Archiv für die Kategorie ‘Politik & Debatten’

Die Zukunft der Künste

Manuel Gnos am Mittwoch den 15. November 2006

Ich beginne diesen Beitrag mit einem Satz, der eine Falschaussage enthält: Vergangene Woche hatte ich das Vergnügen, einer Diplomfeier an der «Hochschule der Künste Bern» (HKB) beizuwohnen.

Falsch ist die Aussage, dass es sich um eine Feier – also um eine festliche Veranstaltung anlässlich eines besonderen Ereignisses – gehandelt habe. Das Ereignis, nämlich das Diplomieren der DiplomandInnen, war zwar überaus besonders (und erfreulich). Wie Sie aber auf dem Bild unschwer erkennen können, konnte die Veranstaltung an sich keineswegs als festlich bezeichnet werden.

Diplomfeier an der HKB. (Bild: Manuel Gnos)

Und so etwas an einer Kunsthochschule! Da fragt man sich unweigerlich, was das für die Zukunft der Künste in unserer Stadt heissen mag…

Die Berner Kulturkeiferei

Manuel Gnos am Freitag den 22. September 2006

Es scheint in Bern gerade Mode zu sein, Konflikte öffentlich auszutragen. Unsere KollegInnen vom Schwesterblog «Zum Runden Leder» können davon ein Lied singen. In der hiesigen Kulturszene tut dies grad Dorothe Freiburghaus, Präsidentin des Vereins Berner Kulturagenda, mit einem «Offenen Brief» als Antwort auf ein Editorial von Ensuite-Gründer Lukas Vogelsang.

In beiden Texten geht es vorerst einmal um die Kulturstrategie der Stadt Bern. Das ist wichtig und nötig, denn ein solch zentrales Papier muss ausführlich diskutiert werden. Nun wird man aber – vor allem beim Lesen des «Offenen Briefes» – den Verdacht nicht los, dass hier die Beteiligten gründlich aneinander vorbei reden. Und dass erhebliche gegenseitige Empfindlichkeiten bestehen.

Wie dem auch sei, eine in dieser Art öffentlich geführte Debatte hat etwas Groteskes: Wir Leserinnen und Leser werden als Resonanzkörper der jeweiligen Botschaft gebraucht (missbraucht?), doch was der eigentliche Inhalt dieser Botschaften ist, können wir nur erahnen.

Deshalb habe ich Lukas Vogelsang dazu eingeladen, hier in KulturStattBern auf den «Offenen Brief» von Dorothe Freiburghaus zu antworten – auf dass für uns die eine oder andere Frage geklärt werde. Er hat zugesagt, braucht allerdings noch etwas Zeit.

Wir jedenfalls warten gespannt auf die nächste Runde in dieser Debatte.

Der PROGR lebt – jedenfalls gestern

Daniel Gaberell am Sonntag den 10. September 2006

Progr Sie schreiben das dritte PROGR-Jahr, die Kulturmenschen am Waisenhausplatz. Und dieses Jubiläum wurde mit einem Festakt und einer Werkschau in den Ateliers gefeiert.

Und dieser Samstag offenbarte, wie die Grundidee eines Kulturtaten-Zentrums aussehen könnte: Musik auf allen Etagen, Projektionen in vielen Zimmern, Menschen, Menschen, Menschen, Darbietung hier, Performance da, ein Hund, ein Kind, Tangoschule, Curry- und Crêpesdüfte – es war ein Kulturbasar mit viel Gehalt!

Doch heute ist Montag. Die Gänge sind wieder leer, die Türen verschlossen, alles stumm. Manchmal hört man das Surren des Lifts, hie und da huscht eine Person über die Treppenstufen, selten klingelt in der Ferne ein Handy…

Viel Potential, ohne Zweifel, und am PROGR-Fest wurde dies zum Glück voll ausgeschöpft. Doch ungewollt zeigte es auch, wie es eigentlich sein sollte – oder mindestens einen Bruchteil davon sein könnte.

Im 2009 soll Schluss sein. Bleibt zu hoffen, dass erstens bis dann die Gänge auch an einem Dienstagnachmittag belebt sind und zweitens nochmals drei weitere Betriebsjahre bewilligt werden.

Lebenszeichen aus Beirut

Frau Götti am Mittwoch den 2. August 2006

Foto Der Krieg im Nahen Osten findet nicht nur in Kana, Tiberias und Beirut statt. Sondern auch in den Köpfen der Betroffenen. Stichworte wie “Libanon” und “Israel” gehören zu den am meisten genannten Themen bei der Blog-Suchmaschine Technorati. Und in den politischen Blogs prügeln sich die Feinde und Freunde von Israel oder der Hisbollah gegenseitig, ganz wie in der Realität.

Da tun andere Perspektiven gut. Zum Beispiel der Blick auf das vor dem Krieg so rege Kulturleben Beiruts. Ein Artikel dazu war vor einigen Tagen im “Bund” zu lesen.

Einblicke in die Situation in der Region gibt auch der Blog der Autorin und des Autors des Artikels, beide aus Bern, die aus Beirut fliehen mussten. Hier gibts auch Links zu anderen Blogs und zu Webseiten.

Aber egal wie viel man darüber liest: Zurück bleibt nur Traurigkeit.

Wahre Worte

Manuel Gnos am Freitag den 14. Juli 2006

Sänger Endo Anaconda von Stiller Has. (Bild: zvg)Gestern im «Bund» hat der Endo Anaconda (aka Andreas Flückiger) wahre Worte gesprochen: «Ein Grossanlass kommt wohl nicht ohne Sponsoren aus. Ich finde es scheinheilig, wenn man der Kultur vorwirft, dass sie gesponsert wird.»

In eine ähnliche Richtung geht die Aussage von Konzertveranstalter und Good-News-Boss André Béchir im «Magazin» vom letzten Samstag: «Rock ist skandalträchtig und gilt nicht als Kultur, sondern bloss als billiger Kommerz.»

Zugegeben, auch ich habe früher den Heavy-Metal-Posern vorgeworfen, kommerzielle Musik zu machen. Aber – wie man es dieser Tage wieder oft hört – zum Beispiel dem Jazzfestival Montreux vorzuwerfen, kommerziell zu sein, hat etwas Absurdes. Was sich nicht rechnet, wird nicht überleben. Auch in der Kultur nicht.

Bitte übermalen [Teil 1]

Daniel Gaberell am Montag den 15. Mai 2006

Überall in der Stadt leuchten farbige Sprayereien von Hauswänden, Brückenpfeiler und Mauerwerken.

Sprayer sind in den Künstler- und Polizeikreisen einen festen Bestandteil geworden und sorgen mit entweder schönen, provokativen oder sensationellen Platzierungen immer wieder für Aufsehen.

Von behördlicher Seite her sind bekanntlich grosse Anstrengungen im Gange, die Schandflecken aus dem Stadtbild zu entfernen. In regelmässigen Abständen steht immer wieder einer mit hängenden Mundwinkeln und dampfenden Hochdruckreiniger auf der Lorrainebrücke um der Strassen-Kunst den Garaus zu machen.

Seit wir aber wissen, dass Tschäppät & Co. jährlich 3,3 Millionen Franken mehr für die städtische Kultur budgetieren, ist jetzt – so finde ich – die Zeit gekommen, als nächstes dieses Graffiti am Viktoriarain zu entfernen.

Oder sind bei dieser Aufstockung auch einige Franken zur Entfernung von städtischen Kunstwerken eingerechnet?

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Vom Sinn und Unsinn der Weblogs

Daniel Gaberell am Freitag den 5. Mai 2006

Millionen Weblogs durch Piratenangriff lahmgelegt

Cyberpiraten haben weltweit Millionen Internet- Blogs von Privatnutzern lahmgelegt. Wie die Europazentrale des US- Unternehmens Six Apart am Freitag in Paris mitteilte, fand die Attacke in der Nacht zum Mittwoch statt.

Die Server des Unternehmens seien binnen weniger Sekunden von Millionen sinnloser Anfragen überschwemmt worden, sagte Europa- Vizepräsident Loïc Le Meur. Erst nach vier Stunden sei es gelungen, die Blogs – von Diskussionsseiten bis zu Netz-Tagebüchern- wieder ans Netz zu bringen.

Ziel der Attacke war die Gesellschaft Blue Security, die von Six Apart beherbergt wird. Das Unternehmen kämpft gegen Versender von unerwünschten Werbemails (Spam), indem es diese selbst mit massenhaft Computeranfragen bombardiert und ihre Rechner lahmlegt.

Diese sinnolsen Sekunden hätte ich bei KulturStattBern wirklich sehr, sehr gerne erleben wollen!

Deutschlisch oder Engman?

Manuel Gnos am Freitag den 28. April 2006

HeadbangersDie ganze Debatte um die angebliche Überfremdung der deutschen Sprache nervt. Wer pragmatisch ist, gebraucht ein deutsches Wort, wenn es ein schönes gibt. Ansonsten kann ungeniert auf ein eingedeutschtes englisches Wort ausgewichen werden. Dass der Verstand Englisch liest, wo Deutsch gemeint ist, kann so aber durchaus vorkommen.

Auf http://www.rockozarenes.com/ gelesen: «Tausende Fans der englischen Band Radiohead bangten in der ganzen Schweiz stundenlang vor den Schaltern der verschiedenen Vorverkaufsstellen, um sich eines der viel zu rar gesäten Ticket zu ergattern.» Die Frage ist: Englisch oder Deutsch?

Abendspaziergang

Daniel Gaberell am Donnerstag den 27. April 2006

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Wenn die Linken zum traditionellen Abendspaziergang aufrufen, dann wäre das eigentlich eine gute Sache – ohne Frage. Wenn aber dann auch noch jene mitspazieren, die so ganz ohne Hirn unterwegs sind, dann verliert dieser Stadtrundgang gänzlich seinen Reiz. Für mich ist dann schnell einmal klar: es ist um Weiten attraktiver, sich mit einem Joghurt oder einer Büroklammer zu beschäftigen als neben einem dieser vermummten Ich-mache-jetzt-einfach-alles-kaputt herzulaufen. Diese Hirnlosen sind wohl froh, dass noch andere mitlaufen, denn sonst würden sie den Weg vom Loeb-Egge bis zur Reitschule kaum finden.

Zwar sind sie für eine andere, aber keinenfalls für eine bessere Sicht auf den Verkehrsknotenpunkt Bollwerk besorgt – was aber der Logik entspricht, bei dieser geballten Ladung an Intelligenz! – dabei hätte es das Bollwerk bitter, bitter nötig.

Bärn fägt, Vol. I

christian pauli am Samstag den 22. April 2006

FusskopfballEs gibt Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt, die behaupten, Alexander Tschäppät sei eher in der VIP-Loge im Wankdorf aka Stade de Suisse anzutreffen, als – sagen wir – an einem Avantgardekonzert in der Dampfzentrale.

Als fussballbegeisterte Kulturmacher haben wir für diese Präferenzen unseres Stapis, wenn sie denn zutreffen würden, natürlich alles Verständnis. Mit Interesse nehmen wir auch zur Kenntnis, dass uns Tschäppät 26 Monate vor der EM ’08 noch mehr fussballbegeistern will. Unter dem Motto «Einwurf. Nicht Abseits» schreibt der Stapi:

«Wir wollen uns um jene Personen kümmern, welche die Euro mit ihren Steuerngeldern mitfinanzieren: Die Berner Bevölkerung.»

Dabei gehe es nicht primär um die 440 Gramm rundes Leder, sondern die Botschaft laute: «Bärn fägt»

Ja, wir sind dabei! Nein, wir lassen uns auch nicht unterkriegen, wenn der Stadtpräsident offen sagt: «Von uns dürfen Sie keine Mittel erwarten, die wir nicht haben.» Nein, wir schauen grosszügig weg, wenn wir hören, dass die grosse Brause, die jeweils nach dem EM-Spielen im Stade de Suisse auf dem Bundesplatz stattfinden soll, schon an die grossen Partyplayer in dieser Stadt verklinkert ist. Nein, wir stecken auch locker die Depression weg, die uns der YB-Abwehr-Intellektuelle Gernod Roth mit seiner Cup-Blamage verpasst hat.

Stapi, wir kommen! Aber wir haben eine kleine Frage, die uns sehr verunsichert: Wer zum Teufel ist eigentlich wir?