Ferrophil geht auch fremd, abseits der Schiene – dafür auf Magnetband gespult. Je mehr Eisenanteile (Fe) desto bandgesättigter, desto fett und warm im Klang. Tonbänder, ich spreche von der Kompaktkassette und ihren Vorzügen. Type I, II, III und IV, qualitativ zunehmend metallpulverbeschichtet in numerisch aufsteigender Folge, und rauschreduzierter. Nerdtalk-Alarm?
Eine kleine Gilde erfreut sich noch immer des Zeremoniells. Musikstücke veröffentlichen auf Tape.
Was für Steroid-Indie-Bands auf ihrem schändlichen Weg weiss der Teufel wohin als Werbegimmick missbraucht wird, trägt im Untergrund den Heiligenschein einer vasa sacra, eines heiligen Geräts oder Gegenstands – Die Kompaktkassette schöpft Geist aus ihrem Vermächtnis als hyperdemokratisches Medium, gewachsen in den 80ern mitsamt einem ganzen Industriezweig.
Die intuitive Handhabe, ihre Erschwinglichkeit und vor allem das Novum der individuellen Gestaltbarkeit – als Mixtape – prädestinierte sie als Katalysator der Popkultur und als Petrischale des Untergrunds.
Auch in unserem Städtchen wird gerne und mit viel Leidenschaft an Magnetband rumgebastelt, darauf gemixt und kompiliert. Releast auf obskuren Labels häufig und mit ständig wechselnden Alias der Künstler*innen. Damit ein entnebelnder Blick schwerfällt und viel eher auf die Schleier- beziehungsweise Schutzfunktion einer Subkultur verwiesen wird. Als Blende vor dem Hauptstrom und als Würgereflex gegen den damit einherschwimmenden Selbstdarstellungsdrang überschärfter und somit quasi-pornografischer Qualität.
Kassetten bergen Dignität.
Heute Samstag erscheint «Soul Tape One» von «Azul Loose Ties», im Selbstvertrieb versteht sich, auf seinem eigenen Label «Underground Soul». Ein bedachter House-Head, welcher am Ufer des Wohlensees in einer Scheune an analogen Synthesizer rumtastet und dem Herzen guttut. Nicht nur als DJ und Produzent, sondern auch als Freund.

Das lokale Kassettenschaffen – eine kleine Auswahl, ohne Anspurch auf Vollständigkeit, versteht sich. Check the linx if you hungry for.