Logo

«Et la gagnante est …»

Gisela Feuz am Sonntag den 19. November 2017

Freitag und Samstag wurde in Bern eine Lanze für die Schweizer Musik gebrochen: Bands aus allen Landesteilen kamen in der Hauptstadt zusammen, um ihr Schaffen zu präsentieren, und zwar nicht nur einem musikinteressierten Publikum, sondern auch Vertretern internationaler Festivals. Das Ungetüm heisst Swiss Live Talents, ist Vernetzungs-, Auftritts- und Sprungbrettplattform, fand dieses Jahr bereits zum dritten Mal statt und wurde von Patron François Moreillon ins Leben gerufen.

Im Vorfeld hatten sich 665 Bands bei Swiss Live Talents registriert, wobei praktisch alle Nominierten (jeweils fünf in neun Kategorien) während der zwei Tage live in Bonsoir, Rössli, Dachstock, Frauenraum oder ISC live auftraten. Gleichzeitig wurden gestern in der Turnhalle die Awards und Preise im Wert von jeweils 5000.- vergeben, wobei eine junge Dame aus dem Wallis völlig verdient gleich zwei Awards mit nach Hause nahm: KT Gorique räumte in der Kategorie Public Award und National Language ab.  KT erblickte einst an der Elfenbeinküste das Leben, ist in Martigny aufgewachsen, und gewann 2012 als erste Frau und jüngste Teilnehmende überhaupt bei den Weltmeisterschaften im Freeestyle-Rap. Wie es sich für eine versierte Wortakrobatin gehört, hat Madame KT Gorique ihre Dankensrede gestern Abend denn auch hurti fulminant hingerappt. Maximum respect!

Weiter mit einem SLT-Chübel nach Hause gegangen sind: Fai Baba, (Fondation Suiss), Odd Beholder (Pop/Indie/Folk/Songwriter), The Last Moan (Rock/Metal), Long Tall Jefferson (Best Emerging Talent), WUGS (Electro/Dance), Koqa Beatbox (Urban/HipHop/Groove/Reggae), Zeal & Ardor (Best Live Act). Ein Augenschein bei den Konzerten, welche im Anschluss an die Awards-Verleihung stattfanden, zeigte: offenbar besteht durchaus Interesse beim Publikum, Schweizer Mucke live zu sehen. So war der Dachstock bei Veronica Fusaro gut gefüllt, das Rössli platze bei den formidablen One Sentence. Supervisor praktisch aus allen Nähten und auch der Andrang bei en Gospel-Teufeln Zeal & Ardor (über die Frau Feuz hier berichtet hat) im ISC war zu später Stunden beträchtlich.

Während beim M4Music die wichtigen Slots meist mit ausländischen Bands belegt werden und der Schweizer Musikpreis etwas gar altvätterlich daherkommt, stehen bei Swiss Live Talents junge Schweizer Musikschaffende aus den unterschiedlichsten Sparten im Zentrum. Und wenn sich eine welsche Crew aufmacht, um in Bern einen club-übergreifenden Konzert-Marathon auf die Beine zu stellen, man dabei ganz tolle Westschweizer Acts kennenlernt und dazu das Tessin als Gastkanton einladen wird, dann ist das alles so verkehrt auch wieder nicht.

« Zur Übersicht

Kommentarfunktion geschlossen.