…oder die schönsten Schaufenster der Stadt, eingerichtet durch König Zufall, mit Eigenwille dekoriert, angenagt durch den Zahn der Zeit.
Hier gibts weder fabrikneue Ware noch die hipsten Ernährungstrends. Das ist die Fotoserie abseits der hegemonial marktlogisch gestalteten Vitrinen unserer Einkaufsmeilen. Und dazu ein Versuch, ihnen Graustufen des Zeitgeistes abzugewinnen.
Der Window Shopper, auf der Suche nach dem verlorenen Handwerk.
«Die Firma ist infolge Geschäftsaufgabe erloschen.» So lautet der offizielle Eintrag im Handelsregister des Kantons. Das Einzelunternehmen HUGO KÄSER «POLYTECHNIK» wurde am 4. Juni 1953 ins Register aufgenommen und am 4. Januar 2007 daraus gelöscht.
Von den «Werkstätten für Oberflächentechnik vieler Art» ist nicht mehr geblieben, als dieses Schaufenster an der Schwarztorstrasse 77. Doppelt gerahmt – in Sandstein und Holz – einem Bild ähnlich, grafisch von schlichtem Pinselstrich. Die Typografieabteilung meint dazu: «Wohl eine Berthold-Akzidenz-Grotesk oder ähnlich, medium condensed, eine moderne Schrift auf jeden Fall, um 1900 erstmals im Gebrauch, klassisch, zeugt von Sorgfalt. Dafür sprechen auch die Anführungszeichen in schweizerischer Handhabung, geschlossen «POLYTECHNIK» und nicht – wie etwa im französischen Sprachraum – geöffnet »POLYTECHNIK«. Das ist Liebe zum Detail, vermisst man heute oft.»
Ein Schaufenster mit hopperscher Ausstrahlung, entrückt, in zeitloser Eleganz gehalten, wahrlich eine Perle.
Wer sich an der Schwarztorstrasse rumtreibt, soll doch bei Gelegenheit im werkhof102 eine Käffchen trinken gehen. Etwas Leben kann dem Quartier nicht schaden.
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