Archiv für die Kategorie ‘Politik & Debatten’

Das Stadttheater Bern liest…

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 22. April 2009

…die «Berner Zeitung».

Das soll uns nicht davon abhalten, auf das Programm der Saison 2009/10 des Stadttheaters
hinweisen, das hier eingesehen werden kann. Aus diesem Programmheft stammt denn auch das links gezeigte Foto des musikalischen Direktors Srboljub Dinić.

In eigener Sache: Mit dem Wechsel der Software ändert sich vorübergehend die Adresse des Blogs auf das unschöne http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis im Browser die gewohnte Adresse angezeigt wird. Wir wünschen Ihnen einen frohen Abend.

Zur Plakatierungslage in Bern

Benedikt Sartorius am Donnerstag den 26. Februar 2009

(Bild: Passive Attack)Das Thema «Klein- und Kulturplakatierung» ist ein regelmässiger Gast in diesem Forum. Vor bald einmal zwei Jahren stellten wir in einem Beitrag die Frage: «Nutzen Sie überhaupt Plakate, um sich über kulturelle Veranstaltungen zu informieren?»

Der Club Bonsoir, der am 13. März seine Tore öffnen wird, räumt der Plakatierung jedenfalls nicht allzu viel Kredit ein und geht neue Wege: Die Veranstalter verzichten bei der Programmpromotion gänzlich auf Plakate. Diese «seien wirkungslos und ökologischer Unsinn», heisst es im heutigen «Bund»-Artikel von Simon Jäggi.

Die Clubbetreiber setzen stattdessen voll und ganz auf das Internet – auch weil sich die Situation in der Stadt trotz der temporären 50 Plakatierungsstellen nicht merklich gebessert habe.

Wie weiter also mit dieser doch verworrenen Plakatsituation? Ein neues Konzept wird jedenfalls zurzeit ausgearbeitet.

Kulturpolitik im Allgemeinen

Nicolette Kretz am Mittwoch den 18. Februar 2009

Welche grundlegende Haltung haben die sieben Stadtratsfraktionen eigentlich zur Kulturpolitik? Welche Schwerpunkte setzen sie? Das war die Frage des 42. Tacheles im Progr gestern Abend.

v.l.n.r. Nathalie Imboden, Annette Lehmann, Martin Schneider, Roland JakobAlle Fraktionen waren eingeladen, doch nur vier liessen sich vertreten: GB/JA durch Nathalie Imboden, SP/Juso durch Annette Lehmann, BDP/CVP durch Martin Schneider und die SVP durch Roland Jakob.

Obwohl die Diskussionsleiterin Rachel Mader zu Beginn meinte, man wolle hier keine Stadtratsdebatte über ein bestimmtes Geschäft führen, sondern grundsätzlicher diskutieren, mäanderte man von Schlagwörtern wie «breites Kulturverständnis» (Imboden), «Angebote in den Quartieren» (Lehmann) oder «Leitplanken und Spielregeln» (Jakob) mehr und mehr zu dem, was alle im Raum am meisten unter den Nägeln brannte: die Zukunft des Progrs.

Hier waren die Fronten hauptsächlich klar und nicht überraschend. Frau Imboden und Frau Lehman vertraten die Meinung, dass die Sache vors Volk kommen solle. Herr Jakob, der den Progr bis vor einem Jahr nicht kannte und dachte, es sei «so was wie die Reitschule», ist und bleibt überzeugt, dass die Künstlerinitiative «Pro Progr» die Spielregeln nicht eingehalten habe, und man somit nicht auf dem Vorschlag eingehen könne. Dass ihm an mehreren Beispielen erklärt wurde, dass das Gewinnen eines Wettbewerbs noch nicht unbedingt eine Zusage bedeutet, machte da keinen Unterschied.

Nur das parteilose Mitglied der Fraktion BDP/CVP, Herr Schneider, konnte sich noch nicht entscheiden, tendierte jedoch aus formalen Gründen eher zum Gesundheitszentrum.

Das einzige, was an der Diskussion wirklich deutlich wurde, war, wie schwierig und nutzlos es ist, im Unkonkreten über Kulturpolitik zu reden. Viel leichter geht’s mit einem konkreten Gegenstand. Aber das ist wohl allgemein so. Und sonst heisst es nicht Politik.

Leitartikel zum Stadttheater Bern

Manuel Gnos am Samstag den 14. Februar 2009

Samstags analysiert und kommentiert der Bund in einem Leitartikel auf Seite 3 das Zeitgeschehen. Diese Woche ist kommt der Beitrag von Kultur-Redaktorin Brigitta Niederhauser, die sich fürs Stadttheater bern ins Zeug legt. Für einmal müssen Sie sich also ein wenig Zeit nehmen bei der Lektüre von KulturStattBern. Aber eines ist klar: Es lohnt sich! Und los:

Die Schieflage, in der sich das Berner Stadttheater befindet, wird immer dramatischer. Auf den ersten Blick scheint der Besucherschwund das grösste Problem zu sein. Den künstlerischen Stil der neuen Crew um Direktor Marc Adam dafür verantwortlich zu machen, ist eine allzu einfache Erklärung. Denn der Abwärtstrend hat bereits in den 90er-Jahren eingesetzt.

Als Adams Vorgänger Eike Gramss 1991 nach Bern berufen wurde, trumpfte er in der ersten Saison mit dem Rekordresultat von knapp 190’000 Zuschauern auf. Doch Gramss, der sich vor allem in der ersten Hälfte seiner 16 Jahre in Bern für sein Theater engagierte, verpasste es, das Publikum an neue Formen des Musiktheaters heranzuführen, und seine halbherzige Suche nach der dringend notwendigen zweiten Spielstätte führte zu wenig überzeugenden Lösungen.

Am Ende seiner Intendanz waren die Zuschauerzahlen auf ein historisches Tief von 88’000 (2007) gesunken. Gramss sorgte aber dafür, dass wenigstens sein Nachfolger mit den Vidmarhallen eine zweite Spielstätte mit grossem Entwicklungspotenzial fürs Schauspiel eröffnen konnte.

Seit 18 Monaten ist nun der neue Intendant im Amt, eine zu kurze Zeit, um die künstlerische Leistung abschliessend beurteilen zu können. So viel ist allerdings klar: Eine Profilierung ist im Gang. Es wird versucht, die Versäumnisse der letzten Jahre wettzumachen, ohne dabei dem Stammpublikum allzu gewagte Experimente zuzumuten.

Eine Herkulesaufgabe, die dadurch erschwert wird, dass die Theaterleitung keineswegs über optimale Produktionsbedingungen verfügt. Es ist eine Summierung von Problemen, die dazu führen könnte, dass die künstlerische Arbeit blockiert wird und radikale Massnahmen erforderlich werden, um das Theater wieder auf Kurs zu bringen.

In desolatem Zustand ist das grosse Haus, wo die aufwendige Bühnenmaschinerie aus Sicherheitsgründen nur beschränkt eingesetzt werden kann. Die chronische Unterfinanzierung des Theaters hat aber nicht nur dazu geführt, dass für den Unterhalt des über hundertjährigen Hauses nicht genügend Mittel vorhanden sind.

Eine rigide Ausgabenkontrolle und die Angst vor finanziellen Flops dämpfen jene Risikofreudigkeit, die für künstlerische Höchstleistungen unabdingbar ist.

Diesen Einschränkungen zum Trotz zeichnet sich langsam eine Trendwende ab: Die Sparte Schauspiel übertrifft in den Vidmarhallen die Budgetvorgaben, und die jüngste Operninszenierung, «Der Rosenkavalier», hat Fachleute und Publikum gleichermassen begeistert.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, dass der Verwaltungsrat dem Theater eine Sparrunde aufzwingt. So klein die verordnete Einsparung von 300’000 Franken bei Subventionen von 23 Millionen Franken jährlich scheint – sie könnte bewirken, dass der Aufschwung in den Vidmarhallen zu Ende ist, bevor er von einem breiteren Publikum überhaupt erst wahrgenommen wird. Denn in der neuen Spielstätte wird bereits jetzt so kostengünstig produziert, dass nur mit dem Verzicht auf bereits geplante Inszenierungen gespart werden kann.

Der Entscheid des Verwaltungsrats zeugt von wenig Gespür und lässt vermuten, dass auf der politischen Ebene nach wie vor nicht der Wille vorhanden ist, das Stadttheater endlich aus seiner Mittelmässigkeit zu befreien.

Dass mehr oder weniger Geld bei grossen Häusern eine zentrale Rolle spielt, belegt der Vergleich mit anderen Städten. Es brauchen nicht 100 Millionen Franken zu sein, wie sie Stadt und Kanton Zürich jährlich für Schauspielhaus und Opernhaus aufwerfen und damit auch auf der ökonomischen Seite glänzen. Einiges könnte bewirkt werden, wenn dem Stadttheater Bern wenigstens gleich viel Geld pro Besucher zur Verfügung gestellt würde wie den Stadttheatern von St. Gallen und Luzern.

Hungrige Bürokraten

Manuel Gnos am Freitag den 13. Februar 2009

Reverend Beat-Man alias Beat Zeller. (Bild Franziska Scheidegger)

Dem Berner Plattenlabel Voodoo Rhythm von Reverend Beat-Man (alias Beat Zeller) droht der Konkurs, weil ihm von der Urheberrechtsgesellschaft Suisa eine dicke Rechnung ins Haus flatterte. Darüber haben wir an dieser Stelle schon vor einer Weile berichtet.

Nun ist «Bund»-Journalist Christoph Lenz für die Ausgabe von heute den Hintergründen dieser Geschichte nachgegangen. Kurz zusammengefasst kann man sagen:

Die Bands können nicht auf ihren Anspruch gegenüber Voodoo Rhythm verzichten, es sei denn, sie melden sich bei der Suisa ab. Aber auch dieser Schritt würde dem Label erst in Zukunft helfen.

Der genaue Betrag und die Zahlungsfrist sind noch in Verhandlung. Aktuell schuldet Beat-Man den hungrigen Bürokraten der Suisa 42’500 Franken, die bis Ende Februar zu bezahlen sind. Da der Betrag auf einer Schätzung der Suisa beruht, dürfte er noch nach unten korrigiert werden.

Die Blues-Trash-Szene zeigt sich solidarisch mit Label-Gründer Beat-Man. Überall gibt es Benefiz-Konzerte und -Partys, mindestens drei davon in Bern: Gestern Donnerstag mit der Amsterdamer Band Sixtyniners im Kairo, heute im Dachstock der Reitschule (The Monsters, Allschwil Posse), sowie nächsten Donnerstag im ISC (Reverend Beat-Man, Zeno Tornado solo).

Die Suisa sagt: Voodoo Rhythm sei seit 1996 bei der Suisa gemeldet und kenne die Spielregeln. Beat-Man sagt: «Schon klar, ich hätte mich früher um die Suisa kümmern müssen.» Wir sagen: Egal! Voodoo Rhythm darf nicht sterben!

Darum: Gehet hin zu den Benefinzveranstaltungen, zahlt was auf den Eintritt drauf, kauft CDs und Unmengen von Fanartikeln. Amen.

Die Krise kostet sie ein Lächeln

Grazia Pergoletti am Sonntag den 1. Februar 2009

Dalis teures GrinsenDas Theater Club 111 wird ab kommenden Donnerstag im Schlachthaus Theater eine neue Produktion zeigen: «Finanzblätz Schweiz – eine Berg- und Talforschung».

Als wir uns entschlossen hatten, ein Projekt zum Thema Geld zu machen, war von der Finanzkrise noch nirgendwo die Rede. Jedenfalls nicht unter uns Normalsterblichen. Um nun von der Realität nicht komplett überrollt zu werden, haben wir uns einen erfahrenen Berater gesucht und sind dabei auf Walter Meier-Solfrian gestossen.

Walter Meier-Solfrian ist renommierter Unternehmensberater und Mathematiker. Er war in einem multinationalen Grosskonzern in leitender Stellung tätig, seit 1982 leitet er ein Beratungsunternehmen. Zugleich ist er seit 17 Jahren als nebenamtlicher Dozent an einer Fachhochschule tätig und ist Autor des Buches «Globale Neue Welt». Ein neues Buch ist in Arbeit.

Und er ist ein dezidierter und kluger Kapitalismuskritiker, der das Wirtschaftssystem als komplett unwissenschaftlich bezeichnet und auf ethische Fragen pocht:

«Das Versagen der Ökonomie als Sozialwissenschaft rührt vor allem daher, dass sie, übrigens erst seit ca. 120 Jahren, mit der Naturwissenschaft verwechselt wird. Z.B. sagt der Nobelpreisträger Samuelson in seinem Lehrbuch, eine ökonomische Theorie sei dann gut, wenn sie die Realität richtig wiedergebe. Eine solche Aussage stimmt wohl für eine Naturwissenschaft. Denn die Natur ist gegeben, da gibt’s nichts zu rütteln. Für die Ökonomie ist Samuelsons Aussage abgrundtief unwissenschaftlich. Denn an dem von Menschen entwickelten Wirtschaftssystem muss man geradezu rütteln, die wirtschaftliche Realität hängt ja selbst von der (offensichtlich nicht ganz richtigen) Theorie ab. Mithilfe Theorieverbesserungen muss man eine bessere Realität zu schaffen versuchen.»

Sein Buch ist extrem empfehlenswert, auch für Laien, leider aber nur noch antiquarisch oder in einer Bibliothek zu finden.

«WE NEED YOUR HELP, VOODOO RHYTHM IS IN TROUBLES»

Benedikt Sartorius am Dienstag den 27. Januar 2009

Eben erreichte mich folgende, schockierende Mail von Reverend Beat-Man:

«Hi, diesmal ein etwas seltsames Mail von mir:

Ich habe über die Jahre hinweg zu sehr fairen Bedingungen produziert und den Bands die Produktionen, die sie machten, zum Selbstkostenpreis verkauft. So konnten sie auf ihren Touren ein großes Plus erzielen, denn die Gagen sind ja nicht gerade rosig. Ich habe das damals (leider nicht schriftlich) mit der SUISA so abgesprochen. Jetzt hat sich aber das Blatt gewendet, und die SUISA fordert von Voodoo Rhythm rückwirkend auf alle Produktionen 42’500.- Franken. D.h. die SUISA will von mir Geld für etwas, das schon lange abgeschlossen ist. Und sie will Geld an die Bands auszahlen, das diese eigentlich gar nicht wollen, sie wollen lieber möglichst viele Freiexemplare. Leider kommen wir so bei der SUISA nicht durch und müssen den geforderten Betrag innert 30 Tagen zahlen, ansonsten müssen wir in Erwägung ziehen, Voodoo Rhythm zu schließen – das wäre unser Entscheid, denn für uns ist es unmöglich, so einen hohen Geldbetrag zu bezahlen.

Deshalb rufen wir hiermit zu einer Spenden-Aktion auf. Doch selbst wenn wir das Geld bezahlen könnten, stößt es uns immer noch sauer auf, auch unseren Bands auf dem Label. Ich habe ihnen bereits erzählt, dass ich ihnen in Zukunft keine guten Deals mit Platten zum Selbstkostenpreis mehr machen kann, sie würden anstelle der Platten Geld von der SUISA ausbezahlt bekommen, und alle Bands waren dagegen, vor allem die Amerikaner-Bands, die sowieso kein Geld kriegen würden, da das Geld irgendwo zwischen CH und USA versickert (haben wir alles schon erlebt).

Ich hoffe, Ihr könnt uns helfen, wir wollen nicht, das Voodoo Rhythm aufhören muss und wollen unsere Arbeit weiterführen. Ich bitte Euch, dieses Mail weiterzuleiten und Spenden auf folgendes Konto zu überweisen.

Mit beatem Dank Reverend Beat-Man»

«WE NEED YOUR HELP, VOODOO RHYTHM IS IN TROUBLES»

Benedikt Sartorius am Dienstag den 27. Januar 2009

Eben erreichte mich folgende, schockierende Mail von Reverend Beat-Man:

«Hi, diesmal ein etwas seltsames Mail von mir:

Ich habe über die Jahre hinweg zu sehr fairen Bedingungen produziert und den Bands die Produktionen, die sie machten, zum Selbstkostenpreis verkauft. So konnten sie auf ihren Touren ein großes Plus erzielen, denn die Gagen sind ja nicht gerade rosig. Ich habe das damals (leider nicht schriftlich) mit der SUISA so abgesprochen. Jetzt hat sich aber das Blatt gewendet, und die SUISA fordert von Voodoo Rhythm rückwirkend auf alle Produktionen 42’500.- Franken. D.h. die SUISA will von mir Geld für etwas, das schon lange abgeschlossen ist. Und sie will Geld an die Bands auszahlen, das diese eigentlich gar nicht wollen, sie wollen lieber möglichst viele Freiexemplare. Leider kommen wir so bei der SUISA nicht durch und müssen den geforderten Betrag innert 30 Tagen zahlen, ansonsten müssen wir in Erwägung ziehen, Voodoo Rhythm zu schließen – das wäre unser Entscheid, denn für uns ist es unmöglich, so einen hohen Geldbetrag zu bezahlen.

Deshalb rufen wir hiermit zu einer Spenden-Aktion auf. Doch selbst wenn wir das Geld bezahlen könnten, stößt es uns immer noch sauer auf, auch unseren Bands auf dem Label. Ich habe ihnen bereits erzählt, dass ich ihnen in Zukunft keine guten Deals mit Platten zum Selbstkostenpreis mehr machen kann, sie würden anstelle der Platten Geld von der SUISA ausbezahlt bekommen, und alle Bands waren dagegen, vor allem die Amerikaner-Bands, die sowieso kein Geld kriegen würden, da das Geld irgendwo zwischen CH und USA versickert (haben wir alles schon erlebt).

Ich hoffe, Ihr könnt uns helfen, wir wollen nicht, das Voodoo Rhythm aufhören muss und wollen unsere Arbeit weiterführen. Ich bitte Euch, dieses Mail weiterzuleiten und Spenden auf folgendes Konto zu überweisen.

Mit beatem Dank Reverend Beat-Man»

The Revolution Will Not Be Televised

Manuel Gnos am Dienstag den 20. Januar 2009

Gil Scott-Heron. (Bild adi)Aus aktuellem Anlass dies: Meine Frage, ob man nicht ein Bild von der Zugfahrt Barack Obamas nach Washington DC bringen müsse, sorgte am Sonntag auf der «Bund»-Redaktion erwartungsgemäss für Stirnrunzeln und Naserümpfen. Auch ausserhalb der Redaktion scheinen die Schutzschilde hochgefahren worden zu sein: Die Menschen hüten sich vor diesem Thema. Kurz: Es ist angesagt, den Rummel um den neuen US-Präsidenten doof zu finden und die Meinung zu vertreten, dass auch Obama die Welt nicht werde verändern können.

Angesichts der monatelangen Berichterstattung über den Wahlkampf in den USA ist das zwar teilweise verständlich. Doch gehen darob drei Dinge vergessen: Erstens erleben wir schon nur deswegen eine Zeitenwende, weil Obama überhaupt Präsident geworden ist. Zweitens sollten wir uns wieder mal bewusst machen, dass Obama sich selbst nicht als Heilsbringer darstellt, sondern er es in der Wahrnehmung geworden ist.

Und drittens müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass die Revolution im Kopf stattfindet, und nicht als Strassenschlacht. Dabei hilft es, sich ins Jahr 2000 zurückzuversetzen und sich die Antwort auf folgende Frage zu geben: Wann wird wohl die erste Frau oder der erste Schwarze Präsident der USA?

Eben! Und deshalb spielen wir jetzt Ihnen allen «The Revolution Will Not Be Televised» von Gil Scott-Heron:

Gil Scott-Heron – The Revolution Will Not Be Televised
Vergessen Sie das nicht, wenn Sie in den nächsten vier (beziehungsweise hoffentlich acht) Jahren den Namen Obama am hiesigen Schweizer Farbfernsehen nicht mehr hören mögen.

Leserbrief-Duell

Benedikt Sartorius am Donnerstag den 8. Januar 2009

Peter Guts Karikatur von Peter Burkhart (Bild zvg)Am Anfang stand der Artikel «Der Stall, für den sich Dylan interessierte», der Peter Burkhart alias «Mühli Pesche», den diesjährigen Träger des Kulturpreises der Burgergemeinde, portraitierte.

Dann verlagerte sich die Geschichte um Burkhart und seine Mühle Hunziken in die Leserbriefspalten. Weil diese immer noch andauert, hier eine kleine Zitatensammlung:

«Bund» vom 20. Dezember: «Peter Burkhart erhält den Kulturpreis der Burgergemeinde Bern. Das ist toll. Es ist verdient; die Berner Kultur verdankt der Mühle und ihrem Müller viel. Beim vollmundigen Reden über Kulturförderung und eigene Finanzen nimmt es Peter Burkhart leider nicht so genau, wie er es von den anderen verlangt», schrieben Isabelle Meyer, Geschäftsführerin Regionale Kulturkonferenz Bern, und Christoph Reichenau, der Präsident des Kornhausforums und Berner Kultursekretär in Pension.

Es folgte die geharnischte Replik des «Mühli-Pesche»: «Welch vollmundige Gratwanderung: öffentlich loben, die Diffamierung gleich anhängen. Weshalb wiederholen Sie unablässig meine Unabhängigkeit? Nervt Sie Unabhängigkeit? Können Sie sie nicht leiden? Und weshalb sprechen Sie andauernd von einer Subvention und nicht von einem Butterbrot? Die Mühle Hunziken bekommt für ein Konzert weniger Unterstützung als das Stadttheater für einen Besucher. Verbinden uns Gemeinsamkeiten?»

Dann meldete sich Christoph Hoigné, Gründer und Leiter von La Capella, auf Burkharts Punkt im Ausgangsartikel, dass subventionierte Lokale – unter ihnen die Capella – Künstler engagieren, die früher in der Mühle aufgetreten sind und das zu höheren Eintrittspreisen: «Leider versäumt es der Preisträger nicht, bei jeder Gelegenheit mit dem verbalen Zweihänder um sich zu schlagen, wenn es um andere Veranstalter oder Behörden geht. Als Direktbetroffener stelle ich klar, dass die Cappella aus kollegialer Rücksichtnahme selten die gleichen Künstler wie die Mühle Hunziken zeigt und unsere Eintrittspreise (trotz bloss halber Platzkapazität) nicht höher sind als dort. Vor allem aber gehört die Cappella bis Ende 2008 nicht zu den subventionierten Betrieben.»

Wiederum antwortete Burkhart: «Die Gratwanderung zwischen öffentlichem Lob und der gleich angehängten Diffamierung hatten wir doch letzte Woche schon. Ich weiss, Freunde helfen einander. Das gilt natürlich auch für die altbewährte Seilschaft Reichenau/Hoigné.»

Das bisherige Schlusswort gehört Peter Burkhart: «Mir Christoph, dreht heuchlerisches Gesülze auf beleidigter Leberwurst den Magen um.»

Fortsetzung folgt, bestimmt.