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Kunst im halböffentlichen Raum

Roland Fischer am Donnerstag den 17. November 2016

Ist das nun die ominöse politische Kunst? Seit ein paar Jahren gibt es ein «Kunstkonzept Parlamentsgebäude», eine fünfköpfige Kommission kümmert sich seither um dessen Umsetzung. Und da ist schon einiges passiert: Zum Beispiel eine Vitrine für Geschenke an das Parlament – also all den Krempel, mit dem man bis dahin nicht recht wusste wohin. Werke aus der Eidgenössischen Kunstsammlung wurden in einzelnen Räumen verteilt (man erinnert sich – ah nein, der brachte ja seine eigenen Schätze mit) und auf den Informationsstelen sind elektronische Kurzanimationen zu sehen.

geschenkvitrine

Aber vor allem ging es darum, ein grösseres Werk eines zeitgenössischen Künstlers in Auftrag zu geben. Der Wettbewerb lief auf Einladung, unlängst haben die Parlamentsdienste die Gewinnerin bekannt gegeben: Annaïk Lou Pitteloud, die an der HKB lehrt, wird das Parlamentsgebäude mit einer feinen Rohstoff-Kritik mit dem ebenso fein-ironischen Titel «Consensus» versehen. Die Medienmitteilung erklärt die Rolle der Schweiz als (manche meinen: durchaus zweifelhafte) weltweite Rohstoffdrehscheibe wunderbar diplomatisch:

Die Textelemente bestehen aus fünf verschiedenen Metallen aus den fünf Kontinenten die das wechselnde Tageslicht unterschiedlich reflektieren. Sie verweisen durch ihre Herkunft auf den Austausch der Schweiz mit der Welt, ein Element, das in der Bildsprache des Parlamentsgebäudes bis heute fehlt.

Eingeweiht wird das Projekt am 12. September 2018 anlässlich der Feierlichkeiten zum 170. Jahrestag des Schweizer Bundesstaates. Ein runderes Jubiläum gefällig? Zum Thema Austausch der Schweiz mit der Welt? Man könnte auch an einen Berner mit klingendem Namen erinnern, der 1818 in einer einflussreichen Schrift den Nährboden des Erfolgsmodells Rohstoffhandel rechtfertigte (Schweizer Profiteure gab es auch damals schon genug):

… bestätigt, dass Schweizer am Dreieckshandel beteiligt gewesen waren, zu welcher Zeit auch immer. Was an dieser Debatte erstaunt, ist die Tatsache, dass just jener unerwähnt blieb, der möglicherweise am kräftigsten ins Feuer geblasen hatte: Karl Ludwig von Haller, Enkel des grossen Albrecht. […] Sklaverei war für Haller eine «beständige Dienstbarkeit» gegen «beständigen Lebensunterhalt», «und in diesem Begriff liegt an und für sich nichts allzu Hartes oder Unmenschliches.»

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