Archiv für die Kategorie ‘Hip & Hop’

Heute ist der grosse Tag:

Grazia Pergoletti am Samstag den 7. Juni 2008

KSB widmet sich endlich dem HipHop! Wie lange wurde auf diesen Augenblick geplangt!

Run DMC! Danach De La Soul, Dream Warriors, Arrested Developement. Etwas später House of Pain, Freestyle Fellowship und die Goats mit ihrem legendären I’m not your typical American. Und aber auch und allen voran und von Anfang an: Galliano, nicht John und auch nicht der Likör, sondern die London based acid jazz group, deren erstes Album In Pursuit of the 13th Note eines meiner zehn für die Insel ist, immernoch, immer wieder.

Dann war ich eine Weile lang ganz wahnsinnig versessen auf Busta Rhymes, als er noch farbige Kostüme trug und sich nicht als schnellstsprechender Bodybuilder der Welt präsentierte. Ein blödes Genie, der Kerl. Vor einigen Wochen zu hören auf der Allmend, übrigens – war jemand aus der geneigten Leserschaft da?

Und die Deutschen, wie zum Beispiel Kinderzimmer Productions und Eins Zwo. Mochte ich auch sehr. Jetzt bin ich bei einer Dame angelangt, wurde auch Zeit, tami: Meine Heldin dieser Tage heisst Miss Platnum. Die in Berlin lebende Balkan-Rapperin rumänischer Herkunft, die von SEEED, der superbsten Elfer-Mannschaft aller Zeiten, produziert wird. Eine absolute Wucht, unbedingt reinhören, mitwippen und lächeln. Danke.

Ein Hoch auf Spike Jonze

Benedikt Sartorius am Samstag den 7. Juni 2008

Hip-Hop ist unkomisches und bierernstes Gepose, so meint man. Das mag zum grossen Teil stimmen, doch für Rapmusiker wurden neben den einschlägigen Goldketten-und-Arsch-Videos auch sehr lustige Filme fabriziert, die selbstironischer agieren als viele Rockclips.

Viele von diesen lustigen Clips – wie auch der zu «If I Only Had A Brain – stammen vom Regisseur Spike Jonze. Ohne ihn hätten wir keinen Räuber-und-Poli-Clip zu Sabotage von den Beastie Boys, keine populäre Demaskierung des Gangsta-Rap wie der Clip zu Sky’s The Limit vom erschossenen Notorious B.I.G. und auch nicht den velofahrenden Fatlip.

Fatlip war und ist wieder Mitglied von The Pharcyde, einer Gruppe, von der ich nicht viel kenne ausser diesen unglaublichen Clip von, eben, Spike Jonze. Film ab:

PS: Lustig und hier auch schon verlinkt ist der nicht von Spike Jonze stammende Clip zu Kanye West’s «Can’t Say Nothing» mit dem Farmer und Liedergott Will Oldham. Allerdings ist dies der inoffizielle Clip.

20 Jahre ganz grosse Klasse

Frau Götti am Samstag den 7. Juni 2008

Wer kennt und liebt sie heute nicht, diese Mannen aus Philadelphia?

In Bern waren The Roots schon ganz früh anzutreffen, als sie erst wenige kannten. Nämlich anfangs der 90er Jahre im damals ebenso frischgebackenen Wasserwerk-Club.
Ein gut unterrichteter Augen- und Ohrenzeuge berichtet davon, wie begeistert Black Thought und Questlove & Co. waren, als man ihnen einen Sack Gras organisierte. Das brauchten sie dann innert Kürze auf, weil sie es pur und in rauhen Mengen rauchten. So dass es selbst dem gut unterrichteten Augen- und Ohrenzeugen zu viel wurde, der auch nicht gerade für eine schwache Lunge bekannt ist. Viel geredet wurde dazu nicht, einer ver-tag-te die Wasserwerk-Wände und Questlove trommelte immerfort vor sich hin. Das anschliessende Konzert sei entsprechend grossartig gewesen, heisst es.

Aber item, The Roots sind auch heute noch ganz grosse Klasse. Das beweist ihr jüngstes Album “Rising Down”. Und das hat auch ihr umwerfender Auftritt letztes Jahr am Gurten-Festival bewiesen. Der liess alles andere vergessen: den Regen und den Kommerz und den stinkenden, verschlammten Menschen neben einem.

Jesus lebt

christian pauli am Samstag den 7. Juni 2008

Meine zugegebenermassen immer wieder nur flüchtigen Kontaktaufnahmeversuche mit dem Hiphop waren in den frühen 90er Jahren besonders erfolgreich: Ice Cube («Death Certificate», 1991) gefiel mir (warum eigentlich?), vor allem aber wurde ich von einem (weissen) Mann namens Mark Griffin eingenommen, besser bekannt als MC 900 Foot Jesus.

MC 900 Foot Jesus’ Alben «Welcome To My Dream» (1991) und «One Step Ahead Of TIf I Only Had A Brainhe Spider» (1994) hatten dank ihrem unerhörten Mix zwischen Rap, Rock, Ambient und Jazz nachhaltige Wirkung: Diese coolen Beats! Diese Bassklarinetten! Diese ungeraden Basslines! Diese scharfen Raps!

Zwei Songs für die Ewigkeit: «The City Sleeps» und «If I Only Had A Brain»: von letzterem gibts ein Video, das dank Beavis and Butthead in die Annalen der Popgeschichte eingangen ist:

Das sind jetzt mehr als 10 Jahre. Kürzlich ist mir «Welcome To My Dream» per Zufall in die Hände geraten. Verdammt heisse Scheibe, immer noch. Aber was macht weisse Rap-Jesus heute? Er arbeitet als Bücherverkäufer – und amtet als DJ einmal in der Woche im Musikclub Lee Harvey’s in Dallas.

Vom Musikbusiness desillusioniert, hängte er seine Karriere nach «If I Only Had A Brain», immerhin erschienen auf Rick Rubins Label «American», an den Nagel. «Burnout», sagt der heute 51jährige nüchtern, «I was real burned out on being even an ironic version of a rapper». Funny, Burnout und Rap, das passt im Zeitalter des dumpfen Kopfnicker-Machismo nicht wirklich zusammen.

Der beste Busfahrer

Benedikt Sartorius am Samstag den 7. Juni 2008

Es war vor etwa vier Jahren, als der Dachstock zu einer langen Rap-Nacht lud. Mein eigentliches Augenmerk galt Mike Ladd, doch der Abend war bei seinem Auftritt schon lange gelaufen.

Schuld war der uns damals gänzlich unbekannte und früh auftretende Busdriver, eine Art schwarzer Captain Beefheart – unerschrocken, sprachschöpferisch und -spielerisch, komisch und durch alle Stimmlagen hinfort.

Busdriver spielte ein kurzes Konzert, die Begleitung kam ab MiniDisc und dennoch nimmt dieser grandiose Auftritt noch immer einen besonderen Platz in meiner Konzerthistorie ein. Das lässt dann auch seine letzten zwei, deutlich poppigeren und zielloseren Alben verschmerzen.

Ein kleiner Busdriver-Eindruck vermittelt das Video. Auch für J.S. Bach Anhänger.

Der Tag der Maulhelden

Benedikt Sartorius am Samstag den 7. Juni 2008

Guten Tag. Die KSB-Redaktion widmet sich an diesem Samstag der Kategorie Hip & Hop, die erst zwei kümmerliche Beiträge aufweist und demnach sträflich vernachlässigt wurde.

Wir haben einige gemäss unserer subjektiven (Laien)Meinung nach besonders prächtige Maulhelden aufgespürt, präsentieren lustige Videos abseits der Goldketten und hoffen, Sie mit einigen schweren Reimen auf Trab zu halten.

Max Goldt (Bild adi)Schwere Reime? Besser Schweinereime. Max Goldt macht den Anfang mit seinem komischen «Meine Reime sind Schweine», das der Luxuspoet zusammen mit dem International Pony DJ Koze gefertigt hat.

Letzterer war früher unter anderem DJ von Fischmob – einer Ur-Nordisch-By-Nature-Hip-Hop-Band – die ich einmal in meiner tiefen Jugend sehen durfte.

Das war auch die Zeit, in der die damals frischen 5 Sterne Deluxe locker den in Originalbesetzung auftretenden Black Sabbath vorgezogen wurden (und in der Viva Zwei noch existierte).

Der Halter und die Lieblinginnen

Manuel Gnos am Dienstag den 8. Januar 2008

Nach DJ Bobo und Adrian Stern veröffentlicht der Berner Rapper Kutti MC (alias Jürg Halter) zusammen mit Baze und Heidi Happy einen EM-Song, um den Stadion-HitSchrott von Baschi endgültig zu ersetzen. Der Song wird bis Ende Februar fertig gestellt und auf Little Jig Records erhältlich sein.

Selbst wenn dabei kein brauchbarer Song herauskommt, ein interessantes Projekt ist das allemal. Überhaupt scheint der Halter ein Liebling der Lieblinginnen der Schweizer Musikszene zu sein.

Von Sophie Hunger (alias Emilie Welti) ist das ja schon seit längerem bekannt. In einem Interview mit der SonntagsZeitung wurde das letztes Wochenende ein weiteres Mal bestätigt: «Ich komme gerade vom Drehen eines Films, den ich mit dem Dichter Jürg Halter mache. Wir sind zwei Litfasssäulen. Ich bin ‹Nüt› und er ist ‹Niemert›.» Und mir ist sturm.

Zum Schluss noch dies:

Det janze Bizzness macht mir krank

Frau Götti am Montag den 24. Dezember 2007

Also ich gehöre ja zu den Verlierern, die am Samstag punkt 21 Uhr vor dem Sous Soul standen und dachten, zu Baze kämen sie auch an der Abendkasse noch. Ich kann daher nichts berichten über seine Plattentaufe – wenn Sies können, auf, ich bitte um Kommentare.

Dafür hab ich dies für Sie.

Ok, ok, es geht auch schärfer:

“Ick bin icke und keen Hamburga Werba.” Behaupt Icke. “Er ist er und keen Produzent os Wien.” Behaupt Icke auch. Dies zu den bösen Zungen, die in Icke und Er Hamburger Werber und nicht Spandauer Gangstas sehen.

Klingt eben schon verdächtig angelernt, die Berliner Klappe. Und sieht wunderbar ironisch aus, der ganze Auftritt.

Lassen Sie doch mal die Qualität der Bässe ausser Acht und es dafür einfach mit sich geschehen. Gerade zur Weihnachtszeit (“Det janze Bizzness macht mir krank”).

Und: Ist doch beruhigend zu wissen, dass da zwei auch mal wieder aufhören wollen: “Anders als George Walter hab ick ne Exit-Strategie.”

Am 17. Januar tritt das Duo auf seiner Abschiedstournee übrigens in Zürich auf.