Welche Museen wollen wir? Beziehungsweise: will der Bund? Es ist derzeit nicht mehr so einfach zu sagen – die Förderstellen üben sich in einer Kulturpolitik des Ungefähren. Wollen wir ein Alpines Museum? Aber ja! sagt das BAK, es ist selbstverständlich eines der auch mit Bundesgeldern geförderten Schweizer Museen. Aber nein! sagt es gleichzeitig – denn die Höhe des Beitrags stellt den Weiterbetrieb in Frage. Die Mittel werden in einer Weise verteilt, die an kafkaeske Behördenapparaturen denken lassen. Unpersönlich, opak, für den Behördengänger auf ewig fremd. Aber mit einer unerbittlichen Logik versehen.
Soweit die bekannte Geschichte aus Berner Sicht. Aber schauen wir mal über den Tellerrand. So tönt es in Basel:
Das HeK, Haus der elektronischen Künste Basel, gehört auch ab 2018 zu den Empfängern von Subventionen durch das Bundesamt für Kultur (BAK) und darf sich damit darüber freuen, als Institution mit nationaler Bedeutung ausgezeichnet worden zu sein. Leider geht dieser Entscheid einher mit einer grossen Enttäuschung, da das HeK eine Kürzung der Subventionsgelder um 40% verkraften muss.
Und das Architekturmuseum steht nach dem BAK-Entscheid ebenfalls vor der Schliessung. Gut hat die WOZ mal ein wenig genauer hingeschaut und beim BAK nachgefragt, wie da entschieden wird – mit anderen Worten, welche Strategie hinter dem neuen System steckt. Und man muss sagen: offenbar gar keine.
Kritik von Hächler [Chef Alpines Museum]: Ihm fehle eine inhaltliche Auseinandersetzung bei der Auswahl: «Die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz der in den Museen verhandelten Themen wurde bei der Mittelvergabe offensichtlich nicht gestellt.» Natürlich nicht, kontert Menna [Mediensprecher BAK]: «Thematische Lenkung zu machen, ist nicht die Funktion des Bundes.»
Natürlich nicht? Man sagt es am besten mit Watzlawik: Liebe Kulturfunktionäre, man kann nicht nicht lenken! Wenn man sich also entscheidet, keine thematische Lenkung zu machen, dann wüsste man immerhin gern, welche andere Lenkung da gewählt wird. Nochmal die WOZ:
« Zur Übersicht«Das Modell einer Kulturförderung per Rechenschieber ist besorgniserregend», schreibt der Verein der Museen im Kanton Bern, der gemeinsam mit anderen regionalen Verbänden eine Stellungnahme verfasst hat. «Inhalte, Ansätze, Vernetzung, Bedeutung und Ausstrahlung passen in kein Rechenmodell. Sie zu gewichten, gehört zu den Aufgaben einer verantwortungsvollen Kulturpolitik.»
übrigens zum thema heute gross im bund: die verwaltende statt gestaltende bak-chefin.
https://www.derbund.ch/kultur/standard/Sie-verwaltet-mehr-als-sie-gestaltet/story/22203563
Man muss vielleicht fairerweise noch anfügen, dass es seit Jahren – so man mir erzählte – Sitzungen und Diskussionen gab über das Modell “Vermittlung/Ausstrahlung” und “Sammlung”. Man wurde sich allem Anschein nach demokratisch einig und “Sammlung” hat gewonnen. In diesem Zusammenhang machte man die Museen auch darauf aufmerksam.
Die Entscheidung ist in der Tat richtig und fair – auch wenn es in erster Linie, wie ein Hammer daherkommt. Aber es war angekündigt. Diese Gelder sind immer nur für eine Subventionsperiode gesprochen und werden dann neu verteilt. Das Alpine Museum – so man mir erzählte, gemäss Protokollen – war vorher informiert…
Es geht nicht um Sammlung vs. Vermittlung. Das Alpine Museum hat nicht ein Existenzproblem, weil es die BAK-Kriterien nicht mehr erfüllt. Das Problem ist, dass das Verfahren Geldbeträge verteilt, ohne nach dem Finanzierungsbedarf und den Folgewirkungen zu fragen. Im Falle des Alpinen Museums bricht eine Betriebsfinanzierung weg, die der Bund als Stifter und Mitbegründer des Alpinen Museums bisher erbracht hat; im Fall aller andern Häuser werden intakte Betriebsfinanzierungen mit einem zusätzlichen Bundesbeitrag ergänzt. D.h.: Wir brauchen für das alps einen neuen Status, den die Existenz des Hauses sicherstellt. Das ist ja wohl der Wille hinter dem positiven Förderungsentscheid des BAK.
ah, herr hächler, ich schätze mal, beim ‘intakt’ wären manche der anderen häuser nicht so einverstanden – als wären die bundesgelder bei den anderen verzichtbarer als beim alpinen. zusammenstehen, nicht sich auseinanderdividieren lassen, sollte die devise doch jetzt sein? so war dieser beitrag zur diskussion jedenfalls gemeint. mais on connait la chançon in der schweizer kulturpolitik: jeder schaut schön für sich. den kulturfunktionären kann das in ihrem oft unreflektierten reformeifer nur recht sein.
und ist es nicht auch etwas unfair den anderen museen gegenüber, aus der gründungsgeschichte (lang, lang ist’s her) besondere ansprüche abzuleiten? ich dachte, es sollte um inhalte gehen?
der kampf um den bundesbeitrag ist lanciert:
http://rettungsaktion.alpinesmuseum.ch/