Nur selten besitze ich das nötige Sitzleder, die Passion, die Aufmerksamkeit, die fetten, voluminösen und natürlich «wichtigen» Werke der Weltliteratur auch wirklich fertigzulesen. So geschehen jüngst mit Herman Melvilles «Moby Dick». In der Hälfte kapitulierte ich vorerst, irgendwo zwischen den enzyklopädischen Walbeschreibungen und epischen Schlachten.
Während Captain Ahab und Ismael auf der Jagd nach dem verdammten weissen Wal und mächtigen Leviathan feststecken, griff ich zum Schelmen-, Trink-, Schund-, und Midlife-Crisis-Roman «Morbus Fonticuli oder die Sehnsucht des Laien» von Frank Schulz. «Morbus Fonticuli» bildet den 738 Seiten schweren, zweiten Teil der «Hagener Trilogie» und erzählt die Geschichte von Bodo «Mufti» Morten, einem gestrandeten ewigen Studenten und Gelegenheitsdichter, der Stück für Stück via Tagebücher sein Doppelleben und den üppigen Tabak- und Alkoholkonsum preisgibt.
Ein wiederkehrendes Selbstportrait mit Kater aus Bodos sprachmächtigen und erzähltechnisch virtuosen Aufzeichnungen: «Schon wieder den halben Tag albern gewesen. Schuld ein Kater jener tückischen Züchtung, die gern bereits neben dem Bett lauert, wenn man wegen Harndrangs viel zu früh wach wird. Ein verfilztes, nervöses Viech, was so was von knurrt, dass man nicht wieder einschlafen kann, und sich nur dahin verzieht, woher es gekommen ist, wenn man ihm reichlich Bier einflösst – notfalls mit Gewalt.»
Ich hoffe nur, dass ich diese schönen Übungen in Nonsense fertiglesen werde, denn das faszinierende «Ouzo-Mirakel» des selben Autors wartet seit einem Jahr im Büchergestell – angebrochen.