Archiv für die Kategorie ‘Hip & Hop’

Chop Records, Rathouse Records, Rockaway Beach, Take Five!

Christian Zellweger am Samstag den 20. April 2013

Sie haben noch geöffnet: Der Chop und der Rockaway Beach bis 17.00 Uhr, der Take Five bis 16.00 Uhr. Über den Rathouse Records ist vom Küchentisch aus nichts Genaueres zu erfahren, gehen Sie vorbei an der Elisabethenstr. 33 im Breitsch.

Diese Berner Plattenläden machen mit beim heutigen Record Store Day.

An diesem Tag verweisen wir auf die um einiges ausführlichere Berichterstattung im letzten Jahr. Und wenn Sie wissen wollen, wie es den Berner Plattenhändlern 2013 geht, dann hier lang.

Candy from a not so stranger

Christian Zellweger am Dienstag den 16. April 2013

Er war viermal beim Eurovision Song Contest dabei, damals als sich die Veranstaltung noch ehrenvoll Concours Eurovision de la Chanson nannte. Er segelte auf den Meeren dieser Welt, lebte auf den Bahamas und besang Wale und die Inseln, die jeder braucht. Es gibt ein Tribut-Album mit seinen Songs und Wikipedia sagt, er gehöre zur Spitzengruppe der Schweizer Musiker, woran es nichts zu zweifeln gibt. Die Rede ist natürlich vom Vater aller singenden Seglern, Peter Reber.

Etwas weniger honorig sind die Damen und Herren von Candy From A Stranger, aber sie sind auch um einiges jünger. Immerhin haben sie aber eine Ehrung der Burgergemeinde in der Tasche, für ihr ehrenamtliches Engagement bei der Organisation der Berner Rap-Nacht.

Zusammen sind sie, noch damals im Winter, der plötzlich so weit weg scheint, auf den Gurten gestiegen. Da haben sie auf Video festgehalten, wie Peter Reber beweist, dass er auch mit 65 Jahren keinerlei Berührungsängste kennt, nicht mit Hip Hop und schon gar nicht mit Gurten-Gartenbahnen.

Weil wir uns hier dem Berner Kulturschaffen in all seinen Facetten widmen, soll Ihnen diese Zusammenarbeit nicht vorenthalten bleiben. Setzen Sie sich hin, lehnen Sie sich zurück und dann: Film ab.

«Sein Style ein Blueprint für Generationen»

Christian Zellweger am Freitag den 15. März 2013

«Goht no paar Minütli bis i mi derfür hass‘, verfluech und aazwiifle, dasi das cha», reimt der Rapper Manillio aus Solothurn auf seinem Album Irgendwo. Einer der hadert und hinterfragt, leidet am Leben und sich wundert, über sich und seine Freunde, das Leben im digitalen Zeitalter. Das soll der neue Schweizer Rap-Star sein?

Ja, sagt seine Plattenfirma Soundservice. Das, und noch viel mehr:

Er strotzt vor verbaler Präzision und subtiler Beobachtungsgabe. Er ist ein Visionär, der das Genre weit über seine Grenzen hinausträgt. Seine Musik ist ein Glück für die Jugend, sein Style ein Blueprint für Generationen.

So ein Visionär will ordentlich präsentiert werden, ein exklusives Showcase im Kairo-Keller inklusive Autogrammstunde ist gerade gut genug.

Niisi

Doch der, der da am Donnerstagabend auf der Keller-Bühne steht, im schwarzen Hemd, mit adrettem Seitenscheitel, will so gar nicht zum vollmundigen Promo-Text passen. Es ist die erste Show mit dem neuen Material, das erste Konzert mit der Band. Auch hier hadert er, mit der Technik, mit der Nervosität, der MC sorgt sich um sein Publikum.

Dabei ist alles gut, denn das Setting passt ganz wunderbar. Die Keller-Intimität verschmilzt mit den nonchalant vorgetragenen Texten. Die Berner Support-Band gibt sich keine Blösse, der linkische Charmeur hat sein Publikum von Anfang an in der Tasche und je länger die Show dauert, umso wohler fühlt er sich auch selbst.

Manillio und seine Crew sind bereit für die Bühnen dieses Landes und sollte er an seinem Auftritt zweifeln, kann es nur einen Grund geben: «I bi mitti 20, und es schiind, min Chopf und d’Realiät rede nid di gliichi Sprooch».

Enthusiasmus in Moll

Nicolette Kretz am Dienstag den 11. Dezember 2012

Wenn einer gefühlte fünfzigmal in einer Show sagt, er sei ein «musical genius» oder ein «virtuoso», muss das einen stutzig machen. Wenn er das dann aber selbst mit (selbstverständlich wiederholt gerapptem) «I call myself musical genius but I repeat it until it becomes meaningless» entlarvt, sind wir wieder im grünen Bereich. Dies ist exemplarisch für das brillante dramaturgische Geschick, das Chilly Gonzales gestern in der proppenvollen Basler Kaserne bewies. Ob er nun ein musikalisches Genie ist, kann debattiert werden, aber zweifellos ist er ein grandioser Entertainer.

Kennt man sein neustes Album «Solo Piano 2», so stellt man sich bei der gleichnamigen Tournee auf ein eher ruhiges, fast schon melancholisches Klavierkonzert ein. Nach zwei Stücken biegt Gonzales aber ab in eine fulminante One-Man-Show irgendwo zwischen humorvoller Musikvermittlung, Spokenword-Show und Gig. Er erklärt, dass die Konzertversionen wenig mit den Stücken auf dem Album zu tun hätten, da er im Studio bewusst neutraler spiele, um emotionale Leerstellen zu lassen, die der Hörer dann selbst fülle. Das kann eine faule Ausrede sein, nimmt man ihm aber insofern ab, als klar wird, dass  Studiotage für diese Rampensau wohl eher eine Qual sein müssen. Da ist es nur konsequent, dass das Live-Erlebnis auch für die Zuschauer einen erheblichen Mehrwert bieten muss.

So erklärt er in der Show zum Beispiel, was ein Arpeggio ist und kann, und spielt zur Illustration Glen Millers «In The Mood» ohne Arpeggien – eine langsame Folge pathetisch gegriffener Akkorde. Oder er erläutert, dass Dur konservativ, ja gar «right-wing» sei (nicht zuletzt, weil man auf der Klaviertastatur, um aus dem offenen Akkord einen Dur-Akkord zu machen, für den dritten Ton mit dem Finger leicht nach rechts gehen müsse, während der dritte Ton für den Moll-Akkord leicht links davon liege). Im Gegensatz dazu sei Moll progressiv, gar revolutionär. Ihm gefalle Moll grundsätzlich besser und er zeigt uns mit Moll-Versionen von Alltags-Hits wie «Happy Birthday», «Bruder Jakob» oder «Chariots of Fire» wieso.

Bloss beim wiederholten Zuschauer auf die Bühne holen wird der Abend ein bisschen zur Kinderparty. Aber Gonzales rettet uns mit seiner Bühnenkompetenz und Souveränität auch aus diesem Abgrund, gleicht mit intelligenten Rhymes und unglaublicher musikalischer Vielseitigkeit wieder aus und beweist den ganzen Abend lang, dass er für alles, was er persifliert und verwurstelt gleichzeitig einen grossen Respekt hat. Ein Abend, dessen Enthusiasmus noch lange nachhallt!

Tagebuch der Schläge

Ruth Kofmel am Mittwoch den 5. Dezember 2012

Lieber, lieber Weihnachtsmann, dies hier ist dringend: Bitte peitsche deine Rens Richtung Everestrecords und hol mir da die wunderhübsche Box mit dem Titel Beat Diary aus dem Regal – ich will zu Weihnachten Schläge, nichts anderes als Beats! Danke.

Verantwortlich für die zwölf Schallplatten gefüllt mit Rhythmen ist der Schlagzeuger Julian Sartorius. Eine solche Produktion ist ja wohl eher ein Unding,  – wer will sich schon stundenlang Beats anhören – unvorstellbar, dass das spannend sein könnte. Das ist es aber, und wie!

Die Idee über ein Jahr hinweg mit Beats ein Tagebuch zu führen ist ja das eine, das dann aber tatsächlich über ein Jahr hinweg durchzuziehen und immer neue und aussagekräftige Klänge zu entdecken ist das Andere und Erstaunliche. Julian Sartorius hat sich wohl mehr als einmal selbst verwunschen für diese Projektansage und hat trotzdem weiter gemacht.

Dass das gut gekommen ist, hat damit zu tun, dass Julian Sartorius eine unerschöpfliche Spielfreude und einen kindlichen Entdeckergeist sein eigen nennt und dass er ein superber Musiker ist, der weit über das Schlagzeug hinaus seine Bahnen zieht und sich ebenso im Produzieren von Beats, wie im Geräusche sammeln und erzeugen, im Arrangieren und Komponieren zu Hause fühlt. Und ein Synästhetiker ist er offenbar auch. Also kommt seine Beat Diary mit Bildband daher, der zu jedem Tag und jedem Beat ein Bild vom jeweiligen Ort des Geschehens zeigt.

Die Beat Diary ist also das klingende Tagebuch eines Mannes auf Reisen. Sie erzählt während 365 Tagen vom Wo, Was und Wie, sie hält fest, wie ein Mann die Welt abtrommelt und zum klingen bringt. Darüber hinaus ist sie ein Lexikon der Beats. Ein neu erfundenes und interpretiertes Nachschlagewerk für Beats, die die Musikgeschichte der letzten zwanzig Jahre vereinen und aufführen.

Lieber Weihnachtsmann, bitte presch schon mal los – peitschen, peitschen, peitschen – die Box kommt am 14. Dezember auf dem Label Everestrecords heraus und wird am 21. Dezember im Dachstock getauft.

Baze auf 96 Kanälen

Gisela Feuz am Donnerstag den 17. Mai 2012

«Ä uhure Macchina! Sicher öppe 96 Spure», erklärten gestern die beiden anwesenden Tontechniker mit glänzenden Äuglein der Schreiberin im Backstage vom ISC. Mit der «uhure Macchina» war das Ding gemeint (man vergebe mir meine Technik-Unwissenheit), mit welchem Ton-Häuptling Jan Stehle gestern das Konzert von Baze und seinen wackeren Mannen aufgenommen hat. Die Herren beenden nämlich gestern und heute im ISC ihre Tournee zu «D’Party isch vrbi» mit einem Doppelkonzert, welches aufgenommen und als live Album herausgegeben werden soll.

Während hinten also über Mischpulte und Kanäle gefachsimpelt wurde und die Herren Mischer über Hornhaut an den Fingern klagten (jedem Beruf seine Krankheit), besprachen vorne die Herren Musiker beim Soundcheck, wie man denn jetzt genau wolle und arrangierten auch noch schnell den einen oder anderen Song ein Bisschen um. Von dieser kurzfristigen Organisation liess sich dann allerdings während des Konzerts nichts feststellen, denn schliesslich sind die Herren Anliker, Jakob, Kuelling und Baumann alle Profis auf ihrem Gebiet.

Die Herren Baze und Baumann in mentaler Vorbereitung

Er sei «scho bitz nervös», verkündete Herr Baze dem vollen ISC-Club. Das merkte man aber höchstens zwischen den Songs bei den Ansagen. Da wusste der Sprachakrobat vom Dienst vor lauter Aufnahme-Herrjesses offenbar nicht so recht, was man jetzt genau wie sagen soll. Ansonsten lieferten die Herren aber ein einwandfreies Konzert und zeigten sich musikalisch vielseitig. Ein spannendes Album wird das werden, welches sich definitiv zu kaufen lohnt. Falls denn der Herr Stehle gestern all seine 96 Dinger im Griff hatte.

Heute Abend findet das zweite Konzert von Baze im ISC statt, welches ebenfalls aufgenommen wird. Wann genau das live Album herauskommen wird, wurde ganze einfach vergessen zu fragen konnte bis Redaktionsschluss nicht herausgefunden werden. 

Later at Chop

Gisela Feuz am Freitag den 20. April 2012

Im Chop Records werden nicht nur Platten verkauft, sondern nach Ladenschluss wird machmal auch angeregt diskutiert. So z.B. gestern Abend an der Pilot-Veranstaltung von «Later at Chop». Erst mal gucken wolle man, wie das so tue, und dann entscheiden, ob man das allenfalls regelmässig veranstalte werde, meinten die Initianten Serge Berthoud und Ray Wilko  vorsichtig. Nichtsdestotrotz hatten sich die beiden Herren im Vorfeld ordentlich ins Zeugs gelegt, organisatorisch alles perfekt aufgegleist, selber extra Jingles eingespielt und im Brocki noch rasch ein paar Lampen gekömerlet für gemütliches Ambiente.

«Later at Chop» funktioniert nach dem Vorbild des Literaturclubs, bloss wurde gestern eben nicht über Literatur, sondern über Musik, genauer: drei spezifische Alben, diskutiert. Als ExperInnen waren die äusserst charmante Simone de Lorenzi (Fiji), ein vergnüglich-rumpelsuriger Huri Hurban (Phon Roll) , Mike Krüll (Lang & Breit), dessen Humor an Trockenheit ja wohl kaum zu überbieten ist, und die Schreiberin eingeladen worden. Besprochen wurden die neuen Alben von The Jezabels, The Shins und den Local Heroes Boys on Pills.

Um es gleich vorne weg zu nehmen: Einig wurden sich die ExpertInnen nicht und das war genau gut so. Genüsslich wurde da diskutiert und gestritten, ob denn «Port of Morrow» nun völlige Zeitverschwendung oder ein Geniestreich sei, ob «Prisoner» nicht einfach als Kate Bush-Verschnitt mit ein bisschen Killers-Beats durchgehe und ob die verbale Hodenkrazerei auf «Nacht» denn nun wirklich nötig sei. Wie es sich für eine anständige Talk-Runde gehört, wurde dazu ordentlich gepafft und Bier und Wein gekippt. Lustig war’s (ich denke auch für die ZuschauerInnen) nicht zuletzt weil die Talkmasters Berthoud und Wilko äusserst unterhaltsam durch den Abend führten.

Die ersten Feedbacks seien durchaus positiv gewesen, entsprechend ist zu hoffen, dass «Later at Chop» wieder stattfinden wird. Wir halten sie auf dem Laufenden.

Geschichten vom Musikbusiness

Roland Fischer am Samstag den 14. Januar 2012

Die Platte sei immer noch etwas vom besten in Sachen Balkan-Elektronik, meinte Bee-Flat-Veranstalter Christian Krebs gestern am Norient nach dem Film über das Shukar Collective – «aber das Konzert…». Vor vier Jahren war die Combo in der Turnhalle zu Gast – es war, sagen wir mal, nicht gerade ein Highlight in der Bee-Flat-Konzerthistorie. Warum das nicht funktioniert hat – warum es nicht hat funktionieren können -, dafür lieferte das Norient gestern eine filmisch bündige Erklärung.

Zwei Welten kamen da zusammen, die herzlich wenig miteinander zu tun haben: Hier die Soundtüftler hinter den Computern, musikalische Einzelkämpfer im Wesentlichen, die Teamarbeit ganz prinzipiell eher als anstrengend empfinden. Und da die unbändige Spielfreude der Romamusiker, die sich eigentlich erst richtig in der Gruppe entzündet. Wie daran (und am Geld, natürlich) ein sehr vielversprechendes musikalisches Projekt zerbricht, das zeichnet «The Shukar Collective Project» auf ungeschminkte und oft auch herrlich komische Weise nach.

Später im Programm gab’s dann noch Einblicke in ganz andere Musikbusiness-Logiken. Der in Beirut lebende Filmer und Hip-Hop-Experte Jackson Allers brachte zwei kurze Filme mit, die, obwohl kaum zwei Jahre alt, schon ein wenig von gestern waren. Denn was Allers danach über die Hip-Hop-Kultur in den neuen arabischen Demokratien zu erzählen hatte, liess noch eine andere kulturelle Revolution erahnen: Ohne jede Business-Struktur sei der arabische Hip-Hop dabei zu explodieren, mit den neuen Medien und der Öffnung des Internets fände die zuvor nur im Untergrund agierende Musikszene nun plötzlich eine grosse Verbreitung. Der Hip-Hop verspricht also (einmal mehr) zu so etwas wie der wütend-hoffnungsvollen Stimme der Jungen zu werden.

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Erfreulich: Das Norient war komplett ausverkauft gestern. Für alle Enttäuschten, die sich gern «Polyphonia – Albaniens vergessene Stimmen» angesehen hätten: Heute um 16 Uhr gibt es ein Zusatzscreening.

Eigensinn in Schwarz Vol. 2

Ruth Kofmel am Samstag den 7. Januar 2012

Ich habe hier schon einmal von einem Musiklabel namens Mismrecords berichtet, dass immer wieder Qualitäts-Hörware aus dem Bereich Elektronik und Rap auf Vinyl herausbringt. Das Label wird von zwei Mannen geführt, einem Berner und einem Zürcher.

Der Berner, nämlich Mich Moser hat damit ganz offenbar noch nicht genug um die Ohren – sonst hätte er wohl kaum die kleine, schöne Italienerin, wie er sie nennt, auf die Welt gestellt: Luanarecords.

Auf Luanarecords wird er noch spezifischer als er das auf Mismrecords ist und veröffentlicht dort ausschliesslich instrumentale Stücke aus dem Bereich der Elektronik auf Vinyl.

Wiederum legt er in liebevoller Kleinarbeit oft selbst Hand an, wenn es um die Gestaltung der Hüllen geht – oder übergibt diese Arbeit befreundeten Künstler und Grafikern. So ist es nicht verwunderlich, dass nicht nur die Musik, die auf Luanarecords ein zu Hause gefunden hat, für Freude sorgt, sondern immer wieder auch für visuelle Leckereien sorgt, wie beispielsweise eine 7inch in froschgrün.

Ich darf Ihnen hier schon eine Hörprobe von der nächsten Veröffentlichung vorstellen. Der kanadische Produzent Maki hat unter dem Titel «Leaving Exarchia» zwei seiner Stücke dem Berner Label anvertraut.

Jahresauftakt

Ruth Kofmel am Donnerstag den 5. Januar 2012

Dimlite ist ein grosser Unbekannter hierzulande und auch ein unbekannter Grosser. Seine Erfolge feiert er bis jetzt grundsätzlich aber eigentlich nicht gewollt im Ausland, angefangen in Deutschland vor fast zehn Jahren und derzeit über die europäischen Grenzen hinaus vor allem in Amerika.

Seine Musik ist und bleibt ein Nischenprodukt, weit weg von allgemein gültigen Hörgewohnheiten. Es ist Musik, die sich dem Hip Hop entsprechend alter Klangvorlagen bedient. In Dimlites Fall aber geschieht das schon lange nicht mehr in Form von Sampling, sondern durch Nachspielen und Kombinieren musikalischer Erinnerungen und Fundstücke aus der Vergangenheit.

Auf seinem letzten Werk «Grimm Reality», das er gestern in der Turnhalle getauft hat, hat er wieder vermehrt die Stimme in den Vordergrund gerückt und verläuft sich ansonsten grossartig in allen möglichen Genreanlehnungen.

Wenn Dimlite live spielt werd ich sowieso jedes mal ganz kirre vor Begeisterung, aber was gestern in der Turnhalle zu hören war, übertraf alles bisherige. Julian Sartorius begleitete Dimlites Musik auf dermassen unerhört, krass gute Art und Weise, dass es gar nicht zu fassen war.

Da haben sich zwei gefunden. Sartorius verleiht Dimlites sphärischen Höhenflügen die nötige Erdung, sorgt für einen rollenden Groove, wenn sich Dimlites Melodien übereinander schichten, oder spielt ganz einfach stabil wie nur etwas mit einem bestehenden Beat mit, um diesen zu verstärken oder zu ergänzen.

Ich war einmal mehr sehr hingerissen und es war ausgesprochen schön zu sehen, dass Bern die zwei gebührend gefeiert hat – welch ein Jahresauftakt!