Nicht shiny, nicht glamourös und auch nicht zwingend schön, dafür ziemlich wendig. Eine Ode an eine zum Musikstil degradierte Geisteshaltung.
“Der Jazz wird’s danken.” Mit diesen Worten offiziell von der KSB-Gang begrüsst, darf ich jetzt meinen Einstand geben. Eine Stimme für die junge Berner (Jazz)-Szene soll ich sein. Hoppla.
Klingt zuerst mal lahm, nicht?
Was ist das überhaupt, Jazz?
Ich muss ausholen: Kommunikationsformen sind so verschieden, wie es Menschen auf diesem Planeten gibt. Den einen ist es vergönnt, schnell in Worte zu fassen, was sie denken und fühlen. Andere können das zwar auch, brauchen dazu aber länger und viele hadern mit der Sprache an sich. Ein anderes Ventil muss her und wenn die Sprache versagt, spricht die Kunst. Zum Beispiel eben dieser Jazz (ich stolpere jeweils, wenn ich dieses Wort brauche) das wohl missverstandenste “Genre“ unserer Zeit.
Musiker*innen, welche die maximale Ausdruckspalette auf ihrem Instrument suchen, bietet diese Musik ein Vehikel. Dabei ist der ideologische Unterbau entscheidend, nicht die Klanglichkeit und nicht irgend ein Stilmittel.
Nicht um spezifische Grooves oder Sounds gehts, sondern um die Haltung. Eine Haltung die missverstanden, falsch eingeordnet und die vermehrt auch wieder eingefordert werden muss.
Haltung heisst hier Präsenz.
Mit der Musik ausdrücken, was man gerade fühlt.
Die Musik so spielen, wie sie in dem Moment gespielt werden will.
Genau wie im Gespräch nicht immer die selben Phrasen gedrescht werden wollen, kann das auf dem Instrument auch nicht das Ziel sein und wo gute Popmusik diese Neuartigkeit in der Produktion und im Arrangement sucht, versucht der J***-Musiker (Genderneutralität wird ab hier dem Flow geopfert, sorry..) die Dringlichkeit improvisatorisch auf die Bühne zu bringen.
Nach Hits sucht man dann halt vergebens.. Aber wenn die erarbeitete Klang- und Ausdruckspalette zu einem späteren Zeitpunkt in den Dienst eines guten Songs gestellt wird, umso schöner! Nicht ohne Grund vertrauen unsere Grossen (Sophie Hunger, Baze, Eveline Trouble, Fai Baba, to name too few!) auf das Können von Musikern, welche sich auf dem Instrument auszudrücken wissen..
Wichtiges Forschungsfeld bleibt die Improvisation und hier wären wir wieder bei dem was **zz sein sollte. Die unmittelbarste Kommunikationsart, der Schlüssel zu der Seele eines Instrumentalisten, wie ich ihn mir wünsche. Pathetisch aber wahr!
Dieser Haltung ist die Legitimität wohl kaum abzusprechen, aber sie setzt den Hörer vor grössere Herausforderungen. Es gilt sich auf die Sprache einzulassen, sie zu verstehen versuchen. Wie geht das?
Ganz einfach: Ab ans Konzert, Ohren auf, gelegentlich die Augen zu und dann schauen ob die nonverbale Kommunikation greift.
Wenn‘s nicht gefällt:
– Tant pis, schlechter Zeitpunkt. Als ob man immer offen für alles wäre..
– Die Musiker haben sich verfahren.
– Es war schlechte Musik ← Uh jaa, die gibts.
– s‘isch haut Tschäässs.
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