In der Aula des Progr gab sich gestern Abend Kreti und Pleti der Berner Kulturszene ein Stelldichein, um von Kultursekretär Christoph Reichenau Abschied zu nehmen. Der mitunter arg kritisierte, aber – so zeigte sich gestern – zumindest in der versammelten Gemeinde geschätzte Stadtberner Kulturchef geht per Ende Monat in Pension.
Die im Saal greifbare Wertschätzung verdeutlichte Stadtpräsident Tschäppät: Reichenau habe in seinen fünf Jahren als oberster Stadtberner Kulturförderer das Kunststück zustande gebracht, das Kulturbudget um einen Fünftel zu erhöhen; und das in einer Zeit, wo sonst überall gespart werde. 283 Franken pro Kopf gebe die Stadt Bern jährlich für Kultur aus, derweil sich der Kanton Bern mit 57 Franken und einzelne Gemeinde mit Fr. 6.20 begnügten, rechnete der Stadtvater stolz vor.
Und Christoph Reichenau? Er bedankte sich mit einer berührenden Rede über diesen seinen Abgang, der ein letzter sei und finalen Charakter habe. Und plötzlich wähnte man sich an der Beerdigung, die der Stapi scherzeshalber angekündigt hatte.
Reichenau, der ein beängstigendes Arbeitspensum hinter sich gebracht und manch einen oder eine mit seinem Tempo überfordert hat, war zum Abschluss ganz der, wie ich ihn, der mit ihm so eng zu tun hatte, kennengelernt hatte: Ein Kämpfer scheinbar ohne Limiten, bescheiden und konzentriert, ohne Rücksicht auf persönliche Verluste, politisch gewieft, juristisch sattelfest, manchmal überraschend naiv in seinem Aktivismus und – vor allem aber – ein veritabler Kulturmensch.
KulturStattBern wünscht dem In-Kürze-Ex-Chef von «KulturStadtBern» gute Erholung. Wir aber bleiben dran.