Archiv für die Kategorie ‘Klassik & Jazz’

Gewinnen mit KSB: Traktorkestar

Christian Zellweger am Mittwoch den 10. Dezember 2014

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Die Berner Post-Balkan-Beat-Band Traktorkestar trainiert wohl bereits eifrig für ihr Heimspiel: Am 19. Dezember spielen die Herren im Dachstock. Wir vom Blog Ihres Vertrauens hätten da was für Sie: 2×2 Eintritte oder 2×1 das aktuelle Album «Les Mémoires d’un Trottoir».

Gewinnen geht einfach: Die ersten vier Kommentator/innen, welche alle Namen der vier oben abgebildeten Personen unten eintragen, haben die Wahl: CD oder Eintritt. Viel Spass.

Pastis & Jazz

Milena Krstic am Mittwoch den 26. November 2014

«Diese Musik macht mich ganz wirr.»
«Das sind die Lichter.»
«Vielleicht ist es der Pastis auf leerem Magen.»
«Dann ist es eine Mischung aus alledem. Vielleicht.»

Colin Vallon Trio Cocoon

Küre und ich gestern Abend im Mokka. Total im Film, beide. Auf der Bühne spielte das Colin Vallon Trio, mit dem Namensgeber himself am Piano, Patrice Moret am Kontrabass und Julian Sartorius am Schlagzeug. «Cocoon» heisst die Konzertreihe, welche dem Trio seit dem Herbst letzten Jahres die Möglichkeit bietet, an zwei Dienstagen im Monat auf der Bühne des Mokka das zu tun, was ihnen beliebt.

Ein Jazztrio an einem Dienstagabend in Thun: Geht da überhaupt wer hin? Wenn ja, wer? Küre und ich sind beide keine Jazz-Konzertgeher. Aber er liess sich überzeugen, als ich ihm erzählte, dass Colin Vallon seinen HKB-Schülern Radiohead und Atoms For Peace zu hören gibt. Ich ging davon aus, dass man diese Vorliebe seinem Trio auch anhören wird. Und ja, hat man! Und viele schöne Menschen haben sich das angehört, von jung bis älter, von Funktionsjacken-Trägern bis hin zu Damen im Bouclé-Mantel.

«Cocoon» versetzte uns in einem Fiebertraum: Mal liess es uns in einer unerträglichen Atonalität hängen, ein anderes Mal warf es uns einen musikalischen Anker mit uns vertrauten Klanggeschichten hin. «Cocoon» kickte uns aus unserer Wohlfühl-Zone und wir waren weg, weg, weg. Vallon, mit einer Hand auf den Pianotasten, mit der anderen ein gelbes, wunderliches Ding mit Antenne steuernd. Moret, versunken am Kontrabass, bald war es ihm zu heiss in seiner Wollkappe, und Sartorius, ach, ich kenne niemanden, der sich an seiner Schlagzeugkunst bereits sattgesehen hätte.

Nach Konzertschluss – also nach knapp zwei Stunden – hielt Patron MC Anliker eine kleine Rede, er habe jedes Konzert der «Cocoon»-Reihe gesehen und es sei also jedes Mal anders, aber immer, wirklich immer magisch. Also hat dieser Bericht bereits seine Gültigkeit verloren. Gehen Sie doch selbst mal hin und get lost in your own movie.

Das nächste «Cocoon» findet am Dienstag, 9. Dezember, 20.20 Uhr, statt.

weisse Männer in schwarzer Kleidung

Miko Hucko am Freitag den 12. September 2014

Ja, diese Musiker, sie müssen nur auf die Bühne kommen und schon explodiert der Saal in Erwartungsapplaus. Ein Wunder sind wir nicht alle noch aufgestanden um unseren klangvollen Göttern rechtmässig zu huldigen.Vielleicht hat das andere Gründe, jaja. Jedenfalls war der Turbinensaal der Dampfzentrale zum ersten Mal seit langem bis auf den letzten Platz besetzt. Ist das Berner Publikum einfach festivalgeil? Biennale-Eröffnungsabend.

vienn

Nach einem für Vegetarier_innen recht unspannenden Apéro gab’s mehr oder weniger schwungvolle Reden, an denen der Abteilung Kulturelles abwechslungsweise gedankt und Vorwürfe gemacht wurden wegen (auch hier!) geplanter Fusion der Biennale mit dem Musikfestival.

Dann die Show: Everyday von Christian Marclay und Ensemble, eine «musikalisch-visuelle Performance» aus dem Jahr 2011. 5 Musiker improvisieren zu zusammengeschnittenen Videoclips aus den unterschiedlichsten Filmen. Die ersten zehn Minuten war ich gebannt, weil immer nur Türklingeln und Gucklöcher und klopfende Menschen zu sehen und die unterschiedlichsten Eröffnungsgeräusche in diese Richtung zu hören waren. Ein assoziatives Prinzip war zu spüren, das sich fortziehen sollte. Ich habe nichts gegen Assoziationen, aber mit der Zeit wurde es extrem repetitiv, anstrengend und unspannend. Inhaltliche Anforderungen fehlten, eine Dramaturgie war nicht zu erkennen.

Ich war (wirklich) kurz davor einzunicken, was auch an meinem ungünstigen Sitzplatz gleich unter der Lüftung gelegen haben mag – und dann kam ein Knaller: Marschmusik! Eine ganze Blasmusiktruppe dreht eine Runde durch den Turbinensaal. Was für ein Höhepunkt, was für ein Abschluss. Aber Show ging noch on und plämperte sanft aus, indem einige Bilder vom Anfang wiederholt wurden.

Der Abend war aber noch nicht vorbei, denn wie heisst es so schön: Nach dem Apero ist vor dem Apero. Im Kesselhaus öffnete die Kunst-Allmend ihre Tore / Türe. Erstaunlich, wie klein dieser Raum wirkt, wenn man ihn mit Arbeitsmaterial füllt. So richtig bin ich in die Allmend noch nicht reingekommen, aber das war ja auch ein Pre-Opening. Ich gehe die Damen und Herren am Samstag Nachmittag mal noch richtig besuchen, sie haben nämlich durchgehend geöffnet.

Der Zorn hockt in Gstaad

Milena Krstic am Dienstag den 22. Juli 2014

«Dä muesch gseh ha!», rief Küre ins Telefon. Es war für ihn kein Leichtes, mich davon zu überzeugen, mit ihm ans Menuhin Festival in Gstaad zu kommen, wo Bobby McFerrin auftreten würde. Ich fuhr dann hin, nach Gstaad also, in das Dorf im Berner Oberland, zugehörig der Einwohnergemeinde Saanen; ab Bern dauert die Zugfahrt rund zwei Stunden. Wer die beste Verbindung wählt, steigt nur einmal um.

Ich war bereits bei der Dorfkirche in Saanen angekommen, als mich Küre wissen liess, dass er sich um eine halbe Stunde verspäten würde. Also blieb genug Zeit, mich mit Alec anzufreunden, dem braungebrannten Aktivisten, der sich am Fusse der Kirche installiert hatte, um die Festivalbesucher mit Flyern auszustatten (und nebenbei den Zorn der Organisation auf sich zu ziehen). Hier grob zusammengefasst, was auf den Flugzetteln geschrieben steht: Yehudi Menuhin, Gründer des Festivals/Violinist/Dirigent/Humanist und Ehrenbürger von Gstaad, hätte sich wohl im Grabe umgedreht, wüsste er, dass seit dem Jahr 2002 (also drei Jahre nach seinem Tod) die HSBC Bank als Hauptsponsor für sein Festival ins Boot geholt wurde. Alec und ich waren gerade erst per du, als Küre kam und wir in die Kirche hetzten. Die war rappelvoll, aber wir erspähten noch zwei freie Plätze, drückten uns an den bereits Sitzenden vorbei und da wurde uns klar, weshalb die überhaupt noch frei waren, aber da war es schon zu spät: Balken

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Joyful! Noise aus dem Darkroom

Roland Fischer am Sonntag den 25. Mai 2014

Das war wieder mal eine wunderbare musikalische Wundertüte, die uns Julian Sartorius öffnen liess gestern – es klang ja ein wenig unheimlich, dieser Soundparcours im Dunkeln, den er einzurichten versprach in der Dampfzentrale, es klang ein wenig nach Blinder Kuh und Geisterbahn, es klang ein wenig nach Erlebniswelt und orchestriertem Happening. So stockfinster war’s dann aber gar nicht, Darkroom-schummrig eher. Und das funktionierte ganz famos (ausser beim Fotografieren, man entschuldige den etwas phantasielosen Behelf), das Herunterdimmen des Visuellen aufs Nötigste – das liess dem Gehörten dann tatsächlich sehr viel mehr Raum.

nachtmusik

Zwei Räume wurden bespielt, die 23 Musiker waren lose verstreut auf kleinen, auf Lichtkissen schwebenden Bühnen. So konnte man sich frei durch das Orchester bewegen und den immer wieder anders sich formierenden Klängen nachspüren. Irgendwann fiel auf, dass weitere Sounds sich auch noch hinter den Vorhängen hervor einzumischen versuchten, und dass es einen Grundrhythmus in dieser Improvisation gab, ein Hin- und Herwallen zwischen den beiden Räumen. Und so wogten auch die Zuhörer bald mit – wobei es sich auch lohnte, mal gegen den Strom zu schwimmen, weil die leisen Momente mitunter umso spannender waren. Irgendwo dazwischen wirbelte Julian Sartorius durch die Räume (wenn er nicht selber seine Gerätschaften bediente), gab Anweisungen und leuchtende Kommandos – man verstand nicht recht, was da vor sich ging, aber es hörte sich unerhört an. Ein Wunderkind, mit dem wir uns gern noch lange weiter wundern.

Reisen ins musikalische All

Roland Fischer am Dienstag den 1. April 2014

Irgendwie passend, dass Neugier auf englisch Kuriosität heisst. Gestern gabs in der Dampfzentrale von der Basel Sinfonietta eine «Conversation with Curiosity» zu hören, die einen doch etwas ratlos machte. Tatsächlich drehte sich das nicht nur um künstlerische Neugierde, sondern um eine Kuriosität ganz konkreter Art, den Marsrover gleichen Namens nämlich. Trotz kundiger Einführung des Berner Astrophysikers Rudolf von Steiger kam man nicht so ganz dahinter, wie genau da Daten vom Mars zu einer dirigentenlosen Improvisation in Neuer Musik wurden. Immerhin, leicht ausserirdisch klang das dann schon.

sinfonietta

Wesentlich abgespaceter (Verzeihung) kam dann Thomas Kesslers «Utopia II» daher, das die Sinfonietta zur Schweizer Erstaufführung brachte. Wo das Loopgerät heute aus Popsolisten ohne weiteres ganze Bands macht, verdoppelt er hier flugs ein Orchester – zu den 49 Musikern kommen 49 Computer-Setups, die das Gespielte in die Mangel nehmen, zurückspiegeln, zerhäckseln. Das frickelt und zittert dann zuweilen sehr fragil, um zum Schluss hin zur mächtigen und ungehörten Soundskulptur anzuwachsen. Dagegen: Edgar Varèses «Déserts» aus dem Jahr 1954: sehr irdisch, sehr trocken, sehr gestern. Ein wichtiges Stück offenbar, musikhistorisch – eine Urgeste der elektronischen Musik. Die aber keine Flügel mehr verleiht, sechzig Jahre später. Und schon gar nicht in andere Welten entführt.

Schlafende Lieder wecken

Roland Fischer am Mittwoch den 12. Februar 2014

Der Raum ist dunkel, an der Wand drei Bildschirme, man muss sich zuerst mal ein wenig zurechtfinden im Raum No 15 an der Gerechtigkeitsgasse 40. Dazu klingt und klappert und kleppert es ohne Unterlass. Julian Sartorius ist unter die Kunstschaffenden gegangen (wie verwirrend das für die Fördergremien war ist nochmals eine andere Geschichte) und zeigt eine Videoinstallation, in der natürlich getrommelt wird – aber nicht auf Trommeln. «Schläft ein Lied in allen Dingen» nennt Sartorius sein Werk, und das mit «allen Dingen» meint er ziemlich genau so. Immer wieder ist er mit dem Filmer Jan Mühlethaler durch die Stadt gezogen und hat alle möglichen Dinge abgeklopft, um in ihnen eben diese Lieder zu wecken.

schläft ein lied © Beat Schertenleib

Das Verrückte an der Installation ist aber, dass Sartorius eigentlich ein grosses Lied meint, das alle Dinge zusammen spielen. Drei Ton- und Bildspuren laufen gleichzeitig, und die Überlagerungen ergeben immer neue Versionen dieses Lieds. Die einzelnen Spuren setzen sich laufend neu zusammen, so dass die Installation nicht zweimal dasselbe Lied spielt (oder eben ein einziges, ewig langes). Das wirklich Tolle an der Installation: Sartorius ist ein viel zu gewiefter Musiker, um bei der Komposition alles dem Zufall zu überlassen, da ist einige Ordnung im Chaos, die Montage muss ein ziemliches Geduldsspiel gewesen sein. Da greifen die Takte immer wieder wunderbar ineinander, beginnen richtig zu grooven, um sich dann auf einmal wieder zu verlieren. Man könnte stundenlang zuhören – und zusehen, auf welche mal skurrile, mal liebevoll-augenzwinkernde Art Sartorius die Dinge zum klingen bringt.

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Die Installation ist noch bis am 22. Februar zu sehen, im Projekt Links bei DuflonRacz an der Gerechtigkeitsgasse 40. Öffnungszeiten: Di – Fr 13 – 18 Uhr, Sa 13 – 17 Uhr.

«Läri Wohnig»

Gisela Feuz am Sonntag den 19. Januar 2014

bazeNun sei er also schon ein bisschen nervös, erklärte gestern Abend Rapper Baze vor dem Orbital Garden, um gleich intensiv an der Kippe im Mundwinkel zu ziehen. «We si so uf eim obe hocke, isches schwirig.» Tatsächlich ist der Rahmen im 15 mal 6 Meter grossen und 5 Meter hohen Kellergewölbe des Tonus-Music-Labors an der Kramgasse ein intimer, aber das passte gestern bestens, denn schliesslich waren die vorgetragenen Reflexionen des Herrn Baze auch einigermassen intimer Natur.

Rico Baumann am Schlagzeug und Musik-Alchemist Don Li an Laptop und Saxophon steuerten einen sphärischen Klangteppich bei, über welchen Baze eine Stunde lang kritische Reflexionen über Dasein, Vereinsamung, Entfremdung und die vermeintliche Unmöglichkeit des Zusammenlebens anstellte. Die eigene «läri Wohnig» wurde hierbei zum Leitmotiv und Sinnbild, wobei sich in der Leere und Kälte besagter Wohnung auch eine leere Welt spiegelte, in der zwar vieles funktioniert, dabei aber maskenhaft, seelenlos, distanziert und unergründlich bleibt. Exemplarisch verdeutlichte Baze am Mikrokosmos Mehrfamilienhaus, woran die Gesellschaft im Allgemeinen krankt: Menschen sprechen nicht mehr miteinander, sondern legen sich Zettel in die Briefkästen, der Nachbar ist ein Unbekannter, dem man grundsätzlich unnachgiebig und feindlich gegenübersteht, und reklamieren wird zum neuen Hobby.

Ganz so pessimistisch in die Nacht entlassen haben die Herren Li, Baumann und Baze die Zuhörerschaft dann aber doch nicht, sondern liessen vielmehr einen zarten Silberstreifen am zwischenmenschlichen Horizont aufschimmern. Schön.

Don Lis Spoken-Klang-Komposition mit Rico Baumann am Schlagzeug und Text von Baze wird heute Abend um 20 Uhr noch einmal aufgeführt, und zwar im Orbital Garden Laboratory an der Kramgasse 10. Gehen Sie hin. Es lohnt sich.

Mittwochs-Andacht im Dachstock

Christian Zellweger am Donnerstag den 31. Oktober 2013

Es gibt im Dachstock diese schweisstriefende Abende, wo es vor euphorischen Rempeleien schwierig ist, ein Bild zu schiessen (wobei das Ihnen, Frau Feuz, trotzdem gar nicht so schlecht gelungen ist). Und dann gibt es diese Andachten, von denen es unmöglich ist, ein Bild zu liefern.

Viel zu vertieft sass das nicht ganz dachstocktypische Publikum auf den hölzernen Gartenstühlen, als dass man es gewagt hätte, das Handy zu zücken. Aus diesem Grund gibt es hier auch kein Bild von den Necks, die sich gestern in der Reitschule durch zwei Sets improvisierten – was im Gehölze des Dachstockes erstaunlich gut klang.

Wenn Sie mal eben eine Dreiviertelstunde Zeit haben, vermittelt zum Beispiel dieses – von einem offenbar unverschämten Filmer – aufgenommene Video einen Eindruck, wie sich die Australier auf der Bühne machen:

Übrigens: Nicht nur Michael Gira oder Brian Eno gehören zu den Bewunderern der Necks. Wenn sie auf der Bühne stehen, zieht es sogar den Mokka-Anliker in das verdammte Dorf Bern.

Endloses Marschieren

Roland Fischer am Freitag den 20. September 2013

Derzeit zieht eine ziemlich farbige Truppe in einer Schlaufe vom Bundesplatz zum Bärenpark und zurück – eine Marching Band der HKB. In feinem Tuch hatten sich die Musiker im Progr-Hof versammelt, und dann passierte das:

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Kurz darauf erklangen die ersten Töne der vom Jazzdozenten Django Bates eigens für das 10-Jahr-Jubiläum kreierten Komposition für Bläser und Perkussionisten. Und die Truppe marschierte los.

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Noch bis 18 Uhr sind die Klassik- und Jazzstudierenden durch die Altstadt unterwegs. Um 20 Uhr gehen die Festivitäten dann unten in der Dampfzentrale weiter, mit einer «Revue der Künste!» und der anschliessenden Kunsthochparty.