Die Welt der Musikgenres ist eine vielfältige, bunte und manchmal unfreiwillig komische. In dieser Serie sollen Genres zum Zuge kommen, von denen Sie bis anhin vielleicht (zu recht) noch nie gehört haben. Heute: Gospel Black Metal.
Zurückgerufen hat er dann doch nicht. Aber irgendwie kann man es ihm auch nicht verübeln, diesem Manuel Gangneux, denn der 28-jährige Basler geht mit seinem Unterfangen Zeal & Ardor gerade durch die Decke. Und zwar mit Lichtgeschwindigkeit. Noch bevor der Sohn eines Wallisers und einer Amerikanerin auch nur ein Konzert gespielt, geschweige denn eine Platte herausgegeben hatte, wurde er von der internationalen Presse gefeiert, als wäre er der Retter der Musik. Ist er ja irgendwie auch, weil er nämlich demonstriert hat, dass noch nicht alle musikalischen Pfade ausgetrampelt sind. Gagneux kombiniert bei Zeal & Ardor zwei Genres, welche weiter nicht auseinanderliegen können: Black Metal und Gospel. Wie das klingt? Fantastisch.
Mit Metal habe er sich bereits in seiner Jugend beschäftigt, sagt Gagneux in einem Interview bei Radio Deutschland Kultur und auf die choralen Gesänge der Sklavenbewegung sei er in den öffentlich zugänglichen Archiven des Alan Lomax gestossen. Beides verwurstelt hat Gagneux alleine im stillen Kämmerchen, herausgekommen ist eine rund 25-minütige Platte mit dem klingenden Namen «The Devil is Fine». Vorletztes Wochenende präsentierte Gagneux seine Songs dann zum allerersten Mal live, und zwar in der Kaserene Basel beim Czar of Crickets Festival vor ausverkaufter Hütte.
Während auf der Platte die hymnischen Gospel-Klänge und die Death-Metal-Blast-Beats manchmal klanglich auseinanderklafft, werden die Songs von Zeal & Ardor live dank solider Band und v.a. auch dank zwei stimmgewaltigen Backgroundsängern zum stimmigen, organischen Ganzen. Mit Black Metal hat Zeal & Ardor allerdings höchstens ansatzweise zu tun, dafür ist «The Devil is Fine» mit seinen machmal schon fast poppigen Ansätzen dann doch zu eingängig (nicht dass das schlecht wäre), sonst wäre der Titeltrack wohl kaum kürzlich bei «Germany’s Next Top Model» zu hören gewesen. Herr Gagneux scheint ja selber durchaus über eine poppige Ader zu verfügen, was auch die Tatsache zeigt, dass er bei der Czar of Crickets Aftershow-Party, wo er sich als DJ betätigte, Heuler wie Missy Elliot aus der Plattenkiste klaubte.
Man mag ihm den Hype und die Auftritte bei renommierten Festivals wie Roadburn oder Reading von Herzen gönnen, diesem Manuel Gagneux, und zwar weil da einer eine Platte geschmiedet hat, die richtig Freude bereitet und weil hier endlich mal wieder ein Schweizer das Zeugs dazu hat, international durchzustarten. Gute Reise, Herr Gagneux, may the devil be with you. Lassen sie sich einfach nicht verheizen, gellen Sie.
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