Da-Sein. Die Augen öffnen. Begegnungen suchen. Berührung finden: “Es muss nix, es kann alles.” ist der Ausgangspunkt des diesjährigen TRANSFORM. Die zweiwöchige Recherche ist der gegebene kompetitive Rahmen unter zehn in Holligen gastierenden Kunstschaffenden, das Eigene mit Vorgefundenem zu verbinden.., kontrastieren.., komponieren…
Wo beginnen? Wie weiterwandern? Wozu und für wen und woraus eine Idee formen? Sind einsame Wege auf der Suche nach Ausdruck sinnstiftend? Oder rufen ungegangene Pfade nach Gemeinschaft? Was treibt an? Und wen interessierts? Lauter Fragen, die Unruhe stiften. Rastlosigkeit braucht eine Wohnstatt und Unbekanntes einen Namen.

Laura Huonker@Holligen, Foto: Marco Frauchiger
Ich habe mir vorgenommen, Bern-Holligen ohne Navigationsgerät mit Anreise in meinem VW Bus zu finden. Das hat mich in die urbane Landschaft der Autobahnausfahrten geführt; nach Ittigen, N.N. und N.N. Bern-Holligen ist von Wald umgeben, ein geographischer Spitz in die Stadt, und liegt an zwei Hängen, keine eigene Autobahnausfahrt, gefächert rund um ein Fussballfeld. Mit meiner Kleinhündin bin ich durch die Quartierstrassen gelaufen, und habe Geschichten gefunden. Keine solchen, aus der Dramatik entsteht, sondern gelebter Alltag. Auf einer Bretterwand gesprayt lese ich: UNSERE TRÄUME SIND VIEL GRÖSSER ALS EURE URNEN. Wohnstrassen, Gärten, Institutionen und Ämter; Menschen im Transit, Eingesessene, Biografien mit Zuwanderungsgeschichte. Ein Stadtteil – auf seine Weise einzigartig und auch nicht. Weisen der Welterzeugung sind vielfältig. Die Kunst ist eine Weltenerfinderin. Welche Welt in Bern-Holligen zwischen Juni und September diesen Jahres aufscheinen wird, ist noch offen. Rastlose Sucher und Sucherinnen forschen, entwerfen und verwerfen, folgen Spuren und verlaufen sich in der Faszination des Neuen und persönlichen Mustern. Sich Orientierung schaffen ist die eine Aufgabe. Sich seiner selbst zu versichern in der scheinbaren Unendlichkeit von Alles und Nichts zwischen Europaplatz und Fischermätteli. Jede Kunst bewandert auch Grenzen; Bern-Holligen ist davon umgeben: Die Bahngeleise. Es sind offene Begrenzungen, die es nicht leicht machen, einen Kern zu erkennen, der diesen Ort zusammenhält.
Bern-Holligen ist ein nerviges Rätsel, etwa so, wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Es ist ja alles da, und doch muss eine Absicht den Funken schlagen. Dies meine beunruhigten Gedanken mit Hund.
festgehalten von Laura Huonker, Theatermacherin aus Zürich
Das transdisziplinäre Kunstprojekt transform fragt in seiner sechsten Ausgabe gemeinsam mit zehn Kunstschaffenden aus allen Sparten und einer Jury bestehend aus BewohnerInnen Holligens, was Kunst im öffentlichen Raum Holligens soll. Seit Februar diskutiert die Jury gemeinsam mit transform, was sie von Kunst für ihr Quartier erwarten. Noch bis zum 8. April sind die eingeladenen KünstlerInnen in Holligen unterwegs und treten mit dem Quartier in Interaktion. Danach legen sie Projektvorschläge für ein grosses Kunstprojekt in Holligen vor und die Jury entscheidet, welches Projekt realisiert werden soll.
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