Dem Montagsblues mit Jazz begegnen. Ein Besuch bei den amis sous les étoiles, den Croonern von der Metzgergass.

Zeremoniemeister Martin Dahanukar steckt sich eine in Brand. (Quelle: www.facebook.com/JazzSousLesEtoiles/)
Aufs Neue geschworen, nicht mehr zu trinken oder doch weniger. Aufs Neue geschworen, die Nase wieder hauptsächlich zum Atmen zu benutzen. Wer schwört, das hab ich mal einen sagen gehört, wer schwört, der lügt nicht selten. Aufs Neue also die Gass herab, Montagabend Metzgergasse. Meinetwegen.
Bise bis unter die Achselhöhlen. Pfeift ein hämisches Lied durch die Löcher, die ich mir unter den besten Vorsätzen, once more with feeling mi amor, in den seelischen Haushalt gerissen habe. Rasch rein durch die schwere Tür, wo sich zwei Freunde noch die Hand geben. Hausnummer 63.
An den Tischlein lauschen sie dem Jazz-Quartett, in das man unweigerlich zur Begrüssung hineinstolpert. Der kauzige Perkussionist Kotoun tätschelt seine Conga, streicht über ein Holzbrett und schwingt die zarten Bleche an, die er vor sich aufgetürmt. Bass (Moll) und Gitarre (Howald) schwingen mit. Oder Bossa Nova. Ein Nicken, ein Lächeln, hellwaches Schlafwandeln im blinden Verbund, angeleitet von Zeremoniemeister Dahanukar mit dem Horn. Er gibt das Thema vor und freut sich mit lüsterner Mimik über gelungene Soli seiner Könner in the back, zieht den Schenkel hoch, wenn ihm selber eine Phrase gelingt. Und pfeift er mal daneben, wischt er die missglückte Note gestisch gleich wieder weg. Das sei eben noch Jazz, sagt einer. Ein anderer wünscht sich seinen liebsten Standard und wird bedient. Ein dritter stolpert rein und wieder raus. Er höre lieber Techno.
«Sous les étoiles» nennt sich diese kulturell vergütete Anlaufstelle für die im Montagabend Verhederten. Hoch gegriffen für Barmusik in provinzieller Laubenenge, unter tonnenschwerer Sandsteinlast, könnte man einwenden. Und doch weht ein Hauch von Weit- und Weltläufigkeit durch die Gasse. Neuyork ist, wo man sich hinwünscht an solchen Tagen. Und wird bedient.
Dann ist Wärme nur ein kaltes Bier. Und wenn nicht kühner, dann doch kühler Jazz.
«Sous les étoiles». Trompete, Gitarre, Doppelbass. Manchmal Perkussion, manchmal Tasten. Immer Montags in den kalten Monaten. Im Les Amis, ab 19h.