Anhänger des Stadionrocks sind leicht unzufrieden, sobald ein Konzert unter der Dreistundenmarke liegt: «2h30min für Bon Jovi, das ist sehr kurz, bin enttäuscht», äusserte sich ein Konzertbesucher jüngst in den Kommentarspalten des «Tages-Anzeigers». Doch natürlich ist die Dreistundenmarke schon lange hinfällig: The National spielte jüngst im New Yorker PS1 sechs Stunden – und zwar das Lied «Sorrow» in der 105-fachen-Dauerschlaufe. (Eingeladen wurde die Band übrigens vom isländischen Lieblings-Künstler Ragnar Kjartansson.)
Blickt man weiter zurück, genauer ins Jahr 1893, gibt es da ein zehnstündiges Werk, das wegen der schieren Unspielbarkeit nur höchst selten komplett aufgeführt wird. «Vexations» von Erik Satie heisst dieses Stück für ein Klavier, das ein Motiv 840fach wiederholt. Spielzeit: Um die zehn Stunden.
Nun kommt «Vexations» nach Bern, komplett und doch fragmentiert, im Rahmen des Musikfestival Bern. «Free Satie!» heisst das Projekt, für das derzeit crowdsurfend Personal gesucht wird. 840 Video-Schnipsel des immer gleichen Klavier-Motivs benötigen die Festivalverantwortlichen, damit «Vexations» komplett ist. 840 Schnipsel, die am Ende zu einem langen Video zusammenmontiert werden, und das 840 verschiedene Perspektiven auf das einfach zu spielende Motiv werfen soll. Der Einfachheit halber steht rechts das Notenblatt bereit – und unten ein Video-Tutorial, damit man dann auch die Töne trifft:
Viel Spass beim Einspielen!
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Das Musikfestival Bern dauert vom 3. bis 15. September.