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Kuckuck Krise!

Roland Fischer am Freitag den 29. Juni 2018

Finanzkrise? Wir denken da vor allem an 2008 (Jubiläum! und ein Jahrzehnt später, well: business as usual), an Lehmann Brothers, Toxic Papers und Konsorten. Der Südkoreaner Jaha Koo denkt an 1997. Daran, dass die Strassen seiner Kindheit «Orte des Kampfes und der Gewalt» waren. Zumindest bis zur Fussball-WM 2002, als er zum ersten Mal erlebte, dass Menschenmassen auch feiern und sich freuen konnten und nicht nur protestieren und sich Strassenschlachten mit den Ordnungshütern liefern.

© Radovan Dranga

Zu den seltsamsten Ausgeburten der damaligen Finanzkrise gehören die Reiskocher namens Cookoo, die zu absoluten Bestsellern wurden und im Laufe der Jahre nicht nur kochen sondern auch noch sprechen gelernt haben. Wie das eine (die Krise) mit dem anderen (dem Reis und den blinkenden Automaten) zusammenhängt wurde nicht recht klar, ebenso was der szenische Mehrwert ist, wenn man Küchengeräten mit Stimmcomputer ganze Dialogpassagen zum Auswendiglernen gibt. Aber Stimmungsbilder zeichnen, mit simplen szenischen Mitteln und Musik: das kann Jaha Koo bewundernswert gut. Und so war der Belluard-Eröffnungsabend letztlich ein zweifelhafter Kommentar auf die Komplexität der Welt (und unseren Umgang damit): Wenn man das Durcheinander da draussen nicht mehr zu fassen bekommt dann wendet man sich am einfachsten dem persönlich Erlebten zu. Die Nabelschau und die Einsamkeit: eine Verwandschaft, die sich durchaus noch ein wenig genauer zu untersuchen lohnte. Und plötzlich diese Übersicht.

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