Bei Filmdrehs in Finnland gibt es die Tradition, dass bei jeder 100. Klappe eine Runde Schnaps getrunken wird. Ja, auch wenn es 9 Uhr morgens ist. Das erstaunt an und für sich noch nicht, denn dass die schweigsamen Nordlichter Feuerwasser nicht abgeneigt sind, weiss jedes Kind. Zumindest jedes vernünftige Kind. Was allerdings erstaunt – oder dann auch wieder nicht, sind ja Finnen – ist die Tatsache, dass bei dieser Tradition darauf bestanden wird, den übelstmöglichen Fusel überhaupt zu trinken: Jaloviina oder kurz Jallu, was übersetzt so viel heisst wie «nobler Likör». Ahahaa, guter Scherz.
Jallu ist eine Mischung aus schlechtem französischen Cognac und Wodka, die es ursprünglich in drei Qualitätsgraden gab: 1-Stern, 2-Stern und 3-Stern, wobei der Grad der Trinkbarkeit analog der Sterne abnimmt und man beim Konsum von 1-Stern-Jallu nicht nur um sein Augenlicht, sondern auch um sämtliche Zungen-Nerven fürchten muss. Von Hirnzellen und Verstand reden wir gar nicht erst.

Wer in der Kreativ-Abteilung etwas auf sich hält, trinkt die 1-Stern-Variante.
Die Legende besagt, dass die Jallo-Fabrikanten vor ein paar Jahren die Produktion der niederqualitätigen 1-Stern- und 2-Stern-Variante einstellen wollten. Als die Filmindustrie davon Wind bekam, verfasste diese kurzerhand einen geharnischten Brief, in dem sie erklärte, dass sämtliche Studios dicht machen würde, wenn es keinen 1-Stern-Jallu mehr gebe. Daraufhin krebsten die Jaloviina-Brenner zurück und so kommt es, dass es heute 1-Stern und 3-Stern-Jallu, aber keinen 2-Stern-Jallu mehr gibt. Wer in der Kreativ-Abteilung etwas auf sich hält, der trinkt selbstverständlich die schauderhaftte 1-Stern-Variante. Wenn schon zugrunde richten, dann fachkundig. Man muss sie einfach mögen, diese Finnen.
Jallu gehört zu den am meisten verkauften Schnapssorten in Finnland ist auch Namenspate eines jährlichen Metal-Festivals in Oulu namens Jalometalli. A propos finnischer Metal: Am Samstag wird im Rahmen des Musikfilm Festival Norient die Dokumentation«Monsterman» gezeigt, welche das tragikomische Schicksal des gleichnamigen Lordi-Frontmanns abhandelt. Lordi waren die Heavy-Metaller mit den Masken, die vor fünf Jahren den Eurovision Song Contest gewannen. Heute hat die Band einen Berg Schulden, Monsterman versteckt sich immer noch hinter seiner Maske und versucht, den Respekt der Metal-Community zu gewinnen. Schweizer Premiere in Anwesenheit von Regisseur Antti Haase am Samstag 22:30h im Kino Reitschule.