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Der Film über Filmmusik

Gisela Feuz am Samstag den 20. Januar 2018

Sind Ihnen die Namen John Williams, Thomas Newmann oder Steve Jablonsky ein Begriff? Nicht? Dann aber doch sicherlich Hans Zimmer oder Ennio Morricone?! Wie auch immer, wenn Sie die richtig grossen Filmkisten à la «E.T.», «Spiel mir das Lied vom Tod», «Star Wars», «Der Weisse Hai» oder «Jurassic Park» mögen, dann haben sie es garantiert schon mit einem dieser Herren zu tun bekommen. Die Erwähnten produzier(t)en nämlich allesamt Filmmusik, sind also zuständig für diejenige Komponente eines Filmes, die unabdingbar ist, wenn in punkto Emotionen mit grosser Kelle angerührt werden soll. Der Geschichte der Filmkmusik, hat Regisseur Matt Schrader nun einen eigenen Dokumentarfilm gewidmet: «Score – A Film Music Documentary»

«The Score» lässt nicht nur eine Vielzahl der aktuellen Hollywood-Komponisten zu Wort kommen, sondern blickt auch zurück auf die Anfänge der Filmmusik. Während in der Stummfilmzeit Klavierspiel in erster Line dazu eingesetzt wurde, das Rattern des Projektors zu übertönen, wurde im Jahre 1933 mit dem Soundtrack von «King Kong» offenbar ein Meilenstein in der Filmmusik gelegt. «King Kong» sei das beste Beispiel dafür, wie durch den Einsatz eines Orchesters ein stupider und kitschiger Film in etwas Ergreifendes und Gefürchiges umgewandelt werden könne, wird da berichet. An zahlreichen Beispielen wird in der Folge verdeutlicht, wie sich die Filmmusik im Lauf der Zeit wandelte: «A Streetcar Named Desire» hat 1951 den Jazz filmtauglich gemacht, Bernard Hermann hat mit dem minimalistischen Einsatz einer Geige in der Psycho-Duschszene neue Parameter gesetzt, in den 60er-Jahren wurde mit experimenteller Musik geflirtet, so zum Beispiel in «Planet der Affen», die 70er waren die Ära des John Williams («Star Wars», «Superman») und Ennio Morricone wurde dank seinem episch breiten Streichersound zum Sinnbild des Spaghetti-Westerns schlechthin.

Wie das Hollywood-Gefühlskino selber, kommt auch «The Score» nicht gänzlich ohne Plattitüden und mehrfach Wiedergekautem aus. Anstatt eine Breite an Statements zu versammeln, hätte man sich eine Vertiefung gewünscht. So hätte man sich von der Psychologin mehr Informationen erhofft, als einfach nur die, dass Musik im Gehirn die gleichen Mechanismen auslöse wie Schokolade und Sex. Spannend wird der Film dort, wo das effektive Orchesterhandwerk in den Aufnahmestudien an der Abbey Road gezeigt wird, wo Trent Reznor von Nine Inch Nails und Atticus Ross mit analogen Synthesizern experimentieren, wo eine Pianistin ihre Gedanken bei einer Live-Vertonung schildert, wo der Hauskomponist der Wes Anderson-Filme Einblick gewährt in sein Instrumenten-Archiv, kurz: überall dort, wo gefachsimpelt wird.

Für das breite Filmpublikum dürfte Matt Schraders Dokumentation bestens funktionieren. Sie sind ja auch gewaltig, die Akkorde, die etwa ein Hans Zimmer seine Streicher in «Pirates of The Caribbean» anstimmen lässt. Zudem ist es durchaus spannend, offengelegt zu bekommen, mit welcher Raffinesse wiederkehrende musikalische Motive etwa in «Lord of the Rings» eingesetzt werden.  Wer sich allerdings erhofft, einen fundierten Blick hinter die bombastischen Hollywood-Fassaden werfen zu können, der hätte sich von Schraders Werk mehr Nertum gewünscht.

Score – A Film Music Documentary» läuft in Bern im Cine Movie.

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