Archiv für die Kategorie ‘Film & Fotografie’

Aus aktuellem Anlass I

Daniel Gaberell am Dienstag den 16. Dezember 2008

Derrick (hinten), Monsieur Gaberell (vorne) Zum Tod von Inspektor Derrick schalten wir auf KSB 1 Schweige-StundeMinute und blenden zurück: Unvergesslich bleibt das Treffen an Weihnachten 1998, als Derrick unser Autor im damaligen Jäggi-Bücher (heute Thalia) mit seinem Charme, Witz und Charisma bezirzte.

Horst Tappert wurde 85 Jahre alt, er verstarb letzten Samstag. Seine 281 Fälle wurden 281 in über hundert Ländern ausgestrahlt.

Forsters Wagnis

Daniel Gaberell am Freitag den 14. November 2008

Eine Diskussion sei hier auf KSB doch noch lanciert: Der neue Bond-Film, bitte schön. Ich sass gestern Abend in den flauschigen Sessel im Kino Alhambra und habe mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber das Gegenteil traf ein! Ich fand den Film ganz wunderbar und der neue Bond – sentimental, leicht depressiv und ohne grosse Sprüche – gefällt mir viel, viel besser.

Die Kritiken allerdings schlugen ja mehrheitlich in die andere, negative Richtung. Vor allem der Charme und Witz des alten Bonds wird allgemein vermisst.

Ich empfehle den Film ohne Hemmungen und wünsche gute Unterhaltung! Und der angenehme Nebeneffekt: Sie können wieder einmal ins Alhambra gehen! Das ist ja selten genug.

Nichts von Mafia-Kult

Frau Götti am Mittwoch den 5. November 2008

Nein, mit Mafia-Kult à la «Der Pate» hat das nichts zu tun. Nichts von charmanter Italianità, Patron-Gehabe und Geborgenheit bei Pasta in der famiglia.

Die jugendlichen Taugenichtse Marco und Ciro ballern wie echte Mafiabosse - und enden kläglich

Stattdessen zeigt «Gomorrah» schmutzige Dealer ohne Goldkette, dafür mit zusammengeklauten alten Fussballleibchen, kaputte Beziehungen, in denen selbst der kleine Junge seine verehrte Nachbarin ans Messer liefert, deprimierend trashiger Vorstadt-Groove aus Neapel, wo die Menschen in engen, gefängnisartigen Wohnungen in Ghetto-Blocks mehr existieren als leben.

Regisseur Matteo Garrone gelingt eine schonungslose Verfilmung von Roberto Savianos Abrechnung mit der Kindheit in einem Camorra-verbrämten Ort nahe Neapels. Und ich danke ihm dafür, dass er den kleinen Bernern Möchtegern-Gangstas, von denen der Kinosaal voll war, keine Gelegenheit bietet, die Mafia doch noch so geil zu finden. Ganz stark.

Saviano lebt übrigens unter Polizeischutz an ständig wechselnden Orten und wird immer wieder mit Morddrohungen bedacht. Jüngst sagte ein Kronzeuge vor Gericht aus, die Camorra wolle Saviano noch vor Weihnachten umbringen.

«Gomorrah» läuft in Bern im Cinema Star.

Burn After Reading

Daniel Gaberell am Freitag den 24. Oktober 2008

Telefonierende Föhnfrisur

Zusammenfassend muss ich sagen: Die Enttäuschung und die Erwartungen waren in etwa gleich gross. «Burn After Reading» werde ich schnell wieder vergessen; Mittelmass.

Die hohen Erwartungen kann ich mir gut erklären. Einen Coen-Brüder-Film mit Brad Pitt, George Clooney, John Malkovich, Tilda Swinton und Frances McDormand in den Hauptrollen, da kann doch eigentlich nichts schief gehen? Doch, kann, einiges sogar.

Die einzelnen Charakteren sind zwar gut gespielt, trotzdem aber hätte ich mir noch ein Spürchen mehr Überzeichnung der Rollen gewünscht. Die Ausnahme macht hierbei ein genialer John Malkovich, seine schauspielerische Leistung überstrahlt die Mittelmässigkeit. Zu den stärksten Szenen im Film gehören meiner Meinung nach die Dialoge zweier Agenten im CIA-Hauptquartier. Zwei Agenten, die übrigens «nur» von zweitrangigen Hollywoodstars überzeugend gespielt werden.

Mit Filmen der Coen-Brüder ist es so, wie mit jenen von Woody Allen: Man lässt einfach keinen aus. Und wenn dann doch etwas hängen bleiben sollte, dann wird das wohl Brad Pitts Föhnfrisur sein. Immerhin.

Herbst der anderen Art

Frau Götti am Dienstag den 14. Oktober 2008

Zweifeln Sie daran, ob der neuen Action-Streifen über die RAF mit seinem Kugelregen Ihnen mehr erklären kann über die gewalt-überschattete Zeit des Links-Terrorismus in Deutschland?

Dann empfehle ich Ihnen dringend die Reihe von Filmen über die RAF im
Kino in der Reitschule, die diesen Monat läuft. Zum Beispiel der Film Deutschland im Herbst. Entstanden ist der Film kurz nach den blutigen Ereignissen im Herbst 1977 mit der Ermordung von Arbeitgeberpräsident Schleyer, der Lufthansa-Entführung und dem Kollektiv-Selbstmord der Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis Stammheim. Und beteiligt am Film waren zahlreiche deutschen Intellektuelle und Filmschaffende wie Rainer Werner Fassbinder, Heinrich Böll, Wolf Biermann, Volker Schlöndorff und Alexander Kluge.

Sie versuchen eine Annäherung an die Ereignisse in einem Zusammenschnitt von dokumentarischem Material und szenisch erzählenden Kurzfilmen. So wird am Staatsbegräbnis für Hanns Martin Schleyer mit dem massiven Sicherheitsaufgebot die Anspannung von Trauer- und Zaungästen greifbar.

Eindrücklich, wie sich berittene Polizisten einsatzbereit im Wald neben dem Friedhof verstecken. Oder wie Fassbinder seine eigene Mutter interviewt, die sich nicht zurechtfinden mag im noch jungen demokratischen Deutschland, das sie viel lieber von einem gerechten Monarchen regiert sähe.

Der Film wird noch einmal am Donnerstag, 23. Oktober gezeigt. Zu sehen gibts bis Ende Monat auch noch die Filme Black Box BRD und Die innere Sicherheit.

Wochenrückblick im Kinosessel

Daniel Gaberell am Sonntag den 5. Oktober 2008

Freunde des gepflegten Kinofilms, hier die persönliche Wochenrückschau:

«Young@Heart» ist ein durchaus sehenswerter Film. Der Greisenchor trägt Lieder unserer Zeit vor, allen voran ein Coldplay-Hit. Darauf baut alles auf: Spätrentner, die ihnen fremde Musik singen. Berührend aber vor allem deshalb, weil das Durchschnittsalter der Protagonisten um die Achtzig liegt.

«Son of Rambow» ist ein unterhaltsamer Streifen mit gewissen Längen. Kinder drehen einen lustigen Actionfilm, und das trotz der Verbote von Lehrer und Eltern. Das Filmende war mir zu kitschig, aber berührt hat mich die Geschichte trotzdem, sehr wahrscheinlich, weil das Durchschnittsalter der Protagonisten bei neun Jahren lag.

Leergut «Leergut» ist ein Film für unsere Väter – das dachte ich jedenfalls im Vorfeld. Und er ist es; Mitsechziger werden ihr helle Freude an diesem tschechischen Erfolgsfilm haben. Der pensionierte Lehrer wagt allerlei Gelegenheitsjobs, um nicht zu Hause auf dem Sofa zu vergammeln. Auch ich, noch nicht ganz im Rentenalter, war gut unterhalten und konnte mir so manches Schmunzeln nicht verkneifen.

«Il y a longtemps que je t’aime» löste in mir gemischte Gefühle aus. Einerseits war ich begeistert über die schauspielerische Leistung von Kristin Scott Thomas, andererseits enttäuscht über die Qualität der anderen Schauspieler. Auch die Geschichte, so finde ich, geht zum Schluss ganz und gar nicht auf.

«Happy-Go-Lucky» versprach gute Unterhaltung, blieb aber deutlich unter den Erwartungen. Die Story hätte das Zeug zum Tiefgang, leider aber treiben die Handlungen immer nur an der Oberfläche. Und wenn dann mal abgetaucht wird, dann wirken die Szenen und Personen zu überdreht und hysterisch. Eine bravouröse Sally Hawkins «rettet» den Film einigemassen über die Runden.

An den zwei verbleibenden Abenden der letzten Woche schaute ich mir übrigens DVDs an. Alte Klassiker, die hier auf KSB eigentlich ebenfalls besprochen gehörten. Ich werde das bei Gelegenheit nachholen.

Filmstadt Bern

Daniel Gaberell am Samstag den 27. September 2008

Die erste Hälfte ist um, Pause. «4. Woche, letzte Tage» stand rechts neben «Young @ Heart». Immerhin, denke ich, hat es wieder einmal ein Dokumentarfilm über mehrere Wochen in Berns Kinos geschafft. Und dies sicherlich mit Recht, er berührt, dieser Streifen über den singenden Chor mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren.

Früher gestand ich mir in der Kinopause jeweils ein Schoggicornet ein, die Zeiten ändern sich. So drücke ich mich entlang der aufgelegten Kino-Flyers, schmöckere was uns bald blühen wird und entdecke eine A5-Reklame mit der Aufschrift: «BERN für den FILM / BERNE pour le CINEMA». Viele Bilder, wenig Worte. Eine Arbeitsgruppe setzte sich für ein lebendiges Berner Filmschaffen ein und für den Ausbau der Berner Filmförderung, steht da geschrieben. Dürftige Infos, dünkt es mich. Meine Hoffnung ruht auf bernfilm.ch.

Im Internet dann lese ich ein wenig mehr darüber. Kurz zusammengefasst: Der Berner Film möchte gerne mehr Aufmerksamkeit und mehr Fördergelder. Ich frage mich, ob diese Forderung realistisch ist. Gerade jetzt, wo Zürich sich doch mit seinem 4. Filmfestival ganz nach oben boxt. Auf der Webseite bernfilm.ch sind die Spiel- und Dokumentarfilme, welche kantonalbernische Bedingungen erfüllen, aufgelistet. Einer ist für 2009 angekündigt, vier erscheinen/erschienen 2008. 18 Dokumentarfilme und sieben Spielfilme waren es in den Jahren zuvor. Bei den Spielfilmen beginnt die Liste im Jahr 2000, bei den Dokumentarfilmen 1992.

Und ich stelle mir die Frage: Sind für die magere Ausbeute der kantonalbernischen Filmerzeugnisse tatsächlich die dünnen Subventionen verantwortlich? Und ich frage mich auch, wie wohl das Verhältnis zwischen Kreativität und öffentlichen Geldern bei «Young @ Heart» aussehen mag?

Ein X kann auch ein Y sein

Frau Götti am Mittwoch den 24. September 2008

Kino in Begleitung Frau W. hatte mich gewarnt. Happig sei der Stoff, den der Film XXY berge, dem schwierigen Thema Intersexualität nehme er sich an.

Ich bin aber trotzdem mitgegangen und kann Ihnen sagen: Der Film hat nichts Gefährliches an sich. Sondern zeigt einfühlsam und vielschichtig die Nöte der (oder sollte ich sagen: des) 15-jährigen Alex, die/der sich über das eigene Geschlecht nicht im Klaren ist. Nicht im Klaren sein kann, denn Alex hat weibliche und männliche Geschlechtsmerkmale.

Eindrücklich und erschreckend, wie der Film die brutale Mischung aus Neugier und Ekel zeigt, mit der die Gesellschaft auf Alex reagiert. Und so wird der Film zum Plädoyer für Toleranz, Zuneigung, Verständnis.

Brennende Augen dank Wrestler

Benedikt Sartorius am Samstag den 16. August 2008

Die Augen brennen, der Rücken ist lädiert, dank den schönen Filmhallen von Locarno.

Schöne Halle

In obiger Monsterhalle zeigt das Filmfestival unter anderem die Leoparden-Wettbewerbssektion, von der ich drei Filme sehen durfte. Da war der mühsame «Story Of Jen», ein chinesisches Drama sowie ein langsames, kunstsinniges Filmssay mit Bildern aus Wales und einigen Drukqs-Nummern des verehrten Aphex Twin.

«Sleep Furiously», so der Name des letzteren, ist natürlich Programm an so einem Festival, wo Kopfnicken meist nichts Gutes bedeutet. Doch weiter.

Nebenstehendes Logo wird benutzt, damit Leute die gezeigten Filme nicht abfilmen. Gut, niemand wäre überhaupt auf die Idee gekommen, ein Meistermachwerk der unfreiwilligen Komik wie den Piazza-Film«Outlander» abzufilmen. Viel lieber dann die grossartige Wrestling-Sequenz im klassischen Film-Noir «Night & The City», trotz frostigen Temperaturen, die gestern nach einem wilden Temperatursturz herrschten, wie auch die Karussellfahrt in «Saturday Night & Sunday Morning». Beides sind natürlich uralte Filme, es war schön, diese zu entdecken.

Hier geht’s in Kürze weiter mit japanischer Animation aus den vierziger Jahren. Da nehme ich gerne die brennenden Augen in Kauf.

Filme aus dem Süden III

Daniel Gaberell am Donnerstag den 7. August 2008

Liebes Bern,

ich muss sagen, hier in Locarno geht es wahnsinnig international zu und her. Aus allen Herrenländern sehen wir Filme in ganz unterschiedlichen Sprachen. Und das Publikum: so was von mul-ti-kul-tu-rell!

Sogar der unrasierte Matrose auf dem Linienschiff Locarno – Ascona antwortet auf die Kinder-Frage «Trifsch mit dim Lasso?» mit einem breiten «mol luege». Sowieso wird hier bei uns nur ganz selten Italienisch gesprochen. Berndeutsch dominiert an allen Strassenecken. YB-Libli, Bund/BZ und Kitchener-Säckli gehören dieser Tage ebenso nach Bern Locarno wie zum Beispiel der allabendliche Regen.

BE in TI