Archiv für die Kategorie ‘Folklore & Unterhaltung’

Bizarre Musikgenres Teil 23: Atonal Kitten Music

Gisela Feuz am Dienstag den 12. April 2016

Die Welt der Musikgenres ist eine vielfältige, bunte und manchmal unfreiwillig komische. In dieser Serie sollen Genres zum Zuge kommen, von denen Sie bis anhin vielleicht (zu recht) noch nie gehört haben. Heute: atonal kitten music.

Atonale Musik und Katzenvideos kommen ja aus zwei unterschiedlichen Universen. Letzteres ist komplett bescheuert, ersteres je nach Sichtweise auch, oder aber das Resultat einer der wichtigsten Paradigmenwechsel in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Atonale Musik ist nicht auf einen Grundton fixiert, sondern basiert auf der chromatischen Tonleiter, was aus der Sicht der Befürworter für Komplexität spricht, aus der Sicht der Gegner als Beliebigkeit eingeschätzt wird und gerne auch mal ketzerisch als Katzenmusik betitelt wird. Und da kommt Cory Arcangel ins Spiel.

Der 38-jährige Cory Arcangel ist ein New Yorker-Künstler, der sich in unterschiedlichen Gefilden austobt. Oft stellt er Werke her, indem er aus bereits existierendem Material wie Fotos, Videos oder dancing stands neue Arbeiten schafft und damit die Beziehung von digitaler Technologie und Popkultur untersucht. Und so lässt er auch mal herzige Büsis Arnold Schönbergs – der Übervater der atonalen Musik – elftes Opus klimpern.

Newsletteri am arschlekkeri

Gisela Feuz am Samstag den 2. April 2016

Herzlich willkommen, werte KSB-Leserschaft, im feuzschen Sprachlabor. Heute im Programm: Finnisch.

flag«Das Finnische unterscheidet sich als finno-ugrische Sprache erheblich von den indogermanischen Sprachen. Zu den Besonderheiten der finnischen Sprache gehören der agglutinierende Sprachbau, die grosse Anzahl an Kasus (15), eine komplexe Morphophonologie, das Fehlen des grammatikalischen Geschlechts und ein konsonanteramrmer Lautbestand.» (nach Wikidoof)

Sie verstehen nur Bahnhof? Ich übersetze: Finnisch ist uhurentamischwierig und wurde in erster Linie erfunden,  um Touristen zu beschimpfen. Beziehungsweise die ganze Welt. Abzüglich der rund 5 Millionen Muttersprachlern, versteht sich.

Tresennachbar Bjarki widersprach allerdings in einer dieser fantastisch langen finnischen Winternächte, in denen es absolut legitim ist, sich im schönen Helsinki in irgendeiner heruntergekommenen Bar bereits ab 15 Uhr mit dem Nationalgetränk zu beschäftigen. «So schwierig ist Finnisch nicht», erklärte er, «immerhin wird alles so ausgesprochen, wie es geschrieben wird. Und vor jedem Doppelbuchstaben macht man einfach eine kurze Pause.» Bjarki war begeistert. Aber der ist ja auch Isländer.

Seit diesem Tag spricht Frau Feuz also perfekt Finnisch. Bloss, was hilft es einem, wenn man einen Newsletter zwar perfekt vorlesen kann, aber keine Ahnung davon hat, was drin steht? Ihn abbestellen? In der Mail einfach unten auf den blauen Link klicken? GLAUBEN SIE ETWA, ICH HÄTTE DAS NICHT VERSUCHT? HALTEN SIE MICH FÜR DEBIL??! Klickt man auf besagten blauen Link, erscheint untenstehendes Fenster. Und jetzt?! Auch am Ende mit der Schlaumeierei, hä?!

Bildschirmfoto 2016-04-02 um 10.41.14Falls Sie zu den 0.06% gehören, welche der finnischen Sprache mächtig sind: Halten Sie die Klappe. Ich interpretiere diesen Newsletter mittlerweile als Liebeserklärung. Dieses Land will mich umsverroden wieder auf Besuch haben. Die spinnen, die Finnen. Aber man muss sie einfach mögen.

Es muss an der YB-Wurscht liegen

Gisela Feuz am Dienstag den 15. März 2016

Wenn Sportler oder Sportlerinnen ihre musikalische Ader entdecken, geht das oft  so richtig gruusig in die Hosen. Sie finden, Frau Feuz übertreibe? Dann möchte ich an dieser Stelle an «Kafi am Pischterand» erinnern. Speziell in der Abteilung der Freunde des runden Leders lassen sich so einige Erzeugnisse fragwürdiger Qualität finden, die vom UNO-Menschenrechtsrat eigentlich auf die schwarze Liste gesetzt gehörten. «Toni Polster & die fabulösen Thekenschlampen» etwa mit Toni, lass es polstern *winsel* oder aber der junge Franz Beckenbauer, der 1966 im Schlagerrad «Gute Freunde kann niemand trennen» zum besten gab. Liegt es an den vielen Kopfbällen?

Eine löbliche Ausnahme gibt es allerdings: Super-League-Stürmer Guillaume Hoarau. Der macht nicht nur das Runde ins Eckige, sondern hat sich auch mit YB-Hausmusikant Oli Kehrli zusammengetan und interpretiert auf dessen neuem Album «Zukunftsnostalgie» einen Song von Georges Brassens. (*Flüstermodus ein* eigentlich singt der Hoarau sogar besser als der Kehrli *Flüstermodus aus*) Es muss an der YB-Wurscht liegen.

In wenigen Tagen erscheint Oli Kehrlis neues Album «Zukunftsnostalgie», getauft wird am 22. April im Bierhübeli. KSB verlost Alben von Oli Kehrli. Teilen Sie uns in den Kommentaren einfach mit, wer ihrer Meinung nach der/die schlechteste oder auch beste singende Sportler_in ist. Die besten Antworten bekommen «Zukunftsnostalgie» nach Hause geschickt. 

Fachkundiges Zugrunderichten

Gisela Feuz am Mittwoch den 13. Januar 2016

Bei Filmdrehs in Finnland gibt es die Tradition, dass bei jeder 100. Klappe eine Runde Schnaps getrunken wird. Ja, auch wenn es 9 Uhr morgens ist. Das erstaunt an und für sich noch nicht, denn dass die schweigsamen Nordlichter Feuerwasser nicht abgeneigt sind, weiss jedes Kind. Zumindest jedes vernünftige Kind. Was allerdings erstaunt – oder dann auch wieder nicht, sind ja Finnen – ist die Tatsache, dass bei dieser Tradition darauf bestanden wird, den übelstmöglichen Fusel überhaupt zu trinken: Jaloviina oder kurz Jallu, was übersetzt so viel heisst wie «nobler Likör». Ahahaa, guter Scherz.

Jallu ist eine Mischung aus schlechtem französischen Cognac und Wodka, die es ursprünglich in drei Qualitätsgraden gab: 1-Stern, 2-Stern und 3-Stern, wobei der Grad der Trinkbarkeit analog der Sterne abnimmt und man beim Konsum von 1-Stern-Jallu nicht nur um sein Augenlicht, sondern auch um sämtliche Zungen-Nerven fürchten muss. Von Hirnzellen und Verstand reden wir gar nicht erst.

jallu

Wer in der Kreativ-Abteilung etwas auf sich hält, trinkt die 1-Stern-Variante.

Die Legende besagt, dass die Jallo-Fabrikanten vor ein paar Jahren die Produktion der niederqualitätigen 1-Stern- und 2-Stern-Variante einstellen wollten. Als die Filmindustrie davon Wind bekam, verfasste diese kurzerhand einen geharnischten Brief, in dem sie erklärte, dass sämtliche Studios dicht machen würde, wenn es keinen 1-Stern-Jallu mehr gebe. Daraufhin krebsten die Jaloviina-Brenner zurück und so kommt es, dass es heute 1-Stern und 3-Stern-Jallu, aber keinen 2-Stern-Jallu mehr gibt. Wer in der Kreativ-Abteilung etwas auf sich hält, der trinkt selbstverständlich die schauderhaftte 1-Stern-Variante. Wenn schon zugrunde richten, dann fachkundig. Man muss sie einfach mögen, diese Finnen.

Jallu gehört zu den am meisten verkauften Schnapssorten in Finnland ist auch Namenspate eines jährlichen Metal-Festivals in Oulu namens Jalometalli. A propos finnischer Metal: Am Samstag wird im Rahmen des Musikfilm Festival Norient die Dokumentation«Monsterman» gezeigt, welche das tragikomische Schicksal des gleichnamigen Lordi-Frontmanns abhandelt. Lordi waren die Heavy-Metaller mit den Masken, die vor fünf Jahren den Eurovision Song Contest gewannen. Heute hat die Band einen Berg Schulden, Monsterman versteckt sich immer noch hinter seiner Maske und versucht, den Respekt der Metal-Community zu gewinnen. Schweizer Premiere  in Anwesenheit von Regisseur Antti Haase am Samstag 22:30h im Kino Reitschule.

Postkarte aus München

Gisela Feuz am Samstag den 9. Januar 2016

Regen Sie sich regelmässig zu Tode auf, wenn Sie am Ende der Weihnachtssaison die Lichterkette vom Tannenbaum klauben müssen und sich diese ständig verheddert? Ruhig Blut! Nehmen Sie sich ein Beispiel an den orange gewandeten Mannen vom Münchner Baureferat Abteilung Strassenbeleuchtung und Verkehrsleittechnik. Die gehen mit einer selten gesehenen Geduld ans Werk. Und die betreiben Lichterkette-Entwirren in einer anderen Dimension. Imfall.

Herzlichst aus München grüsst, Ihre Frau Feuz

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Bizarre Musikgenres Teil 23: Peschmerga-R&B

Gisela Feuz am Dienstag den 22. Dezember 2015

Die Welt der Musikgenres ist eine vielfältige, bunte und manchmal unfreiwillig komische. In dieser Serie sollen Genres zum Zuge kommen, von denen Sie bis anhin vielleicht (zu recht) noch nie gehört haben. Heute: Peschmerga-R&B.

Während Deutschland der kurdischen Peschmerga mit Flugzeugen zur Seite steht, tut dies eine Dame namens Helly Luv mit ihren ganz eigenen Waffen. Die 26-Jährige hat ihre Kindheit in einem Flüchtlingscamp verbracht, bevor sie nach Finnland gelangte. Heute lebt Helly Luv in den USA, hat zwei Löwen als Haustiere, im Garten einen Panzer stehen, auf Twitter über 100’000 Follower und ist in der autonomen Region Kurdistan im Irak eine Berühmtheit. Und ganz nebenbei hat der IS ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Warum? Weil sie mit ihrem kriegsverkitschendem Hochglanz-R&B zum Postergirl der Peschmerga geworden ist, nicht zuletzt weil sie in ihren Songs Durchhalte- und Agitationsparolen an die Kämpfer richtet.

Mut hat sie, das muss man Frau Luv lassen. So hat sie das Video zu «Risk it all», in dem sie leicht bekleidet und mit Molotowcocktail bewaffnet auftritt – in anderen Videos sind es auch mal Panzerfaust und goldener Patronengürtel – in unmittelbarer Nähe eines Kampfgebietes aufgenommen. Es gehe ihr aber nicht bloss um Provokation, liess Helly Luv, die mit bürgerlichem Namen Helan Abdullah heisst, verlauten, sondern sie wolle mit ihrer Musik klar machen, wer die Guten und wer die Schlechten seien. Wenn doch Politik bloss auch so einfach wäre.

Bizarre Musikgenres Teil 22: Quantenphysik-Pop

Gisela Feuz am Freitag den 18. Dezember 2015

Die Welt der Musikgenres ist eine vielfältige, bunte und manchmal unfreiwillig komische. In dieser Serie sollen Genres zum Zuge kommen, von denen Sie bis anhin vielleicht (zu recht) noch nie gehört haben. Heute: Quantenphysik-Pop.

Die physische Realität sei nur eine Spiegelung dessen, was die meisten Menschen für echt hielten, also eine Parallelwirklichkeit. «Wollen wir diese Parallelwirklichkeit ändern, müssen wir selber damit anfangen.» Weise Worte, die man einem Mann gar nicht zutrauen würde, der einen grossen Teil seiner Karriere damit verbracht hat, sich in einem Box-Ring gfürchig zu benehmen und mit «Triangle Choke» oder «Spinning Back-Fist» seine Gegner zu Fall zu bringen. Wo auch immer der Martial-Art-Kämpfer Genki Sudo auftrat, war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit des japanischen Publikums gewiss, zumal er seinen unberechenbaren, hoch technischen Jiu-Jitsu-Kampfstil gerne mit Tanzeinlagen anreicherte. 2009 hängte Genki Sudo dann allerdings wegen einer Nackenverletzung seine Kampfhose an den Nagel, scharrte sechs Tänzer um sich und startete ein Musikprojekt namens World Order, mit dem er fortan dem «Quantenphysik-Pop» frönte.

Stets adrett gewandet, nehmen die sieben Herren ihre Musikvideos gerne an öffentlichen Orten vor ahnungslosem Publikum auf. So gaben World Order eine Woche nach der Katastrophe von Fukushima den Video-Clip zu «Machine Civilization» heraus, welcher unter anderem auf japanischen Flughäfen während des After-Katastrophen-Hochbetriebs sowie in zerstörten Industrieanlagen gefilmt worden war. Welch schöne Mensch-Maschine-Persiflage auf unsere ach so fortschrittliche, technologisierte Welt. Aber schauen Sie doch selber:

Schenken mit KSB II: Helge Schneider

Saskia Winkelmann am Samstag den 12. Dezember 2015

FAKT: In zwei Wochen ist Weihnachten schon vorbei!
Mich hat das grad ernsthaft erschreckt und ich habe innerlich die Arme in die Luft geworfen und gerufen: “Herrje, wie die Zeit vergeht! ” Selbst arbeite ich ja an Weihnachten und habe diverse Abkommen getroffen, dieses Jahr aufs Schenken zu verzichten. Was nicht heisst, dass ich nicht immer doch ein bisschen besinnlicher werde am Ende des Jahres. Ab und zu eine Kerze anzünde und ein Mandarindli esse. Was ich schenken würde? Ausschliesslich Karten für Helge Schneider Auftritte! Für die Liebsten nämlich nur das Beste. Und wer jetzt einwendet, dass eine(r) seiner Liebsten Helge gar nicht lustig findet, dann rate ich, nochmals ganz genau zu überprüfen, warum ausgerechnet dieser Mensch zum engeren Kreis gehört. Helge nicht lustig finden, also bitte…

Helge Schneider ist am 13.03.2016 mit „LASS KnACKEN OPPA!“ in der Kursaal-Arena in Bern.

Heilanddonner!

Miko Hucko am Donnerstag den 26. November 2015

Und andere Schimpfwörter, die mein Grosi gerne benutzt. Zum Beispiel Heimatland. Diese nicht zu angriffigen, nicht zu kritischen oder wütenden Schimpfwörter passen eigentlich ganz gut zum Schweizer Gemüt, dass halt manchmal die Dinge nicht so gut findet. Und so ein bisschen unzufrieden ist.

Heimatland, der Film, will da andere Geschütze auffahren. Also doch den Heilanddonner, irgendwie: Eine riesige Wolke bedroht die Schweiz, Unwetter Panik Chaos, alles böse, was mensch sich hinter verhaltener Hand diesem absurd töteligen Paradies manchmal wünscht. Dass dem Heimatland mal so richtig der Kopf gewaschen wird.

Das Wasser ist es denn auch, dass das Wasserschloss bedroht. Es fliesst nicht mehr durch Hähnen, sondern bald in Strömen vom Himmel. Aber so richtig durchnässt werde ich als Zuschauerin nicht. Heimatland ist ein solider Schweizer Film. Aber er bleibt eben ein Schweizer Film, obwohl der Zorn der Kunstschaffenden zu spüren ist darin. Das Konzept mit den zehn Regisseur_innen überzeugt nicht durchwegs, aber die schwächeren Geschichten werden durch die Gesamtvielfalt aufgewertet und eingebettet. Einzelne Stränge glänzen dafür – etwa der überkorrekte und latent agressive Migros-Filialleiter oder die Polizistin mit PTSD. Unterhaltungswert hoch, vor allem für mich als Bewohnerin dieses Landes.

Ein must see? Schwer zu sagen. Wenn Sie politisch links von der CVP stehen, werden Sie ein bisschen unterfordert sein. Wenn sie politisch rechts von der CVP stehen, werden Sie den Film wahrscheinlich nicht mögen. Ich verlasse den Kinosaal mit einem mulmigen Gefühl und denke über die Möglichkeiten einer doppelten Staatsbürgerschaft nach. Und bin ein bisschen unzufrieden. Aber eben nur ein bisschen.

Schweigen, Saunieren und Headbangen

Gisela Feuz am Donnerstag den 12. November 2015

Dass Frau Feuz eine Schwäche für die wortkargen Nordlichter hat, ist ein offenes Geheimnis. Es gibt nichts Anstrengenderes, als an einem Tisch mit 30 exaltierten Südländern zu sitzen, die einem mit 120 Dezibel ihre überbordende Lebensfreude unter die Nase reiben. Dann lieber an einem heruntergekommenem Bartresen vorsichhineinsamen und drei Stunden lang in einen Bierschaum oder noch besser: in eine Wodkaflasche starren. Sie mögen es tragisch nennen, ich nenne es kontemplativ.

Meister der Kontemplation sind ja die Finnen und entsprechend naheliegend ist es, dass die blonden Baumstämme jede Art von Konversation vorziehen, die nicht verbaler Natur ist. Drum ist Finnland auch das erste Land, welches nationale Emojis konzipiert hat. Ab dem ersten Dezember wird täglich ein neues in einem digitalen Adventskalender veröffentlicht, wobei die ersten drei «typisch finnischen» Emojis schon vorgängig bekannt gegeben wurden: saunieren, headbangen und ein Nokia-Telefon. Mann muss sie einfach mögen, diese Finnen.
emojis

Vorzüglich geschwiegen wird zur Zeit auch auf der Leinwand des Kino Rex, denn dort werden noch bis Ende November die Meisterwerke des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki gezeigt. «I hired a contract Killer» mit Joe Strummer gestern Abend war bestechend, die Spätvorstellungen am Freitag und Samstag mit den Leningrad Cowboys werden es bestimmt auch sein. Das ganze Programm zur Filmreihe gibt’s hier und das passende Finnengedeck – Räucherforellen-Schnitte mit Wodka-Shot – an der Rex-Bar.