Es war allerdings ziemlich grell gestern im Schlachthaus-Keller. Die Try-Out-Bühne lud zu einer wieder einmal so unsinnigen wie überraschenden Revue, von Facebook-Slam-Poetry über (Un)Glücksschrei-Therapie bis zu Maschinen-Empathie. Zwei Facebook–Freunde liessen uns an ihrem (sich etwas sehr an Befindlichkeiten abarbeitenden) Online-Briefwechsel teilhaben und Steven Schoch versuchte sich in Stand-Up Philosophy II als (zumindest im Akzent sehr überzeugenden) Zizek-Imitator und nahm Stand-Up am Ende sehr wörtlich. Die richtigen Knalleffekte waren dann der Lokalmatadorin Ernestyna Orlowska und ihren Fruits-Mitstreitern Daniel Klingen Borg und Tanja Turpeinen vorbehalten, die ihre Entertainment-Androiden mehr und mehr aus dem Ruder laufen liessen, dass es eine Freude und ein Fürchten war.
Man war amüsiert, man war momentweise gelangweilt, man war berührt. Und man merkte wieder mal, wie viel Bühnentalent da unter dem Radar der institutionellen Kulturförderung unterwegs ist. Und wie wichtig also solche Auftrittsmöglichkeiten sind, um Dinge auszuprobieren und einem Publikum zuzumuten, das sich auf solche Zumutungen auch einlassen mag – oder gerade solcher Zumutungen wegen kommt. Und das Mut und Chaos mehr schätzt als dramaturgische Politur und Stringenz.
« Zur Übersicht