Man muss schon ein ausgesprochener Nerd relativ fest an Filmen interessiert sein, um sich nachmittags bei diesem Wetter in einen Kinosaal zu setzen. In Neuchâtel tun dies die Tage ziemlich viele Leute, dort geht nämlich das NIFFF, das internationale Fantastic Film Festival, über die Leinwand. Nebst dem japanischen Helden Takashi Miike, der seinen 101 Film vorstellte (das Mutterschiff hat hier berichtet), sind zahlreiche andere Lieberhaber*innen von Übersinnlichem, Unerklärlichem und Fantastischem aus aller Welt nach Neuchâtel gereist. Erfreulich: Die Schweizer*innen brauchen sich mit ihren Erzeugnissen keinesfalls zu verstecken. Im Gegenteil. Der Kurzfilmblock macht klar: Hier wird mit viel Ideenreichtum, stilistischer Vielfalt und auch Humor zur Sache gegangen.
Richtig lustig ist zum Beispiel «Schutzplan Vollmond» von Elias Jutzet, welcher die Verbrüderung zweier Werwölfe über den Röstgraben hinweg zeigt. Oder auch Sophie Wietlisbachs filmische Postkarte «Swiss Made», die in drei Minuten den Alpentourismus aufs Korn nimmt. Eher grimm geht es dann in Arnaud Baurs Western «Sons of Bitches» zu und her, an dem ein gewisser Quentin Tarantino bestimmt seine Freude hätte, derweilen Luc Walpoth in «One of Them» eine postapokalyptische Welt zeichnet, in welcher Menschen zu lebenden Batterien werden. Richtig übel (mit weggucken müssen) wirds dann in Izù Troins Animationsfilm «Féroce», in welchem ein junger leitender Angestellte gnadenlos durch einen Wald gejagt wird, während Bart Wasems Alptraumparodie «Zarr-Dos» mit schwebenden Riesenköpfen als Hauptfiguren an Absurdität und Nonsense kaum zu überbieten ist.
Wer dem NIFFF noch nie einen Besuch abgestattet hat, sollte dies unbedingt tun. Nicht nur gibt es zahlreiche Filme zu entdecken und zwar inmitten eines Publikums, das Werbespots mitsingt und mitklatscht und auch sonst mit Zwischenrufen für vergnügliche Stimmung sorgt, sondern auch das Rahmenprogramm unten am malerischen Neuenburgersee lässt sich sehen. Wie einer der Musiker der Rambling Wheels erklärte, welche mit ihrer Space-Rock-Oper «Interstellar Riot» das Festival eröffneten, könne man das ganze NIFFF über einfach feiern, ohne sich auch nur ein einziges Mal in einen Kinosaal zu verirren. Man glaubt ihm auf Anhieb.
Heute ist Abschlusstag des NIFFF, seit 10 Uhr laufen Filme, gucken und feiern kann man bis spät in die Nacht. Übringens ist/war auch die Berner Cervelat-Prominienz vor Ort prominent vertreten: Reverend Beat-Man hat eine Carte Blanche erhalten und durfte seine Lieblingsfilme vorstellen, derweilen DJ Biru von den Round Table Knights unten am See auf der Open Air Bühne die Plattenteller rotieren liess.