Es riecht nach Herbst im Wankdorfquartier und der ganzen Siedlung.
In den Werkhöfen des Tiefbauamtes werden die Zündkerzen der Laubbläser mit Messingdrahtbürsten gereinigt. Die Besen gebunden, die Strassensauger poliert.
Bis Ende Saison gibt das etwa einen riesigen Haufen Blätter – 250 Lastwagen voll.
Erst halten die Bäume aber den Schnauf an. Saugen ihrem Laub den Stoff ab.
Das Blattgrün weicht, kommt das Rot, dann der Fall.
«Es geht um Leben und Tod» steht in der GEO, ein Laubbaum würde den Winter mit Blättern nicht überstehen, zu schwer wöge die Last der Krone.
Es riecht nach Modder, nach Muff, erdig, weil das Laub verfault.
Nach Reifearomen und animalischen Noten – Herbst.
Die Atmo filtert uns das flach einfallende Licht der Heliumkugel warm und die Farben ballern Kontrast – Herbst. Die Stadt erscheint im Aufputz.
Und die Tiefbauämtler rücken an – zu ihrem Pièce de Résistance:
Den Asphalt vom schmierigen Braun freihalten.
Damit du dich mit dem Velo nicht hinlegst, nachts.
In Parkanlagen die Blätter mit Rechen zu Hügel harken.
Damit deine Kids sich darin suhlen können und auf schlafende Igel treten, oder Hundsdreck.
Und die Tiefbauämtler schwitzen bei ihrer Arbeit und fluchen dabei und rauchen zum Schaffen.
Und du regst dich auf dabei – weil das so viel kostet gell und weil das so bünzlig ist und sinnlos mit dem Benzinlaubbläser. Und du raunst dabei und staunst:
«Wieviel Blätter das wohl sind pro Jahr? Wieviel die wohl wiegen?»
Das liesse sich doch hochrechnen, denn bei den 21 000 städtisch verbrieften Bäumen auf öffentlichem Grund – schreibt das Baumkompetenzzentrum – und den durchschnittlich 20 Kilo Laub pro Stamm – sagt die GEO – sind das 420 000 Kilogramm Laub am Boden.
Und bei einem geschätzten Gewicht von ca. 1,6 Gramm pro Blatt – was einem dünnen A4 Druckpapier entspricht – sind das um die 260 000 000 stadtbernische Blättchen.
Ich frag den Tiefbauämtler, wie es ihm ergeht beim Wischen und ob er sich in der Winkelriedstrasse – mit ihrer Ahornallee – nicht wie Sisyphos unten am Berg vorkomme?
«Den musst du dir», belehrte er mich, «als glücklichen Menschen vorstellen.»
«Der Typ ist vom Fach!» denk ich und halte den Rand.
Zum Abschuss dann er nochmals:
«250 Lastwagen voll Laub putzen wir Strassenfeger jeden Herbst weg.
Wegputzen alles, das ist eine Herkulesaufgabe, wenn du schon bei den Griechen bist –
wir putzen es einfach weg
und sind einfach nur stolz drauf.»

“Selbst festgefahrenes Laub auf Asphalt lässt sich mit sehr starken Laubbläsern entfernen”, sagt M* vom Tiefbauamt.