Archiv für die Kategorie ‘Politik & Debatten’

Wohin mit dem Geld?

Daniel Gaberell am Freitag den 25. Mai 2007

KSB-Mitarbeiter Monsieur Gaberell sucht Hilfe: er brütet bereits seit einigen Sekunden über der «Botschaft des Stadtrats an die Stimmberechtigten» und ist dennoch zu keiner klaren Antwort gelangt. Besonders beim 3. Punkt ist er stark verunsichert (und beim 1. Punkt auch ein wenig, aber darüber wird wohl gscheiter drüben, im Schwesternblog, diskutiert).

Zeigen Sie Herz, zeigen Sie Haltung und erlösen Sie unseren Mitarbeiter von kopflastigen Dingen. Vielen Dank.

stimmzettel

Werden Sie Kulturminister/in!

Manuel Gnos am Samstag den 5. Mai 2007

Wollen Sie Schweizer Kulturminister/in für die Jahre 2007 bis 2009 werden? Dann kandidieren Sie hier. Sie haben bis zum 31. Mai 2007 Zeit, Ihre Kandidatur online einzureichen. Zur Bewerbung eingeladen sind Künstler und Künstlerinnen, Kulturförderer und Kulturvermittlerinnen, Kulturkonsumenten und Kulturkonsumentinnen.

Heinrich Gartentor, erster Kulturminister der Schweiz. (Bild zvg)Gesucht wird laut der Website der Organisatoren eine Persönlichkeit, die sich in der Kultur engagiert, Ideen für die kulturelle Zukunft der Schweiz entwickelt, Lust an der kulturpolitischen Auseinandersetzung hat, über Erfahrungen im kreativen Schaffen verfügt, die «Freiheit der Kunst» als hohes Gut einschätzt, und eine gut funktionierende Kulturpolitik befürwortet.

Der aktuelle Kulturminister ist übrigens Heinrich Gartentor. Nominieren Sie unter «Kommentare» ihre Favoritin, ihren Favoriten – oder gleich sich selbst!

Dringlicher Aprilscherz

Frau Götti am Donnerstag den 26. April 2007

Was heute im Bund steht, liest sich wie ein Aprilscherz irgendwie. Der Zürcher Künstler Markus Weiss hat einiges vor mit dem neuen Bahnhofplatz. Mit “politischen Inhalten” will er spielen und den Baldachin Rot-Grün beleuchten. Nein, nicht was Sie denken: Nicht die hiesige Mehrheit in Regierung und Parlament veranschaulichen will Weiss, sondern die Entscheide im Stadtrat: Rot für Ablehnung eines Geschäfts, Grün für Zustimmung.

Und Weiss spielt weiter: Nach dem Zufallsprinzip sollen Passanten auf dem Platz herausgegriffen und mit einem Scheinwerfer beleuchtet werden. Mit dieser “Lichtoffensive” komme Bern “dem Fussvolk leichtfüssig entgegen“, schreibt Weiss.

Als besonderes Zückerli dürfen Passanten vom Bahnhofplatz aus den Stapi anrufen oder die Bundespräsidentin oder den Künstler höchtselbst, denn schliesslich steht letzterer ja im genau gleichen politischen Schweinwerferlicht wie erstere. Nur leider muss die Anruferin damit rechnen, nur mit dem Bändli verbunden zu werden.

Abschliessend bleibt mir zu sagen: Dieses Projekt muss unbedingt verwirklicht werden. Ein Hoch auf den mutigen Herrn Weiss. Trümmligeres hätte gar nicht ausgedacht werden können. Und Trümmliges braucht diese Stadt, ganz dringend.

Nachlese-Quiz: Niemand traf

christian pauli am Samstag den 24. März 2007

Entweder war es zu schwierig oder der Preis war zu schlecht. Getroffen hat im Quiz zur kulturpolitischen Stadtratsdebatte auf jeden Fall niemand. Folgend also die richtige Zuordnung. Bizarr aber wahr.- Gute Nacht.

Nathalie Imboden (Grünes Bündnis, Historikerin)
«Bitte keine paradoxe Kulturdebatte.»

Anastasia Falkner (FDP, Untersuchungsrichterin)
«Diese Strategie weiss nicht was sie will.»

Ueli Jaisli (SVP, Holzkaufmann)
«Was die Reitschule mit ihrem bescheidenen Budget für ein Programm macht, ist schon erstaunlich.»

Daniele Jenni (GP, Rechtsanwalt)
«Die Kulturstrategie der Stadt ist eine Casablancisierung. Die neue Kunsttrends Sprayen und Reclaim-the-Street werden kriminalisiert.»

Simon Glauser (SVP, PR- und Werbeberater)
«Gut gejammert, ist halb Kultur gemacht.»

Erich Hess (Junge SVP, Lastwagenführer)
«Gute Kultur ist selbsttragend. Wie zum Beispiel die Musigstubete auf Telebärn.»

Alexander Tschäppät (SP, Stadtpräsident)
«In den kulturellen Vorstellungen des Stadtrates hat von der Musigstubete bis zur UEFA offenbar alles Platz.»

Nachlese

christian pauli am Freitag den 23. März 2007

Guten Tag, das werte Publikum!

Hier ein paar Quotes aus der gestrigen Kulturdebatte im Berner Stadtrat:
A «Bitte keine paradoxe Kulturdebatte.»
B «Diese Strategie weiss nicht, was sie will.»
C «Was die Reitschule mit ihrem bescheidenen Budget für ein Programm macht, ist schon erstaunlich.»
D «Die Kulturstrategie der Stadt ist eine Casablancisierung. Die neuen Kunsttrends Sprayen und Reclaim-the-Street werden kriminalisiert.»
E «Gut gejammert, ist halb Kultur gemacht.»
F «Gute Kultur ist selbsttragend. Wie zum Beispiel die Musigstubete auf Telebärn.»
G «In den kulturellen Vorstellungen des Stadtrates hat von der Musigstubete bis zur UEFA offenbar alles Platz.»

Hier die Namen die Redner/innen:
1 Daniele Jenni (GP, Rechtsanwalt)
2 Simon Glauser (SVP, PR- und Werbeberater)
3 Anastasia Falkner (FDP, Untersuchungsrichterin)
4 Erich Hess (Junge SVP, Lastwagenführer)
5 Alexander Tschäppät (SP, Stadtpräsident)
6 Ueli Jaisli (SVP, Holzkaufmann)
7 Nathalie Imboden (Grünes Bündnis, Historikerin)

Und nun, geneigtes Publikum, der Quiz: Ordne jedem Buchstabe die richtige Zahl zu. Der Preis: Ein Originaldokument namens «Kulturstrategie der Stadt Bern 2008-12». Lösungen sind erbeten bis heute 00:00.

Plakatieren, abreissen, plakatieren…

Manuel Gnos am Donnerstag den 15. März 2007

«Das von der Stadt den Kulturschaffenden und den kulturellen Institutionen und Organisationen zugesprochene Geld muss optimal eingesetzt werden.» So steht es geschrieben in der Berner Strategie für die städtische Kulturförderung 2008 – 2011.

Nun, was heisst optimal? Zum Beispiel, dass das Programm an den Wünschen des Publikums ausgerichtet wird. Dann aber muss das Publikum auch davon erfahren, über Newsletter, Flyer, Vorschauen und Besprechungen in den verschiedenen Berner Medien, über Freunde und Bekannte, über das Internet – und nicht zuletzt durch Plakate.

Doch gerade die Plakatierung ist ein Problem in der Stadt Bern. Viele Veranstalter können sich die APG-Preise nicht leisten, hängen die Plakate selbst auf oder überlassen das professionellen Plakatierern.

Baustellenzäune sind beliebte Plakatierungsflächen. (Bild Manuel Gnos)

Nun stellt die Stadt dafür aber nur sehr wenige Flächen zur Verfügung. Deshalb wird wild plakatiert, was laut Gesetz an vielen Orten verboten ist (Plakatverordnung, Reklamereglement, Reklamerichtlinien). Was dann die Behörden und Private auf den Plan ruft, die die Poster nach kurzer Zeit wieder herunterreissen.

Die Folge von alldem ist, dass die Kosten in die Höhe getrieben werden, das Ortsbild gestört wird; Hausbesitzer und Baustellenbetreiber sind verärgert und das Publikum kommt nicht an die nötigen Informationen.

Deshalb hat Passive Attack im Namen verschiedener Veranstalter einen Brief an den Gemeinderat verfasst: «Mit diesem Schreiben möchten wir – die Kulturveranstalter der Region Bern – den Gemeinderat auf das schon länger bestehende Problem der Kleinplakatwerbung im öffentlichen Raum hinweisen.»

Ob dieser Vorstoss eine Verbesserung einleitet, ist noch völlig offen. Aber vielleicht können Sie uns ja schon eine Frage beantworten: Nutzen Sie überhaupt Plakate, um sich über kulturelle Veranstaltungen zu informieren?

Rot im Gesicht

Manuel Gnos am Donnerstag den 1. März 2007

Plakat der Aktion Bärnfan. (Bild zvg)Vielleicht kennen Sie das: Man sieht oder hört etwas, das dermassen peinlich ist, dass man sich für die Urheber bis über beide Ohren schämt.

Die Aktion «Werde Bärnfan» ist so ein Fall. Sie ist so unglaublich provinziell, dass mir die Röte seit Tagen nicht mehr aus dem Gesicht weicht. Was will sich die Initiantin – die Idée Bern mit ihrem Präsidenten Alexander Tschäppät – damit beweisen?

Ich jedenfalls werde kein Bernfan. Auch wenn es laut Internetauftritt viele gute Gründe dafür gäbe: Weil man «mit einer Mitgliedschaft spannende Kulturprojekte in der Stadt Bern unterstützt» (zum Beispiel den grössten Weihnachtsbaum der Stadt), weil man «von vielen ermässigten BärnFan-Angeboten profitieren» kann (zurzeit sind es 7 – in Worten: SIEBEN – Angebote) und weil man «ein persönlich nummeriertes T-Shirt als Mitgliederausweis» bekommt (das so aussieht).

Talk & Tacheles

christian pauli am Dienstag den 20. Februar 2007

Dienstag ist Diskussionstag. Neu auch in Bern. Heute. Gleich doppelt.

An der Aare, dort, wo die Autos noch ein bisschen breiter und die Gassen noch ein bisschen enger sind, empfängt Jimy Ein-Leben-als-Bronco Hofer unseren Stadtoberen, Alexander Under-Construction Tschäppät zum Talk. Das Thema ist nicht bekannt. Aber der Ort.

Weiter oben, dort, wo einst die Waisen einquartiert wurden, redet Tschäppäts Kultursekretär Christoph Reichenau Tacheles. Mit dabei ist eine Stadträtin der Grünen und sonst noch jemand. Das Thema ist bekannt. Scheints soll es auch im Publikum die eine oder andere Stimme geben, die gehört werden will.

Das Schöne: Die Veranstalter haben geschaut, dass beide Diskussionen hintereinander besucht werden können.

Freie Szene, ohne Zähne?

Grazia Pergoletti am Freitag den 16. Februar 2007

Obwohl ich eigentlich nicht über Veranstaltungen schreiben mag, bei denen ich selbst auf der Bühne sass, lasse ich mich jetzt dazu verknurren, ein paar Zeilen über das «Freie-Szene-Fest» gestern Abend in der Grossen Halle zu verlieren. Um die Diskussion zu eröffnen, sozusagen. Eingeladen hat KulturStadtBern.

Die Podiumsdiskussion, an der ich selbst beteiligt war, war unglaublich nett und aufgeräumt. Das mag langweilig gewesen sein, ich persönlich hielt den Ort aber auch nicht für geeignet, um Zähne zu zeigen, beziehungsweise pseudo-aktivistische Selbstinszenierung zu betreiben, um es mal krass auszudrücken.

Im weiteren fand ich den Beitrag von Literaturpreisträger Jürgen Theobaldy sehr interessant, konnte mich von Herzen mit Lang/Baumann über ihre Ehrung freuen, bewunderte einmal mehr die Energie von Beate Engel und mochte auch die Moderation von Küenzi/Röhrenbach sehr gern.

Ich fands gut, hat man mal von dieser Seite her versucht, ein bisschen auf den Putz zu hauen, beinahe un-bernerisch, im positiven Sinn. Ich konnte mit vielen Leuten aus den verschiedensten Sparten interessante Gespräche führen. Und die Einlage von Greis machte sowieso alles wett, was nicht so doll war.

Tacheles geredet

Grazia Pergoletti am Mittwoch den 22. November 2006

Tacheles-Podium, Foto: Curschellas

Gestern fand im Progr ein weiteres Tacheles statt, diesmal zum Thema “Kulturberichterstattung” – wegen des grossen Publikumandrangs nicht im VISARTE-Raum, sondern auf der “Kleinen Bühne”. Doch selbst da fanden nicht alle Platz, ein guter Teil des Publikums verfolgte die Diskussion als Übertragung auf einem Bildschirm im Flur.

Als erstes gab es eine Stellungnahme von Reinhard Spieler zu seinem skandalösen Rauswurf beim Museum Franz Gertsch durch den Mäzen Willy Michel. Unterstützt wurde er von Prof. Dr. Norberto Gramaccini, der aus Protest vom Verwaltungsrat des Museums zurückgetreten ist und der in seinem interessanten und klaren Statement darauf hinwies, dass diese plötzliche Kündigung kein Einzelfall sei im Kunstraum Bern, sondern ein weiteres Beispiel einer gefährlichen Tendenz. Ebenfalls Rückendeckung erhielt Spieler von Christoph Reichenau, sowie vom Kulturminister Heinrich Gartentor, der Unterschriften sammelte für “mehr Respekt seitens der Mäzene” (oder so ähnlich, lieber Herr Gartentor, wollen Sie das in einem Kommentar vielleicht selber erläutern?)

Daraufhin ging man zum eigentlichen Thema, der Kulturberichterstattung, über. Auf dem Podium sassen Michael Hug (BZ), Dani Landolf (Bund), Roger Blum (Medienprofessor), Matthias Frehner (Kunstmuseum) und eben Reinhard Spieler.

Es gab zahlreiche bemerkenswerte Statements. So verteidigte Michael Hug das Konzept der BZ, die seit einiger Zeit keinen Kulturteil mehr führt, indem er zu Bedenken gab, dass auf diese Weise auch Leute, die sich sonst nicht für Kultur interessieren, ab und zu eine Kulturmitteilung lesen. Dem entgegen setzte Reinhard Spieler, dass die Kultur in den richtigen Kontext gehört, und der richtige Kontext für Berner Kunst sei die Kunst, und nicht Bern. Ganz meine Meinung!

Matthias Frehner gab in einer mutigen Äusserung zu verstehen, dass er von Seiten der Presse ein kontinuierliches Feedback erwarten darf und auch Reinhard Spieler pochte darauf, dass die Kulturschaffenden ein Recht auf Berichterstattung hätten. Dem widersprach Dani Landolf und die Diskussion drehte sich dann um die nicht unspannende Frage, für wen die Medien schreiben sollten. Ja ja, natürlich für das Publikum, aber wer soll denn das letztlich sein: “DAS Publikum”? Man schafft sich ja ein bestimmtes Publikum, je nachdem, was man anbietet.

Eine wirklich interessante Veranstaltung mit einer ehrlich angeregten Diskussion, über die es noch vieles zu sagen gäbe. Man stand noch lange herum, diskutierte, ass und trank. Am Rande erfuhr man noch, dass Herr Landolf (der übrigens dem klugen und gefürchteten Tobi Müller vom Tagi ähnlich sieht, finde ich) nicht Chefredaktor vom Bund wird und die Zeitung deshalb verlässt. So schad!

Das Statement von Reinhard Spieler ist auf Video über youtube.com zu sehen