Archiv für die Kategorie ‘Klatsch & Spott’

Neverland, improvisiert

Christian Zellweger am Donnerstag den 18. Februar 2016

Unsere geschätzte Aussenkorrespondentin Hanna Jordi war gestern bei Peter Pan im Stadttheater und hat folgenden Bericht mitgebracht:

peterpan

Bei der Derniere des Kindermärchens «Peter Pan» im Stadtheater fiel genau er aus: Peter Pan. In die Bresche sprang der Regieassistent.

Wenn es um den Kampf mit Oberpiraten geht, lässt sich Peter Pan in der Regel nicht lumpen. Allerdings ist auch er nicht gegen alles gefeit – etwa gegen schwere Fiebergrippen. Am Mittwochabend bei der Dernière zum Weihnachtsmärchen «Peter Pan» verbot die Theaterärztin dem Hauptdarsteller Sebastian Schneider den Auftritt aus medizinischen Bedenken – und dies eine Viertelstunde vor Vorstellungsbeginn.

Doch anstatt vor ausverkauftem Haus Forfait zu geben, sprang kurzerhand ein Ersatz ein. Regieassistent Mario Matthias las den Text ab Textbuch. Zuerst noch zaghaft vom Bühnenrand aus, dann immer beherzter inmitten der «Lost Boys», Piraten und Meerjungfrauen. Bloss beim finalen Degenkampf verzichtete er dankend auf die Waffe. Wiederum: gesundheitliche Bedenken. Wir lernen: Jugendlicher Übermut ist wunderbar, aber nicht in jeder Situation ratsam.

Ist das Kunst, oder…

Christian Zellweger am Montag den 18. Januar 2016

Neues aus der Kulturstadt: Dieses schöne Ereignis wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:

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Blei für Bern: Zukünfte?

Miko Hucko am Samstag den 2. Januar 2016

Geschätze Leser_innen, ich habe für die KulturStadtBern und das Jahr 2016 Blei gegossen. Dafür bin ich extra in eine andere Stadt (Berlin), um weit entfernt von beeinflussenden kosmischen Strömungen zu sein und völlig neutral zu giessen. Als Ausgangsform habe ich das Schweinchen gewählt, damit ein bisschen tierisches Glück mit dabei sein könnte. Und tatsächlich: Es wurde ein Schlüssel! (falls Sie anderer Meinung sind, bitte kommentieren)

Foto am 01.01.16 um 22.48 #2

So ein Schlüssel bedeutet ja viel Gutes. Es könnte heissen, dass für Berns kulturelles Leben nächstes Jahr grosse Türen aufgehen, bisher unbekannte. Ob das mit dem neuen Hauptstadtkredit im Zusammenhang steht? Oder mit den Wahlen zum Stadtpräsidium im Herbst und den damit möglichen Veränderungen in der Abteilung Kulturelles? Oder, banal, mit der Schlossstrasse oder der Schliessung von etwas oder gar einem Zusammenschluss?

Nach kurzem Googlen stelle ich fest, dass der Schlüssel auch für Geheimnisse stehen kann. Da bin ich ja gespannt, ob die 2016 in die Öffentlichkeit geraten. In diesem Sinne: auf ein Neues.

 

Selfies mit dem Fälscher

Roland Fischer am Sonntag den 22. März 2015

Beltracchi is in town! Angekündigt im deutschen Privatfernsehen, Minute 8.27:

beltracchi

Und er war bestens gelaunt, heute mittag in der Galerie Christine Brügger (das mag natürlich mit den vielen roten Punkten zusammenhängen, die bereits am Tag der Vernissage verteilt waren), er plauderte da ein wenig, erzählte dort eine Anekdote («Der Stefan Raab hat ja mein Buch vorgestellt, und da habe ich ihn vor der Sendung gefragt: Herr Raab, das Publikum, das Sie mit Ihrer Sendung ansprechen, können die denn überhaupt lesen? – Da war er dann glaube ich ein wenig beleidigt.») und war sich auch nicht zu schade, für ein Selfie mit jungen Fans zu posieren.

beltracchiUnd das sagt natürlich eine Menge über das Phänomen (und den Fluch) Beltracchi: Der Mann ist gewissermassen sein eigenes Konzeptkunstwerk – und seine Bilder nur sehr undeutliche Spuren einer viel grösseren Geschichte, die wohl ewig zwischen Skandal und Genialität hängen bleiben wird. Dass sich auch diese ungefälschten (oder soll man sagen: echten) Beltracchis so gut verkaufen wird ihn und die Galeristin natürlich freuen, wenn es bloss nicht gleichzeitig ein Ausdruck der Banalität des Kunstbetriebs wäre, dieser schön schnurrenden und ganz nach den Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie funktionierenden Maschinerie. Wenn die Story eines Werks wichtiger ist als das Werk selbst, dann ist das entweder ein Ausdruck der Cleverness des Künstlers oder der Aufgeschmissenheit des Publikums, weil es das Werk nicht versteht. Und da ist man sich bei Beltracchi wirklich nicht so sicher.

Aufgewacht!

Roland Fischer am Dienstag den 28. Januar 2014

Oje, wer wird denn nun regelmässig übers Schlachthaus berichten? Unsere Miko Hucko wird ab März Assistentin der Theaterleitung, für eine Übergangszeit vorerst. Maike Lex, während der letzten vier Jahre zusammen mit der zu Pro Helvetia wechselnden Myriam Prongué Ko-Leiterin des Schlachthaus, übernimmt ab 1. März 2014 die alleinige Geschäftsführung und künstlerische Leitung des Theaters für weitere viereinhalb Jahre. Wie es nach der Übergangszeit weitergeht in der Schlachthaus-Führungsetage, ist noch nicht entschieden: Maike Lex holt sich auf die nächste Spielzeit Verstärkung für die Kommunikation und führt das Haus alleine.

Das ist mal ein schöner Karrieresprung: Vor einem Jahr noch schlafend im Theatersaal, jetzt hellwach am Mitgestalten. Sehr schön! Am Samstag, 1. März findet im Schlachthaus nach der Vorstellung von LUBIEWO vom Teatr Nowy aus Krakau übrigens ab 22 Uhr eine Abschiedsparty für Myriam Prongué statt, zu der alle eingeladen sind, die mit ihr feiern möchten.

Nochmal: Adieu, liebgewonnene Bars

Roland Fischer am Donnerstag den 26. September 2013

Nicht nur in der Lorraine geht es mit Liebgewonnenem vorbei, auch in der Innenstadt steht ein Wechsel an, der die Zeitungsleser-Unterwelt aus den Fugen bringen könnte: das Diagonal, liebstes Fixerstübli für Leseräusche, bekommt eine neue Leitung. Am Samstag ist nach 11 Jahren Schluss für die symphatische alte Crew – ab Mitte Oktober übernehmen dann die Ossobukko-Macher (Sassafraz u.a.) das Café an der Amthausgasse. Dem Vernehmen nach wird nichts Umwälzendes passieren, oder wie es auf der provisorischen Webseite heisst: «Schon bald ist es soweit und wir heissen Sie herzlich willkommen im: Presse-Café Diagonal».

Dominic Fischer „Gastern“

Weitergehen dürfte es dann auch mit einem erfrischend unprätentiösen Kunstprojekt, das anfangs September im Diagonal seine Taufe erlebt hat: BART (nun ja, der Name…). Eine Leuchtreklame als Kunstkasten und ein sehr offenes Format, da steckt offenbar eine bewusste Abkehr vom Kunstbetrieb mit drin. Oder wie es die Initianten sagen: «BART ist Kunst und Kommerz, Sinn und Unsinn, überraschend, aufmüpfig und einzigartig.» Mitmachen kann jeder, alle paar Wochen wählt eine Jury ein neues Sujet aus und lässt es leuchten. Erster Gewinner war der Werbefotograf Dominic Fischer.

KSB-Heimatkunst, 3005 Bern

Roland Fischer am Donnerstag den 15. August 2013

Hats vor dem Münster Platz? Und wie! Zum Beispiel für eine Berner Wiesn. Heute diskutiert der Stadtrat einen Vorstoss von GLP-Fraktionschef Michael Köpfli in Sachen Münsterplatz-Bewirtschaftung. Also nur so als Diskussionsbeitrag, wir haben mal probiert, ungefähr und perspektivisch: Platz wäre da genug.

Und wen so ein Gastrokonzept jetzt nicht recht überzeugt: Etwas kleiner ginge es bestimmt auch, und etwas lokaler. Das Gewerbe in den angrenzenden Gassen hat jedenfalls schon mal Interesse angemeldet, wie gestern zu lesen war.

Eine kleine Ehrenrettung

Christian Zellweger am Dienstag den 16. Juli 2013

Eine kleine Ehrenrettung für das Programm des Gurtenfestivals: Böse Zungen behaupten jedes Jahr aufs neue, das Gurtenfestival würde sich nicht ganz auf der Höhe der Zeit befinden. Vergleicht man aber das Openair mit den zwei anderen musikalischen Gemischtwarenläden diesseits des Röstigrabens, dem Openair St. Gallen und demjenigen in Gampel, zeigt sich erstaunliches: Das Gurten-Programm ist das aktuellste.

Um den Gurten so gut dastehen zu lassen, muss man sich fragen: Wann haben die jeweils vier Headliner der Hauptbühne ihr letztes Studioalbum veröffentlicht? Und kommt zu folgendem Schluss:

Am Gurten:
Volbeat: 2013
Die Toten Hosen: 2012
Smashing Pumpkins: 2012
Die Fantastischen 4: 2012

Am Openair St. Gallen:
Die Antwoord: 2012
Biffy Clyro: 2012
Kings of Leon: 2010
Die Ärzte: 2012

Am Openair Gampel:
Billy Talent: 2012
Tenacious D: 2012
Xavas: 2012
Max Herre: 2012

Etwas ungelenk visualisiert wird es klar: Das Gurtenfestival schwingt obenaus!

Voilà. Auf vier sonnige Tage am zeitgeistigsten Gross-Festival der Deutschschweiz.

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Zugegeben: Einen Haken hat die Sache: Die 2012-er-Veröffentlichung der Fantastischen 4 ist «nur» ein MTV-Unplugged-Album. Aber da sie ebenfalls unplugged kommen, solls gelten.

KSB-Heimatkunst, 3002 Bern

Roland Fischer am Freitag den 28. Juni 2013

Aare you sure? Es geht weiter mit den Photoshop-Selbstverwirklichungen, diese Woche mit einer bildlichen Nachfrage zur wöchentlichen Aktualität.

Bildbearbeitungsprogramme: ein wunderbares Mittel zur Bewältigung von Phobien und Traumatas. Früher hat man aquarellgemalt, heute collagiert man frei aus dem grossen kollektiven Google-Bewusstsein.

Kann das bitte bitte weg?

Miko Hucko am Donnerstag den 27. Juni 2013

«Ist das Kunst oder kann das weg?» Dieser Satz hat sich irgendwie als halbironisches Statement eingebürgert, das abgegeben wird, sobald wir einem Objekt begegnen, mit dem wir nicht umzugehen wissen. Insbesondere im öffentlichen Raum bergen solche Sachen hohes Potential dazu, unsere Alltagswahrnehmung zu irritieren oder zu durchbrechen.

Gerade in der Schweiz kommen hier oft der Staat und das gesellschaftlich verankerte Bedürfnis nach einer sauberen, glatten und nicht zu komplizierten Mitwelt zum Zuge. An der Art Basel ist vorletzte Woche vor lauter Irritaion gar die Polizei gerufen worden, in Bern hat sich der Verein Casa Blanca mit dem Versprechen einen Namen gemacht, innerhalb von 24 – 48 Stunden Sprayereien und Graffittis zu entfernen. Auch sonst wird mit den lieben Kunstwerken nicht gerade zimperlich umgegangen, so zum Beispiel mit Berns Space Invader: Schon zu einer Fratze geknübelt, das nette Mosaik an der Nydeggbrücke.

Ich finde, das spricht durchaus für Kunstwerke, wenn sie die Menschen derart berühren aufregen verführen und zerstört werden müssen. Dadurch wird vielleicht das Irritationsmoment noch grösser, und die Gesellschaft wird wieder einmal dazu angehalten, über ihren Reinlichkeitsfimmel nachzudenken. Die Aktion Casa Blanca im Übrigen plant jetzt, sich auch ins bisher ziemlich unbehelligte Nordquartier auszubreiten: Die Säuberung der Lorraine steht an.