Goldener Bär: das verpflichtet ja – wenn man es etwas weit herholt – das Berner Kinopublikum ein wenig. Also rasch noch eine Empfehlung, bevor der Film wieder von der Leinwand verschwindet: On Body and Soul ist ein sehr eigenartiges filmisches Vehikel, ein reizvoller Solitär. Es wäre noch so einiges mehr zu sagen zu Träumen in Film und Literatur, aber hier nur soviel: Es ist heiss und es ist kalt in diesen Budapester Nächten, schwitzende Menschen im Stadtsommer und durch Schnee stapfende Hirsche. Ein Schlachthaus als Comédie Humaine (und Tragédie Animale, von der Kamera sehr unsentimental eingefangen), eine Liebesgeschichte und ein Psychospiel, das wohl sogar Freud einigermassen verwirrt hätte.
Was das alles miteinander zu tun hat wird bis zum Schluss nicht unbedingt klar – mitunter droht das Drehbuch ein wenig aus dem Leim zu gehen vor lauter Raffinesse. Aber man kann schon verstehen, warum der Film dieses Jahr in Berlin gewonnen hat. Er spinnt seine rätselhaften Fäden mit viel Kunstfertigkeit, verflicht Figuren und Bildebenen. Und unterhält dabei auch noch bestens, weil da neben der Bedeutungsschwere zum Glück auch noch eine gesunde Portion Lakonie mit dabei ist.
« Zur Übersicht