Archiv für die Kategorie ‘Klatsch & Spott’

Der Däppeler

Resli Burri am Donnerstag den 10. Januar 2013

Es könnte so schön sein, da oben im Oberland, ja, im Berner Oberland könnte es schön sein. Von der schmucken kleinen Alphütte auf der Sonnenseite des Tales ist die Aussicht atemberaubend. Abgeschottet von der Zivilisation könnte man es sich hier gut gehen lassen, auf dem Kanonenofen ein bisschen Käse schmelzen und den Wein zum kühlen auf die Laube stellen. Später, wenn die Petrollampen gelöscht sind, würde man herrlich schlafen.

Aber eben, da ist noch einer: der Däppeler. Er ist nur nachts unterwegs. Er rüttelt an Fensterladen, entriegelt Stalltüren, schleicht über den Dachboden, bringt den Telefondraht zum singen, schmeisst Scheiterbeigen um oder treibt sonst irgendeinen Schabernack. Eigentlich ist er ja nicht böse, aber man möchte doch seine Ruhe, schliesslich ist die Kurtaxe bezahlt. Ich habe mir vorgenommen, den Däppeler zur Rede zu stellen. Wo ist der Sauhund am Tag? Ich vermute, er materialisiert sich irgendwie, aber den finden wir schon:

Und wo ist der Bernbezug? Wenn der Däppeler in den Schnee brunzt, kommts in 3011 Matte vorbei, dort wo heute «Zum Runden Leder» «Tom meets Zizou» presentiert in der Cinematte, und wo das Duo Fratelli Spinelli danach ihre unverwüstlichen Covers geben in der Loge.

Kitsch versus Pflotsch

Resli Burri am Dienstag den 1. Januar 2013

Das Neue Jahr fängt ja gut an. Aber wir lassen uns nicht schon entmutigen:
Ein Taschenofen kann diese Tage durchaus eine wärmende Wirkung haben. Wolle auch, wie Figura nebenan zeigt.
Aber es geht auch anders. In der heutigen vernetzten Welt kann man problemlos Musik-Files um den Globus schicken und eine virtuelle Grossformation mit MusikerInnen aus aller Herren Länder zusammenstellen. Musik verbindet. Das, ach, so wahre Cliché wird hier sehr eindrücklich bestätigt, und zwar mit Beiträgen aus ausschliesslich warmen Gefilden. Die Kehlkopf-Gesänge der Inuit zum Beispiel fehlen. Das ist uns aber egal, wollen wir uns doch nur ein klein wenig wärmen an diesem Song und zur Einsicht kommen, dass auch Kitsch wie ein Taschenofen oder ein hübsches Wollkleid wohltuend wirken kann.

Bern – verstimmt

Resli Burri am Mittwoch den 28. November 2012

Am Wochenende wurde abgestimmt. Die Stimmlokale sind wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt worden, die Stimmenzähler haben ihre Bürgerpflicht erfüllt, die Stimmausschüsse haben ausgeschossen, Katerstimmung bei der SVP, rot-grüne Jubelstimmung in Bern.
Die Stimmer sind müde und haben eine kleine Auszeit redlich verdient.
Wie aber geht es den Klavieren?
So sieht es in Bern und Thun aus, wenn es im Wallis so aussieht:

Die Klavierbauer und -StimmerInnen haben sich nämlich am Montag klammheimlich aus dem von Blähungen geplagten Zibele-Bärn davongestohlen und haben die Pianisten der Region für zwei Tage im Stich gelassen, um sich dem Wallisser Rebensaft hinzugeben. In Salgesch wurde gefachsimpelt, degustiert (unser blinder Kollege Ivon hat eine Blinddegustation gemacht) und gegessen, dass es eine Freude war.

Liebe MusikerInnen, jetzt sind wir frisch gestärkt und hoch motiviert wieder für Sie da. Rufen Sie uns ungeniert an für gute Stimmung im Hause. Wir kommen bestimmt.

Lieber Emil, 79,7

Resli Burri am Freitag den 16. November 2012

Bevor die SI, G&G, Glückspost, Schweizer Familie, oder andere People-Postillen in den Gratulationsreigen einstimmen, macht ausnahmsweise KSB den Anfang.
Bald wirst Du 80 und wir freuen uns mit Dir!

Am Mittwoch hat sich die ganze Schweizer Kleinkunstfamilie in den heiligen Hallen der Fernsehstudios zu Leutschenbach getroffen, um am 5. Januar 2013, am Vortag zu seinem Jubiläum, auf SFTV spontan ein Fest mit Emil zu feiern.

Es waren da: Opernregisseur Massimo Rocchi, Pic, Pello, Joachim Rittmeyer, Ohne Rolf, Nils Althaus, Neo-Irokese Andreas Thiel, Bluesmax, Esther Hasler, Fölein Da Capo, Gisela Widmer, Ursus & Nadeschkin, Markus Maria Enggist, Gardi Hutter,  härzige Bueb Manuel Stahlberger, Nicole D Käser, Ueli Bichsel und Silvana Gargiulo, Ferruccio Cainero, David Bröckelmann, Birgit Steinegger, WAM, Fabian Unteregger, Dodo Hug, Stefan Heuss, und wir Haudegen von Les trois Suisses.
Es sind noch nicht alle aufgezählt, und unser Herr Baumeister äusserte sich in die Richtung, ein neidischer Kollege hätte das Ganze inszeniert, um sich auf einen Schlag mit einem fiesen Attentat sämtliche Aufträge im Kleinkunstbereich unter die Nägel zu reissen. Die nicht anwesenden waren plötzlich sehr verdächtig. Claudio Zuccholini? Viktor Giaccobo? Es ist aber alles gut gegangen, und die versammelte Lustigkeit konnte nach einem Kürzestauftritt dem sichtlich ergriffenen Doyen der Szene die Hand schütteln.


 

Bernmobil – falsch verstanden

Resli Burri am Freitag den 9. November 2012


Weil es im Tram und Bus
(Drum&Bass) von Bernmobil (Tschernobyl?) nicht eigentlich wirklich immer nur still ist, kommt es immer wieder vor, dass man die im Fahrzeug geschmeidig angesagten Haltestellen falsch versteht:

Kategorie akustisch nicht verstanden:

Zytglogge – Zyklopen
Guetmatt – Guet gmacht / Guet Nacht
Gartenstrasse – Gar ke Schtrass
Saali – Sälü!
Gurtenbahn – Guete Plan
Guisanplatz – Mise en place

Oder die Stationen haben in einer anderen Sprache eine andere Bedeutung.
Kategorie Fremdsprachen:

Der fordernde Engländer am Frühstückstisch: «Nydegg
Der Chinese: «Immel wenn chalt, dann Flühli
Der Franzose, der ungeduldig auf den Auftritt von Moby wartet: «Moby, joue!» – Monbijou (so wie wir es aussprechen)
Der gleiche Franzose, der nach einer Absage seiner Englisch sprechenden Angebetenen feststellen muss: «elle fait no!» – Elfenau (so wie wir es aussprechen)
Und sie versteht unter Rathaus eine Bleibe für Nager und bei Wankdorf macht sie sich auch ihre Gedanken.
Ein Ostschweizer beim Holzen zum anderen: «Du, sisch ja gly Wiehnachte, sölli die chlyni Tanne au fälle?» – «Jaja, Felsenau

Eine Station (Stadt Sion) kann nichts für ihren Namen, sie wird einfach getauft, die arme, und oft missverstanden. Ein Seminar ist kein Halbschlauer, im Oberfeld stehen nicht unbedingt Kellner herum und mit Ostring ist nicht das Pendant zum G-String gemeint. Dafür weiss man jetzt dank der Leuchttafeln meistens Wander Bus fährt.
Wenn man nicht sicher ist, ob man am richtigen Ort ist, muss man halt fragen: «Bin ich wirklich in der Dübystrasse? – Düby or not Düby?»

Kategorie Berndeutsch umgedeutet:

Sägestrasse – Nenne einen Weg!
Victoriaplatz – Viktor, i ha Platz!
Der Vater: «Bueb, we de wotsch e rächte Endo wärde, muesch nach der Schueu id Hasler
Auf dem Bauernhof. Der Deutsche: «Du, sag mal, ist dieser Hofgut?» – Der Bauer: «Ja klar, Sonnenhof gsehsch säute, es macht nume der Aschyn, aus brächi da d Muri, i zeige dir der Schtau u nähr luege mer no d Siloah. Oh! D Geiss isch furt, ds Rossfeld u jitz isch ou d Kunoweg

Die Liste der Haltestellen von Bernmobil gibt es hier. Sie dürfen sich gerne beteiligen am heiteren Stationenspiel!

Tim: «He, passen Sie doch auf, Sie!»

Resli Burri am Samstag den 20. Oktober 2012

Tim: «Jetzt wären Sie in mich reingelaufen, wenn ich nichts gesagt hätte!»
Herr Wander:
«Ich habe eben grad mit meinem Peak Finder App geschaut, um zu schauen, was für Berge man schauen könnte.»
Tim: «Hier in Porrentruy  (porc en truite?) gibt es keine Berge, höchstens so hingefaltete Hügel, dafür rühmt sich der Ort, die Schweizer Stadt zu sein, die am nächsten von Paris liegt. Ist doch ein hübsches kleinen Städtchen?»
Herr Wander: «Ööh, aha, warten sie, ich schaue rasch nach auf Wikihood
Tim: «Wieso schauen Sie nicht einfach selber, so wie früher, mit den Augen, he?»
Herr Wander: «Wissen Sie, das Holz, aus dem ich geschnitzt bin, ist ziemlich steif, und mein Schnitzer hat mir nun mal diese Körperhaltung gegeben.»
Tim: «Sie sind bei weitem nicht der einzige, der so durch Leben wandelt, es gibt viele wie Sie
Herr Wander: «Oh, das ist aber tröstlich»
Tim: «Wenn Sie gerade online sind, dann lesen Sie doch, was Herr Fischer von KSB zu diesem Thema schon geschrieben hat, wissen Sie, KulturStattBern, so ein Blog, in dem nicht alles so ernst nehmen muss.»

 

Fruchtfliegen – Saugetiere

Resli Burri am Sonntag den 7. Oktober 2012

 

Es sind nicht mehr so viele, wie es auch schon waren, aber sie nerven immer noch gehörig, diese kleinen Obst- und Gemüsegierigen Viecher.

Ja, ich kenne die Falle mit dem Essig und dem Spülmittel: Der Fruchtessig zieht das Getier an, das Spülmittel zerstört die Oberflächenspannung des Gesöffs und die Fliegen ertrinken darin. Aber Sie, das dauert! Die Zeit haben Sie auch nicht, zuzuschauen, bis alle dort kläglich zu Ende gehen.

Ich habe etwas für Sie: Sie nehmen den Staubsauger.

Nur mit dem Rohr saugen Sie die Winzlinge problemlos ein, und sie machen sich nie mehr aus dem Staub, garantiert!

Was das mit Kultur zu tun hat?

Nun können Sie sich ungestört den schönen und wertvollen Dingen im Leben zuwenden. Zum Beispiel der Lektüre von Schwazzenbach, der neuen Erzählung vom Berner Autoren Francesco Micieli. Wie geht es einem jungen «Tschingg» mit Afrolook in Lützelflüh während der Schwarzenbach-Initiative?

Das kann man auch ohne Fluchtfliegen erfahren.

Hobbylos

Resli Burri am Freitag den 28. September 2012

 

– «Ist Ihnen langweilig in den Herbstferien?»

– «Ööh, nein, nicht eigentlich wirklich.»

– «Haben Sie keine Hobbys

– «Brauche ich nicht.»

– «Kinder?»

– «Nein, aber…»

– «Kennen Sie keine Bar

– «Sie, hören Sie mal!»

– «Wieso tun Sie denn sowas?»

– «Weil es Spass macht, Sie Wunderfitz! Und hier das Rezept:Man nehme eine Katze, eine Schnur von 172 cm Länge und einen Stecken von 47 cm. Die Schnur wird am Ende des Steckens montiert, und die Katze wird mit der Schnur in den Wahnsinn getrieben. Ist günstig und unterhaltsam.

So, und jetzt machen Sie, dass Sie wegkommen.»

Remixes

Benedikt Sartorius am Samstag den 22. September 2012

Es ist ein trüber Morgen, und da kann ein wenig Musik aus den Streamweiten nicht schaden.

– Wäre der Mix, den der Chilene Nicolas Jaar im Mai für die BBC angefertigt hat, ein Album, ja, er wäre ganz weit vorne in den Platten-Jahreslisten. Nun gibts diese zwei Sternstunden, die unter ganz vielen Soundspuren von Twin Peaks, Bill Callahan und NSync enthalten, auch ohne die Jingles des britischen Hoffunks. Hier, zum Beispiel.

– Interessieren Sie sich für die Band The xx? Wenn ja: Hier gibts die Band mit Orchester (dies habe ich mir noch nicht angetan) oder in der schönen Remix-Form des geschätzten Elektronikers Four Tet.

– Remixes haben in Copyright-Copyleft-Zeiten auch eine politische Komponente. Und wenn beides zusammenkommt, dann ist Zeit für den Autotune-Remix einer Sorry-Rede von Nick Clegg, seines Zeichens Vizepremier Englands. Schön.

– Und wenn wir schon hier angelangt sind, bei freien Lizenzen und Interpretationen des Originals, darf natürlich das Kunstwerk des Jahres der spanischen Rentnerin Cecilia Giménez nicht fehlen. Völlig zurecht fordert sie, die ein Jesus-Fresko auf ureigene Art restauriert hat, eine Gewinnbeteiligung an den Publikumsströmen, die ihren «Ecce Mono» bewundern und das Dorf reicher machen.

App-Gefahren

Roland Fischer am Dienstag den 21. August 2012

Es ist nur natürlich – auch Postautos wollen mit der Zeit gehen. Nachdem sie sich mit Surf- und Überwachungstechnologie aufgerüstet haben, kommt nun auch noch die Postauto-App, wie man unlängst auf dem bordeigenen Unterhaltungs- und Informationssystem hat erfahren können.

Natürlich fahren die so ausgerüsteten Postautos nicht nur ins Appenzell. Und natürlich gibt es auch noch viele weitere Ferien-Apps – und ebenso viele weitere lustige iKalauer. Nur schon der Appetit. Oder, für die etwas mutigeren Sprachspieler, die Abzocke. Und ab und zu fällt auch dem gestressten Online-Redaktor mal was ganz Originelles ein.

Bleibt eigentlich nur eins zu sagen: Papperlapapp. Oder doch gleich Shut app?