Es dauerte ziemlich genau fünfzig Minuten im Set des Richard D. James, bis endgültig klar wurde, dass wirklich Aphex Twin im neuen Zelt der jubilierenden Bad Bonn Kilbi aufspielte. Denn dies war der Moment, als der so selten auftretende Elektroniker ganz vernehmlich ein Stück ab seinem letzten regulären Album «Drukqs» anspielte und es im Publikum kein Halten mehr gab.
Bis zu diesem Zeitpunkt – nennen Sie mich einen Kostverächter, wie dies ein mit dem Werk von Aphex Twin bestbekannter und begeisterter Freund tat – lief das von wunderbaren Lasern und Visuals begleitete, leise begonnene Set in zu glatten, ambientalen Bahnen ab. Das analoge Schaumbad geriet beinahe zu schaumig, nur hie und da erschienen die Brüche, die unverkennbaren Sounds, wie auch Herr James den finalen Zahnarzt-Bohrer zu Hause liess. Dort, in Cornwall, baute er in all den vergangenen Jahren dem Vernehmen nach an einem Computer, der Instrumente spielen kann und bastelte bereits fünf Alben fertig, die einer Veröffentlichung harren. Was bleibt vom Kilbi-Auftritt ist der ikonische Name und ein Schluss, der alle Sinne ins grosse, nachhaltige Taumeln brachte.
Das Set von Aphex Twin wurde am «Day Before» des regulären Kilbi-Starts von Aphex-Twin-Zeitgenossen wie der DMX Krew, die natürlich nur aus einem Herrn bestand und der die Kraftwerk-ähnliche Sounds auf Acid-Tempo beschleunigte, dem knallenden Luke Vibert und dem minimaleren Verschrauber Jimmy Edgar. Kurz: Es war eine Zeitreise in die IDM-Alternative zu den Gross-Raves der Neunzigerjahre, eine Reise, die im Dubstep von Joker endete.
Und wenn Sie denn an der Bad Bonn Kilbi auftauchen, so trinken Sie viel, denn dunkle Regenwolken waren gestern nicht nur über dem Festivalgelände zu besichtigen, sondern auch über der Zukunft dieses einzigartigen Ortes. Auf dass die zwanzigste dieser lebenverändernden Kilbi nicht das letzte Fest ist.