Wieder einmal einen Ausflug in die Hochkultur Berns; die Oper «Così fan tutte» wird im Stadttheater (tatsächlich) zum Besten gegeben. Es ist gar noch nicht lange her, wo ich mir geschworen habe, für lange, lange Zeit nicht mehr ins Stadttheater zu gehen. Schuld an diesem Vorhaben war die altbackene Inszenierung der Lucia di Lammermoor, wo ich die Deckenbemalung des Hauses auswendig lernte, um dem hässlichen Bühnenbild zu entkommen. Dabei will ich in diesem Haus gar nichts grossartig Innovatives sehen und hören. Es reicht mir durchaus, wenn das Stadttheater seinen konservativen Stil beibehält und aber immerhin zeitgemäss inszeniert. Das Gewagte, das Neue, das Bahnbrechende kann die freie Szene sowieso besser.
Diese Inszenierung von «Così fan tutte», eine Mozart-Oper, überzeugte also mit der genau richtigen Mischung aus konservativ und zeitgemäss. Ein reduziertes, elegantes, Bühnenbild, gelungene, aussagekräftige Kostüme, das Spiel vielleicht ein wenig zu überzeichnet – das mag die Oper aber meist gut vertragen – aber vor allem sechs Stimmen, die sich weder konkurrenzierten noch untergruben, sondern sich aneinander schmiegten, sich rieben, sich umkreisten, zueinander hin und voneinander weg strebten, kurz: die nebst dem Text so viel erzählten, dass man als Zuhörerin ganz zahm wurde im roten Plüschsessel. Nicht zu vergessen ist das Orchester, welches mit grosser Leichtigkeit den Tanzboden für die Sänger auslegte.
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Così fan tutte läuft noch bis zum 20. Juni 2012