Archiv für die Kategorie ‘Hip & Hop’

Die KSB-Jukebox 2010

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 22. Dezember 2010

Christian Marclays Platten im PS1

Wiederum gilt (siehe hier und hier): Das Jahr ist fast zu Ende, der Plattenschrank längst aufgeräumt, der persönliche Favorit erkoren und die wertvollsten Lieder auf einem Tonträger verewigt. Kurz, es ist wieder Zeit für die Jahresfavoritenmusik der KSB-Redaktion:

Herr Sartorius: Deerhunter – Halcyon Digest
Anfangs Dezember fragte ich hier: Was ist eigentlich aus der «komischen alten Rockmusik» geworden? Deerhunter zeigten in diesem Jahr einmal mehr auf, wie sorgfältig und reizvoll und – trotz allen Verweisen auf die Musikgeschichte – originell Gitarrenmusik fernab von übercoolen Indiecodes gefertigt werden kann. «Halcyon Digest» ist eine Platte, auf die ich mich so sehr freute und die noch viel schöner und bewegender und geschlossener als erhofft ausgefallen ist.

Signora Pergoletti: Vampire Weekend – Contra

Was hätte ich ohne diese Platte gemacht dieses Jahr? Wahrscheinlich dasselbe wie jetzt auch, bloss wäre mir so manches wesentlich schwerer gefallen. Vampire Weekend aus New York (ich sage zwar jedesmal: «Aus England!», worauf mein Freund: «Nein, aus New York!» und so weiter) haben 2010 mit «Contra» ein Album abgeliefert, das tatsächlich noch besser ist, als der Vorgänger. Und wieder eines, das sich schwerlich nur durch einen Song erschliessen lässt – die gesamte Komposition ist der Clou. Kunsthochschulindiepop at its very best, wer They Might Be Giants liebte, wird hier glücklich. Leute, die ich gerne kennenlernen würde.

Frau Feuz: Broken Bells – Broken Bells
Broken Bells ist ein Projekt von Musiker und Produzent Brian Burton (ja genau, Danger Mouse, und ja genau, wo hat der eigentlich seine Finger nicht drin?) und James Mercer dem Sänger von The Shins. Eine wunderbare Platte haben die beiden da gebastelt, auf welcher die Danger-Mouse-Handschrift unverkennbar ist. Von subtiler Psycho-Orgel über Mariachi-Trompeten bis hin zu schwebenden Männerchören und wunderbar melancholischen Pop-Melodien wurde alles eingebaut, was das Indie-Herz begehrt. Und zum Glück lassen sich Afro-Elemente auf der Platte vergeblich suchen. Not my cup of tea!

Fischer: Verena von Horsten – Mother Tongue
An neuen Frauenstimmen ist derzeit wahrlich kein Mangel in der Schweiz. Eine aber stach dieses Jahr heraus, weil sie offensichtlich kein bisschen Lust hat, zum neuen Frölleinwunder zu werden. Verena von Horsten geht die Songwriter-Sache lieber ziemlich rockig – und ziemlich rotzig an. Ihr Debut «Mother Tongue» ist ein wunderbar rohes Stück Musik, dreckig arrangiert, laut wo es sein und leise wo es nicht sein muss. Dazu sehr gradlinige und unverschämte Texte – das kannte man so noch kaum in der Schweiz. Von der frechen Zürcherin wird man noch hören, würd ich sagen.

Herr Gnos: Peter Wolf Crier – Inter-Be
Wie jedes Jahr hab ich überhaupt keinen Überblick, welche Musik in diesem Jahr zu mir gestossen ist – und welche davon in diesem Jahr veröffentlicht wurde. Vorab gibt es aber immerhin zwei erstaunliche Entwicklungen zu vermelden, die ich im 2010 verorten kann: Erstens habe ich spätestens seit «Lennon NYC» beim Erklingen eines Beatles-Songs keinen unmittelbaren Fluchtreflex mehr. Und zweitens ist mir mit «Homerekords» zum ersten Mal überhaupt ein Züri-West-Album ein wenig ans Herzen gewachsen. Item, gegen «Inter-Be» von Peter Wolf Crier kommen da aber beide Ereignisse nicht heran. Derart subversiv war Falsett-Gesang schon lange nicht mehr. Polternder Keller-Folk wie er eigentlich nur in Minnesota entstehen kann. Ich bin entzückt, immer und immer wieder!
Peter Wolf Crier – Crutch & Cane

Frau Kretz: Nadja Zela – Ciao Amore
Auch ich habe ein Schweizer Frauenwunder für mich entdeckt, und zwar die wunderbare Nadja Zela aus Zürich. Ein faszinierend vielfältiges Album, das vor allem wegen Zelas wandelbarer Stimme und der lakonischen Melancholie der Texte extrem Spass macht. «Musik, die einem das Leben rettet,» wie Herr Gnos hier treffend beschrieb. Und auch live ist Frau Zela ein ganz grosser Genuss!

Herr Pauli: Mutter – Trinken Singen Schiessen
Vieles Zeugs, das ich mir heuer angeschafft oder auch nur angehört habe, ist gar nicht in diesem Jahr erschienen. Meine Hörentwicklung wuchert vor sich hin, und hat mit Aktualität fast gar nichts mehr zu tun. Trotzdem: Sehr gut gefallen hat mir «Hidden» von These New Puritans – live und auf Platte überzeugte mich die kraftvolle und zugleich schwärmerische Mischung zwischen New Wave und neuer Musik. Und trotzdem gebe ich meine Stimme Mutter, der Berliner Band, die den Hamburger Diskurspop seit 1986 brachial kontrastiert, und mir mit dem neuen Album «Trinken Singen Schiessen» erstaunlich wohlklingende Songs und eindringliche Texte unter den Tannenbaum gelegt hat.

Plattenkiste Vol. 22: Vermischtes II

Benedikt Sartorius am Dienstag den 21. Dezember 2010

Die eventuell letzte Plattenkiste des Jahres 2010 beschäftigt sich u.a. kurz mit Veröffentlichungen aus den honorigen Plattenhäusern Honest Jon’s und Crammed und führt vom afrikanischen Kontinent via den euro-amerikanischen Fleischwolf ins Weltall.

PlattenkisteVerschüttet sind die Spuren der Musiken, die «Something Is Wrong – Vintage Recordings from East Africa» versammelt. Nur so viel ist klar: Die 35 Aufnahmen, die zwischen 1934 und 1957 entstanden sind, waren für ein heimisches Publikum und nicht für die kolonialen Herrschaften gedacht. Vielfach codiert, begleiten sich die Sänger meist minimal mit Leier, Akkordeon oder Gitarre. Gingen andere Honest-Jon’s-Veröffentlichungen dem Fortwirken amerikanischer Musiken in Afrika nach – beispielsweise des Calypso –, erscheint die hier versammelte Musik abgesehen von einigen Ausnahmen noch fernab von jeglichen überseeischen Einflüssen.

Gut sechzig Jahre nach den jüngsten Aufnahmen auf «Something Is Wrong» traf der belgische Produzent Vincent Kenis in Kinshasa auf die verzerrenden Daumenklavierspieler von Konono No1 und damit auf eine Klangwelt, die ohne die hinterlassenen Elektronikgeräte der belgischen Kolonialisten nie möglich gewesen wäre – und die natürlich wider die Regeln eingesetzt wurden. Nun, sechs Jahre nach der ersten «Congotronics»-Veröffentlichung, ist, wie bereits erwähnt, die Remix und Neuinterpretations-CD «Tradi-Mods vs. Rockers» erschienen, die nun weitere Publikumskreise zieht – gefiltert und vermengt mit den Sounds einer hiesigen, sehr heterogenen Sechsundzwanziger-Musikerschar.

Herausragend sind etwa die New Yorker Skeletons, die vor zwei Jahren beim Ear We Are Festival in Biel gastierten und sich nun mit der Neuinterpretation dieses glücksspendenden und übersteuerten Tracks bei mir festschreiben, wie auch der momentan in Berlin weilende, beängstigende Elektronikkünstler Shackleton. Seine ebenfalls neue «Fabric»-Folge ist hier nachzuhören – und Shackleton ist auch mit einem Track auf der letzten CD für heute vertreten.

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«D'Possi isch im Huus»

Gisela Feuz am Montag den 20. Dezember 2010

Wenn auf der Bühne zwei gestandene Mannen pubertäre Unflätigkeiten von sich geben, das Publikum mit «ihr Vollwäiche» und «Mammelifigger» beschimpfen und besagtes Publikum trotzdem in Scharen aufmarschiert und jeden Text Wort für Wort in breitestem Baseldeutsch mitsprechen kann, dann ist Allschwil Posse im Hause. So passiert am Samstag in der Biomill in Laufen. Grösstmögliches Kino haben die Herren VR Horny und Folio da veranstaltet, RESPEKT! ….. bloss das von wegen «Fraue über zwanzig schmecke ranzig» müsste mal dann vielleicht doch noch mal diskutieren.

VR Horny

VR Horny

Glücklicher Tricky

Benedikt Sartorius am Freitag den 26. November 2010

Die persönliche Konzertvorbereitung war gewissenhafter denn je: Man brachte sich durch das wiederum von Klaus Walter gelieferte Referenzwerk, an das Adrian Thaws alias Tricky auf seinem neusten Album «Mixed Race» anknüpft, in Vorfreude für das Konzert im Bierhübeli, hörte sich Dancehallvorlagen an, die das Ghettokid aus Knowle West, Bristol, benützt und wollte eigentlich an dieser Stelle berichten vom konzertanten Umgang Trickys mit seinen kulturellen Wurzeln. Allein, man wählte die falsche Vorbereitung und verdrängte das Rockelement, das seine Konzerte regelmässig bestimmt.

Tricky auf dem Gurten 2009, Foto: Beat SchertenleibDas wurde nach kurzer Konzertdauer klar, als Tricky – wie immer dem Körperkult frönend und zu Beginn kaum ausgeleuchtet – eine ganze Meute an tanzenden Leuten auf die Bühne bat, den Lichttechniker um mehr Licht bat, dem Publikum mitteilte, es solle nicht so «swiss» sein – und seine rockige und leider nicht rockende Band mitsamt einer blassen Sängerin Motörheads «Ace of Spades» hinschmetterte. Das Sinistre, das Trickys auszeichnet, war damit erst einmal entschwunden, und der Auftritt brauchte seine Zeit, genauer, bis zu den Wummer- und Pochtönen von «Vent» und den mantrahaften Zeilen «Can hardly breath», um abseits der so reizvollen Verweigerungs-Bühnenfigur wieder an Reiz zu gewinnen.

Nach dem Konzert war Tricky an der Bierhübeli-Bar anzutreffen, wie er sich trefflich unterhielt und von der Besucherschaft fotografieren und umarmen liess. Der einstige Prinz der Dunkelheit wirkte, ja, sichtlich glücklich.

Mach mau Räp, Mann!

Manuel Gnos am Sonntag den 31. Oktober 2010

Im Hinterkopf des Schreibenden hatte sich tatsächlich so etwas wie Furcht eingenistet, oder zumindest ein deutlich spürbarer Zweifel: Sollte er wirklich an ein ausverkauftes Rapkonzert im Dachstock gehen, fragte er sich, als er das Haus verliess und sich in Richtung Schützenmatte aufmachte. Das Reissen war tatsächlich recht gering in diesem Moment. Doch schliesslich ging es hier um die Taufe des dritten Baze-Albums, über das in den letzten Tagen und Wochen derart viel Gutes zu hören und zu lesen war.

Also doch hin. – Und es hätte sich nicht mehr lohnen können als gestern! Was dieser Sprechsänger auf die Bühne bringt, ist schon allerhand. Angefangen zum Beispiel mit diesem Intro seines Keyboarders, der synthetische Klavier- und Streichersätze ausschweifend ineinander verwob, was meinen Nebenmann zum Skandieren des titelgebenden Satzes veranlasste.

Baze - Plattentaufe im Dachstock der Reitschule Bern. (Bild: Manuel Gnos)

Baze - Plattentaufe im Dachstock der Reitschule Bern. (Bild: Manuel Gnos)

Dann kamen dieser Basil Anliker alias Baze und der Rest der Band auf die Bühne: Insgesamt vier smarte junge Herren, in Hemden gekleidet, Baze gar noch mit Anzugjacke. Und sie spielten als erstes gleich «D’Party isch vrbi». Und es wurde tatsächlich keine dieser angestrengt auf Spass und Unterhaltung getrimmte Nacht.

Die Mischung auf der Bühne war vollkommen: ein funky Schlagzeug, eine dezent eingesetzte Rockgitarre und die synthetischen Bässe kombiniert mit elektronischem Geflirre aus dem Keyboard. Da hat sich einer musikalisch etwas überlegt und nicht einfach einen Boden für seine Reime gesucht.

Überzeugend auch wie sich Baze zwischen den Songs ans Publikum wendet, oft eine Person in den vorderen Reihen direkt anspricht und zum Beispiel einen Joint zurückweist: «Nein Danke! Ich kiffe nicht mehr.» Später erzählt er die Geschichte, wie er zu seinem Hemd gekommen ist, das seiner Freundin – weil rosa – «etwas zu homo ist»: «Aber hey, richtige Männer müssen auch rosa tragen können!»

Anyway, mich hat die Sache derart überzeugt, dass ich mir (zum ersten Mal seit Big Zis’ «Und jetz… was hät das mit mir z tue?») ein Hiphop-Album in Ruhe zu Hause anhören werde.

Bowling for Baze

Grazia Pergoletti am Mittwoch den 22. September 2010

Vergangenen Donnerstag früh fand sich im Bowlingcenter Bern ein verschlafener Haufen ein, es hiess die Finger knacken lassen und bowlen, als gäbs kein Morgen. Das ganze war ein Dreh zum neuen Videoclip des Berner Rappers Baze, inklusive Tanztruppe in trashig-farbigen Kostümen.

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Alles in allem eine Atmosphäre, die an den Big Lebowski erinnerte, mit grimmig dreinblickenden Herren…

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…und mehr oder weniger kugelfesten Damen.

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Hat super Spass gemacht, man darf auf das Ergebnis gespannt sein!

Ein Killer ohne Sufi

Benedikt Sartorius am Donnerstag den 2. September 2010

Vor zwei Jahren tauchte aus dem Unterwasser-Hiphop von Flying Lotus eine Stimme auf, die so gar nicht festzumachen war und in den offenen Raum ihr «Testament» wisperte und klagte. Dieses Jahr nun veröffentlichte Gonjasufi, der Inhaber dieser Stimme, mit «A Sufi and a Killer» die wohl sonderbarste Platte des Jahres, auf der der Yogalehrer gleich einem losgelösten Eremit über verwaschene Psychedelia-, Acidrock-, Blues- und Soul-Versatzstücke seine Mantras legt.

Gonjasufi verteilt T-Shirts im Bad BonnGestern Mittwochabend im überaus gut gefüllten Bad Bonn in Düdingen war diese eigentümliche Stimme kaum zu hören, denn der Erschöpfer des geheimnisvollen Albums beschränkte sich wie bereits bei seinem Festivalauftritt in Roskilde auf eine leider kommune MC-Rolle – mit «Make Some Noise»-Zwischenrufen und T-Shirt-Verteilaktionen, während seine Gesangseinlagen nur ganz kurz vereinnahmten. Natürlich, Gonjasufi will nicht mehr als ein Rapper sein – «und einige Leute kapieren dies einfach nicht,» wie er vor einiger Zeit twitterte – aber die Rolle des Zeremonienmeisters will dem zumindest auf Platte mysteriösen Einsiedler in den öffentlichen Auftritten nicht gelingen.

Und so wurde der gestrige Abend zum Abend seines DJs und Produzenten The Gaslamp Killer, der den Deplatzierten mit grossartig hallenden und knallenden Beats, 8-Bit-Melodien, Iggy Pop und einem Track des Berners Dimlite sowie allerlei Psychedelischem in den Bühnenschatten stellte. Ein Schatten, der Gonjasufi eher zu behagen scheint.

«Beat Bop» für immer

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 7. Juli 2010

Rammellzee in MonturEs mag eine zu frühe Uhrzeit für einen zehnminütigen Rap-Track sein, aber zehn Gedenkminuten scheinen mir angemessen zu sein für den Rap-Pionier Rammellzee, der, wie ich gestern Abend erfahren habe, bereits am 27. Juni im Alter von 49 Jahren diesen Planeten verlassen hat.

Zehn Minuten dauert seine klassische Single «Beat Bop», die ich zum ersten Mal in einer von einem Freund aufgezeichneten «Sounds! Surprise» hören durfte. Das Mini-Disc – auf diesem Medium war die Aufzeichnung gemäss meinen Erinnerungen verfertigt – ratterte ich immer wieder zu diesem Track zurück, der mich tief beeindruckte, so dass er in meiner eher unbeholfenen und herzigen Maturaarbeit einen prominenten Platz einnahm.

Das Cover von «Beat Bop», das mittlerweile im MOMA ausgestellt istRammellzee war mehr als ein Rapper: Der auch als Graffitikünstler tätige New Yorker war einer jener «Black Eccentrics» vom Schlage eines Sun Ra oder Lee «Scratch» Perry, die ihr Dasein als Alien mit einer eigenen Mythologie sichtbar machten: Bei seinen Performances trug er einen 74 Kilo schweren, mit allerlei Apparaturen verzierte Panzerung und lebte als Science-Fiction-Charakter, dessen komisch-nasaler Rapstil nicht ganz von dieser Welt zu stammen schien.

Ich zündete gestern Abend eine imaginäre Kerze an, schaute Richtung All – und hörte das von Rammellzees Freund Jean-Michel Basquiat produzierte, von K-Rob mitgerappte und später von den Beastie Boys gesampelte «Beat Bop» in der Schlaufe an. Ein visionäres Rap-Stück, das noch immer aus der Reserve lockt.

Heldinnen

Grazia Pergoletti am Montag den 14. Juni 2010

l_97ec127c782442ecabeb5e2ca2eb2328 Am Samstag hat Dafne – das feministsiche Netz im Frauenraum der Reitschule ihr Heldinnen-Album, samt Abziehbildli zum Einkleben, eingeweiht. Eine witzige Idee, gerade jetzt, wo überall die Alben mit den vielen Jungs kursieren. Und ausserdem hübsch gestaltet.

Zehn Heldinnen wurden ausgewählt, darunter die Weltreisende Lina Bögli, die Politikerin Ruth Dreifuss, die Kämpferin für Frauenstimmrecht und Lohngleichheit Anny Klawa-Morf, die Hebamme Marie Zürcher und die Musikerin Steffe la Cheffe, die an diesem Abend auch ein Konzert gab.

Zuerst jedoch beglückten Sandra Künzi und Beatrix Hauri aka Jenni Popper und Jess Honey das sehr gemischte Publikum (leider hab ich die Ladys und ihre Jazz-Songs aus den 20ern bis 40ern dieses Mal verpasst, ich hab sie aber anderweitig schon intensiv bewundert).

Anschliessend eben die absolut reizende, wahnsinnig begabte, supernatürliche und direkte Steff la Cheffe mit Band – schlicht zum niederknien! Diese junge Rapperin hat ein unglaubliches Selbstbewusstsein, ohne dass sie soviel Wind um ihre Persönlichkeit machen würde, wie man das zum Teil von ihren Kollegen gewohnt ist. Fast schon beängstigend, was sie alles mit einer absoluten Leichtigkeit hinzuwerfen scheint. Wirklich gross!

Überhaupt ein sehr schöner, angenehmer Abend mit fröhlichen und partywilligen Frauen und Männern. Das Album kann übrigens im Q-Laden im Quartierhof in der Lorraine erstanden werden, inklusive Kleber natürlich.

Nasal nölend – glorios rappend

Benedikt Sartorius am Montag den 12. April 2010

Wer vom Vorabend noch angeschlagen ist, sollte sich dennoch unverzüglich und immerzu ans nächste Konzert schleppen – vor allem, wenn sich der Gast mit dem Alias Why? in der Gegend ankündigt. Und so ging es am gestrigen «Sunday is Funday» auf nach Fribourg zu dieser kurligen Gestalt mitsamt Band aus dem einstigen freien Hip-Hop-Kuchen Anticon, die sich zumindest auf den neueren Alben mehr dem Lieder- denn dem Sprechgesangslager zugehörig fühlt.

Yoni Wolf aka Why? im Fri-SonEröffnet wurde der Abend im Fri-Son durch die sehr sympathischen Lieder des Why?-Bruders Josiah Wolf, der später trommelnd und glockenspielend das Hauptkonzert befeuerte.

Diesmal ohne Gips und mit merklich mehr Bewegungsfreiheit, gab der drahtige Schnauzträger Yoni Wolf die Rampensau, machte einige Yoga-Dehnübungen und rappte überraschend und glücklicherweise überaus oft in den mild-harmonischen Liedern, die von der aufgestockten Band schön dynamisch gespielt und mit vielen Klangschlieren versehen wurden. Denn Wolfs Changieren zwischen dem nasal-nölenden Gesang und dem verhackten, urtypischen Sprechgesang, das mir beim letzten Album zu kurz kam, war der Grund, wieso ich vor einigen Jahren ein Teil meines Herzens an diesen Künstler verloren habe – wie, natürlich, diese schlicht wunderbaren Lieder wie etwa «Gemini».

Und so war der Angeschlagene nach diesem Konzert beinahe wunschlos glücklich, beinahe, denn während in diesen Tagen so viele Bands ungefragt ihre Reunion verkünden, ist von einer Reformation von Yoni Wolfs glorioser Urband cLOUDDEAD immer noch nichts zu vernehmen.