Erzählungen aus dem jüngsten Internetz: «Why white men should shut up» meint ein weisser Mann. Männer seien Trash, meinen die Frauen. Der Trash lande in den Meeren, finden alle. #MenArePlastic. Das führe zu Übergriffen auf die Meerjungfrauen. Ja, aber wegen frauenfeindlichen Ausländern. Weil dennen würden ja schon im Bubenalter 72 Meerjungfrauen versprochen und da müsse man sich nicht wundern, müsse man sich nicht. Bedenklich, bedenklich, fürwahr bedenklich, wie das alles zusammenhänge, alles wahre Zusammenhänge von Chemtrails bis Chemnitz im geistigen Trailerpark peripherer Männerchöre.
Männerchöre, unheilige. Sie singen im Spalt der Kommentare, sie singen auf den Strassen von Charlottesville, Virginia und in eben: Chemnitz, Freistaat Sachsen. It is a man’s world in ihren letzen Zügen und die braune Scheisse ist back again im Herzen von Europa, draussen vor der Tür.
Esto nobis praegustatum in mortis examine!
Sei uns Vorgeschmack in der Prüfung des Todes!
Derweil, draussen vor der Tür: Ein Männerchor. Das Vokalquartett aus Minsk hat sich unter den Lauben formiert, vierstimmig und selig. Weit weg ist die übliche Strassenmusik, das Einerlei der Einfallslosigkeit. Und viel weiter noch: die lauten, verängstigten Männer aus dem Internetz, der blinde Hass in wutwülstigen Gesichtern. Draussen vor meiner Tür ist die Männlichkeit eine Viertelstunde lang schön und verletzlich, stolz und unaufdringlich. Und so sehr der Männerchor wohl aus der Mode geraten ist dieser Tage, so sehr trinke ich den nächsten Schnaps auf ihn, auf das weißruthenische Vokalquartett, das ganz zufällig ein Fenster der Anmut gestiftet hat gegen das kakophone Geläut out there. Eine Detox-Viertelstunde lang.
« Zur Übersicht