In Juli Zehs neuem Roman „Unterleuten“ kämpfen zwölf Menschen für und gegen einen Windpark in ihrem Dorf. Zehs zehntes Buch ist ein Gesellschaftsroman geworden.
Sie haben es vielleicht mitbekommen: Bestseller-Autorin Juli Zeh hat vor ein paar Tagen einen Gesellschaftsroman veröffentlicht. Um es vorwegzunehmen: Herausgekommen ist ein mehr als gelungener Roman.
Juli Zeh hat Gutes und weniger Gutes geschrieben, zehn Bücher und ein Theaterstück sind es inzwischen. Als Teenager habe ich „Adler und Engel“ und „Spieltrieb“ geliebt, gerade wegen dem Drama, den Themen, den grossen Metaphern und den Sprachspielen nach dem Motto mehr ist mehr. Später, als ich Autoren wie Markus Werner zu verehren begann, auch gerade wegen der Einfachheit der Sprache und Handlungen, wurde mir von Zehs Sätzen manchmal schlecht wie von zu viel Schwarzwäldertorte – auch wenn Zucker und Fett ja an sich super sind, zu viel davon verursacht einfach Bauchschmerzen. Die Krimis und Dystopien („Schilf“, „Nullzeit“, „Korpus Delicti“) habe ich mir dann gar nicht mehr zu Gemüte geführt. Das Theaterstück „Yellow Line“ war meiner Meinung nach eine Katastrophe (Stephan Schmieding und sein Schauspielteam haben es trotzdem erfolgreich zusammengestrichen und eine tolle Inszenierung letzten Frühling am Konzert Theater Bern gezeigt).
Dann habe ich den Reisebericht, eines ihrer ersten Bücher „Die Stille ist ein Geräusch” entdeckt, das seltsamerweise genau von den Wortspielen lebt, die mir beim Lesen von „Spieltrieb“ inzwischen so auf den Sack gehen würden.
Und jetzt also ein Gesellschaftsroman. Wer einen sich an dieses Genre wagt, will nicht viel weniger als alles. Der Roman will etwas abbilden, das für ein Grösseres steht und er will eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft sein. Ein Wagnis also für Zeh, an das sich wenige Deutsche Autorinnen wagen. Traditionell sind die Meister des Gesellschaftsromans allesamt Amerikaner.