Draussen herrscht bei eisiger Kälte buntes Treiben, Plastic-Hämmer werden geschwungen und Konfetti geschleudert, die eine oder andere rote Nase zeugt von frühmorgendlichem Glühweinkonsum und über allem liegt dieser unverkennbare Duft von Zwiebeln und Gasen. Zibelemärit. Die einen lieben ihn, andere meiden ihn wie die Fasnacht und suchen entsprechend Schutz hinter heiligen Gemäuern, um beim erbaulichen Zwiegespräch mit dem obersten Chef die Seele zu stärken. Aber: oh Ungemach! Welch unheilige Klänge erschallen denn in der Heiliggeistkirche? Und was genau treibt ein Matrose auf der Empore?!
Einmal pro Jahr spiele er in der Heiliggeistkirche beim «Zibelesound» alles das, was Gott verboten habe, sagt Marc Fitze. Das Programm stellt der 42-jährige Organist aus Publikumswünschen zusammen. Die Grundregel sei, dass er alles ausser Orgelmusik spiele. Am meisten würden Popsongs, Filmmusik oder auch Opern gewünscht, sagt Fitze. Grundsätzlich sei fast alles möglich, wenn auch die Transkription der Songs grossen Arbeitsaufwand bedeute. «Besonders bei Filmmusik mit komplexen Partituren ist es nicht immer ganz einfach, auf der Orgel etwas zu finden, was adäquat klingt», erklärt Fitze. Die Songs würde er so auswählen, dass sie sich unter einem bestimmten Thema zusammenfassen liessen und es sei Ehrensache, dass er sich dann auch dem Thema entsprechend kleide. Dieses Jahr lautete das Motto «Schiff ahoi!» – darum auch das Matrosenkostüm – er sei aber auch schon als Torrero oder Cowboy verkleidet auf der Empore gestanden. Ein Schalk, wer hier an YMCA denkt.
Schon als kleiner Bub habe ihn das Instrument Orgel begeistert, sagt Marc Fitze, weil diese ja eigentlich ein Einmann-Orchester sei und man so gut wie alles damit spielen könne. In der Heiliggeistkirche ist der Organist Herrscher über 2900 Pfeifen und es hat durchaus was, wenn da die Titelmusik von «Pirates of the Caribbean» oder «Popeye» durchs Kirchenschiff schallt. Bei «Yellow Submarine» der Beatles nickt dann das eine oder andere ergraute Haupt gar freudig im Takt mit. Profane Unterhaltungsmusik in der Kirche, ja darf man das denn? Jawohl, hier in dieser Kirche dürfe man das, sagt Fitze bestimmt. Es gehöre ja zum Konzept der Heliggeistkirche, dass man eine offene Kirche sein wolle. Alles was zum Leben gehöre, gehöre auch in die Kirche. So dann eben auch eine kitschige Herzschmerz-Nummer wie «My heart will go on».
Die Heliggeistkirche war übrigens brechend voll bei «Zibelesound».Vielleicht wäre weltliche und nichtchorale Beschallung ja ein Rezept, mit welchem leere Bänke gefüllt werden könnten, liebe Kirchen? Den Popstar hätte man mit dem sympathischen Organisten Marc Fitze ja jedenfalls schon.
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Alle Jahre freue ich mich darauf !
Herzlichen Dank für das erfrischende Zibelemärit- Konzert.