Der KSB hatte letzte Woche darauf aufmerksam gemacht, dass im Netz über die Kulturgelderverteilung vernehmlasst wird – auch dein Senf könnte also Gewicht haben – aber der online auszufüllende Fragebogen birgt viel Obskurität und niederschwellig ist das mitnichten. Darum – Zeit, um etwas auszulichten.
Der nächsten Vierjahresplanung für die Kulturförderung, das betrifft die Jahre 2020 bis und mit 2023, sollen insgesamt Fr. 2’275’000.- mehr zufliessen. Sieben Prozent mehr als bis anhin. Das ist erster Dinge natürlich zu begrüssen, bestimmen doch gerade die Beträge, welche als sogenannt «freie Mittel» zur Verfügung gestellt werden, massgeblich über das Aktionspotential der nichtinstitutionellen Szene.
Bei etwas genauerer Betrachtung der vom Amt für Kultur vorgeschlagenen Verteilschlüssel, fallen aber schnell Asymmetrien auf. Zwischen den Spartenkommissionen: Theater (Fr. 1’000’000.- Fördergeld bis anhin, gleichbleibend), Musik (Fr. 615’000.- bis anhin, soll auf Fr. 690’000.- gestockt werden), Literaturkommission und Kunstkommission (jeweils Fr. 200’000.- bis anhin, sollen beide auf Fr. 225’000.- gestockt werden).
Die Spartenkommissionen setzen sich aus Delegierten aus der Szene zusammen. Die «freien Mittel» werden von diesen Kommissionen an Gesuchstellende verteilt.
In Szenegesprächen, zwischen Amt und geladenen Leuten aus den Szenen, wurden die Bedürfnisse im Vorfeld sondiert, um zu eruieren, wo das Geld hinfliessen soll. Klingt gut – birgt Probleme.
Von verschiedenen Seiten wurde ich auf das augenscheinliche Ungleichgewicht angehauen.
Gerade bei Köpfen aus der Ecke der bildenden Künste, welche also speziell von der stärkeren Berücksichtigung der Kunstkommission profitieren würden, ist ein gewisser Missmut über die Vorlage auszumachen, und verständlich. Warum?
Gesuche die der Kunstkommission zufallen, sind oft solche für prozessorientierte, flüchtige Projekte – ohne vermarktbares Produkt am Schluss. Im Gegensatz zu einem Theaterstück auf der Bühne etwa, welches Eintrittsgelder generiert. Oder ein Musikalbum, welches sich verkaufen lässt.
Heikel, denn solch sog. «ephemere» Kunst trägt die Selbstausbeutung quasi im Genmaterial – wer spricht schon Geld für Projekte, bei welchen am Ende nichts Handfestes vorzuweisen bleibt?
Wichtig wär’s, gerade in Zeiten eines durchökonomisierten internationalen Kunstmarkts – vermag doch genau diese Kunst gesellschaftlich gefurchte Vorstellungen ihrer selbst zu sprengen.
Solche Arbeiten realisieren sich darum nur quersubventioniert durch harte Loharbeit der KünstlerInnen.
Aus der Vernehmlassungsvorlage ist zu entnehmen, dass der Kunstkommission künftig Fr. 225’000.- zukommen soll, also Fr. 25’000.- mehr als bis anhin. Knapp 1,1% des gesamten Fördergeldzuschusses von Fr. 2’275’000.-.
Im Vergleich zur geplanten Blähung des Budgets für kostengünstigere Ateliers beispielsweise, von Fr. 119’000.- (Budget 2018) auf Fr. 340’000.- (9,7% des gesamten Zuschusses) – dem neu gebildeten Topf für «Distribution» und «Promotion», Fr. 150’000.- (6,6% des Zuschusses) – oder dem ebenfalls neuen Finanzierungsgefäss «Infrastruktur Altstadt» Fr. 100’000.- (4,4%) – wirkt das tatsächlich spärlich.
Platz zum «Schaffen» ist ein wichtiges Bedürfnis und dass die Altstadtkeller nicht gänzlich privatisiert werden, gilt es zweifelsohne zu berücksichtigen. Aber das Kulturgeld fliesst in diesen beiden speziellen Punkten direkt in die Taschen von Immobilien InhaberInnen. Das gilt es sich bewusst zu machen.
Auch wenn der Quervergleich von Budgetpunkten einer Milchbuchrechnung gleichkommt und einer genauen Analyse der politischen Vorbedingungen bedürfte – sollte der Löwenanteil der Gelder nicht dahinfliessen, wo am meisten «Eigenleistung» bis anhin nicht oder nur sehr gering vergütet wurde, zur Gesundung der Aktiven?
Gerade wenn sich der Stadtpräsi im Vorwort der Vernehmlassungsvorlage wie folgt zitieren lässt: «Die Arbeit professionellen Kulturschaffenden soll besser anerkannt werden, es sollen faire Arbeitsbedingungen gelten und Förderbeiträge sollen branchenübliche Gagen ermöglichen.»
Warum das Amt für Kultur da lieber neue Finanzierungstöpfe generiert, als den Spartenkommissionen direkt mehr Geld zur Verfügung zu stellen, bleibt wunderlich.
Ein antidemokratisch anmutender Reflex und man fragt sich auch, ob hier wer Angst hat die Zügel aus der Hand zu geben.

Die direkten Fördergelder sind nicht gleichbedeutend mit den «freien Mittel» für die Szenen. Davon müssen die Beträge für fixe Budgetpunkte der Spartenkommissionen abgezogen werden. Von den anhin Fr. 200’000.- in der Kunst wurden Fr. 80’000.- effektiv als freie Mittel vergeben.
Wer entscheidet eigentlich über die Priorisierung der Bedürfnisse? Wer bestimmt deren Dringlichkeit?
Auf telefonische Rückfrage beim Amt für Kultur, erhalte ich eher schmallippige Antworten. Es ginge ja momentan genau darum, per Online-Fragebogen etwaige Unstimmigkeiten zu bereinigen.
Und auf die Asymmetrien zwischen den Sparten angesprochen, werde ich auf die Zahl der eingegangenen Gesuche aus den letzten Jahren verwiesen.
Ich hake nach, gerade der Haufen für Infrastruktur – Gesamthaft Fr. 321’00.- (14%) – interessiert mich. Ich werde auf eine Antwort per Mail vertröstet, am Dienstag war das – bis heute nichts gekriegt.
Diesen Beitrag weiterlesen »