabor, ganz unten und ganz hinten in der Lorraine.

Altes Gewerbehäuschen, Zeuge einer Manufaktur im ehemaligen Arbeiterquartier (Marcel Linder, mech. Schreinerei, Tel. 42 45 71). Seit kurzem offenbar neu besetzt/belegt/beleuchtet/bewohnt. Hat, wie ein Blick nach innen verrät, mit Holz und Holzverarbeitung zu tun, aber auch mit Gastronomie:

«Heute kein Ruhetag» könnte zwar auch biblisch gemeint sein, aber eine weitere Tafel verscheucht die Zweifel, dass hier eine Freikirche ihr Unwesen treibt. Das Holzlabor hat auch Campari Soda und Gurtenbier im Angebot. Das Internet bietet zwar eine Adresse, aber nicht viele Informationen. Auf einer Facebook-Seite heisst’s: «Kriegst du Holz vor der Hütte? Haben wir!»

Na ja, ich lasse das mal so stehen und jogge, sozusagen rechechier-los heimwärts. Dort gibts auch Bier, wenn auch von einer anderen Landesgegend.

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In der neuen Serie «Fragezeichen» berichten wir über urbane Rätselhaftigkeiten. Um Antworten wird jeweils höflich gebeten.

Fragezeichen: Wohnung in der Lorraine

Roland Fischer am Mittwoch den 11. Januar 2012

Vielleicht ist es auch schon aufgefallen: Ein Wohnungsinserat, das seit Jahren (!) Woche für Woche für eine günstige Wohnung in der Lorraine wirbt – offenbar erfolglos.

Was für ein Loch sich hinter der unscheinbaren Anzeige wohl verbirgt? Dieses hier?

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