C. brachte den Witz mit der Sachertorte und der Wandl guckte unter der Kapuze seines weissen XXL-Pullis hervor und sagte so etwas wie: «Also, geil is’ es’ ja schon». Das war beim Abendessen, stimmiges Einstimmen im Rössli, auf einen Konzertabend der klassischen Sorte: Da tritt ein uber nicer Act auf, ist aber noch nicht so extrem bekannt, also wird auch kaum jemand erscheinen. Das is’ net so geil, aber truth hurts immer.
Trotzdem. Wir waren dort. Und es war wunderschön. Verschleppt, vertrackt, alles nur angedeutet, unausgesprochen, charmantester Lo-Fi mit allerlei Nettigkeiten aus der Soul-Wunderplunderkiste und dazu dieser Typ, der sich ins Falsett singen kann, haucht, Töne trifft, während die Samples disharmonisch im Raum verschwimmen. Bedroom-Pop ist ein furchtbar abgefingertes Wort, aber es muss hier nochmal ran, weil der Lukas, so heisst der Wandl nämlich, den sehe ich vor mir, wie er rauchend auf seinen weissen Bettlacken herumrutscht und auf seinem Klappcomuter sweet und sexy Tunes produziert.
Mit wem wir es hier zu tun haben? Wandl ist ein Jungspund aus Wien, aufgestiegen aus dem Dunstkreis der Wiener/Salzburger Wolken Jungs: Yung Hurn, Crack Ignaz, you name ’em. Ein gehauchtes «Coca Cola» hat ihm den Ruhm über Noisey die Blogosphäre hinaus verschafft, soweit, dass er gestern Abend – ganz sanft – im Dachstock gelandet ist. Der war ganz bescheiden gefüllt, aber der Wandl hat ein verträumtes Set gespielt, am Ende den Soul verlassen und elektronische Tanzmusik serviert, so zauberhaft war das, am Bühnenrand zu stehen und in die Sorglosigkeit einer Freitagnacht zu entgleiten, mit ganz viel Raum drumherum für eigene Irrungen und Nachtwandlereien.
Reiner jedenfalls prophezeit dem Wandl den Superstar-Status. Und sobald Wandl den erreicht hat, wird er wieder im Dachstock spielen – dann aber im ausverkauften.
Wandls Album «It’s All Good Tho» gibt es auf Bandcamp zu hören und kaufen. Wer das mag, mag auch James Blake und guten Sex.