Wieder mal raus aus der Stadt. Wo es noch Raum gibt, für Kraut und Unkraut. Und für Kunst. Ziemlich grandioser Raum, in diesem Fall.
Irgendwo in den Jurahügeln steht eine alte Klosteranlage, die schon ein Weilchen kein Kloster mehr ist. Die Anlage inzwischen eine psychiatrische Anstalt, die imposante Kirche: meist leer. Und zwar leer auf eine Weise, die man sonst nicht kennt bei Sakralräumen – nicht mehr überladen mit religiösem Dekor, aber auch nicht Ruine. Ein White Cube der sakralen Art, so kommt die Architektur mal ganz anders zur Geltung.
Und noch viel interessanter wird es, wenn sich Künstler in diesem Riesenraum ausbreiten dürfen. Seit ein paar Jahren wird die Kirche jeden Sommer zum Art Space, dank einem umtriebigen Team rund um die Bernerin Marina Porobic (Bone, Berner Filmpreis Festival) und eingeladenen Künstlern. Dieses Jahr haben sich Lutz & Guggisberg in Bellelay ausgetobt, mit dem üblichen Schalk nehmen sie es locker mit der sakralen Ehrwürdigkeit auf. Eine Art Arche Noah des Heute haben sie da hineingezimmert, mit einer Unmenge simpel gekneteter Viecher und Sachen aus Ton. Ein labyrinthisches Bestiarium, Variationen zu einem Thema, eine nicht so richtig geschickte aber dafür umso unterhaltsamere Kreation. Was wenn der Schöpfer zwei linke Hände gehabt hätte?
Diesen Samstag ist schon Finissage, mit einem Konzert von Lutz & Guggisberg mit Roland Widmer. Und obwohl hinter den sieben Bergen: Man kommt da auch gut mit dem Postauto hin. Service fürs Publik.
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