Sind es die Tramadoltröpfchen oder ist eben gerade … Grosse Persönlichkeiten der Kulturgeschichte gehen im «3 Eidgenossen» eins ziehen. Heute: Marshall Mathers battlet doch.
Lueg, wenn du einen Schuss hättest
oder eine Gelegenheit, mit einem Moment alles zu greifen, was du je haben wolltest –
würdest du es packen oder alles schleifen lassen?
Ich sitze, wo ich immer sitze und trinke, was ich immer trinke. In dieser Beiz bleibt alles gleich, auch wenn die Welt sich übergibt. Die Europäische Union könnte auseinanderbrechen (dringendste Frage: Was passierte mit bereits gelösten Interrail-Pässen?), dieses Blog könnte eingestellt werden (dringendste Frage: wohin mit all dem Geld?) oder irgendein Oligarch zum mächtigsten Mann der Welt gewählt werden (dringendste Frage: … the fuck?) – die Stange im 3 Eidgenossen bliebe, was sie immer schon war, die Jukebox spielte, was sie immer schon tat und die Runde bespräche, was sie immer schon beschäftigte. Also Stadtpolitik.
Ursula «Willary» Wyss, Verkörperin der alten Ordnung, des netten rotgrünen Establishments? Die wutbürgerlichen Herausforderer? The Erich, abgetan als Clown und jetzt bereit zur grossen Machtübernahme, ganz in der Tradition weltweiter Nostalgiegelüste nach schlechtfrisierten Faschos? Wird der Mattenhof entscheiden als Swing-Quartier? Oder der Rüst-Belt – agglonahe, um den eigenen Mittelstand bangende Stadtteile, wo es noch Hausfrauen gibt, die die Küche alleine schmeissen müssen? Oder doch die Burger? Weil die immerhin noch wissen, wie man diese alte, knarrende Stadt regiert in liebgemeinter Aristokratie?
Und so hör ich mich etwas um und übersehe, wie dieser unscheinbare blasse Junge zur Tür hineintritt. Die hochgezogene Kapuze des mit reichlich Marge getragenen Pullovers wirft einen Schatten über sein Gesicht, das ich erst dann erkenne, als es schon vor mir aufgeht wie ein bleicher, freundlicher Supermond. Will er battlen? Und: Würde ich zupacken oder alles schleifen lassen?
He, Marshall, traust du dich auf ein Battle?
Hallo mein Freund, wer bist denn du? Und nein, ich habe gerade einen freien Tag im Tourneeplan und wollte mir die Bären ansehen. Ein bisschen Müssiggang kann nicht schaden.
(?)
Der Typ scheint wie verwandelt. Wo ist der geliebte Psycho von der Achtmeilenstrasse hin? Wohin die Trailerpark-Tristesse, der Blick eines allzeit zu allem Bereiten, Geächteten? Wohin also mit meiner sozialromantischen Vorstellung von Martyrium und Strasse? In einer Zeit, wo der «White Trash» im Fokus der Weltgeschichte steht, weigert sich dessen wichtigster kultureller Sprössling to fucking keepin’ it real? Dranbleiben.
He Marshy, schöner Mist, der deine inzestuösen, niederträchtigen Mütter und Väter da angerichtet haben. Schnell mal bisschen Weltkrieg bestellt von postindustriellen Hinterwäldnern. Was sagst du dazu?
Ich beobachte die jüngsten politischen Entwicklungen mit Bedauern. Ferner lehne ich es ab, mich aufgrund meiner sozialen Herkunft als kultureller Schutzvater einer überdies sehr heterogenen gesellschaftlichen Klasse abonnieren zu lassen – auch weil ich mit meiner Poesie nachgerade kathartisch die Verarbeitung und Abstreifung meiner Vergangenheit suche.
Die Milieu-Masche bringt nichts. Aber ein bisschen auf die Tochter spielen? Das hat doch dieser homophobe kleine Rapper Ja Rule damals auch gemacht und abkassieren dürfen …
He, blasser dünner Junge! Rattenfresse! He! Und Hailie, he! Auch nur in Glamour verkleidete weisse Scheisse, so wie du!
Da darf ich doch bitten. Dieses Thema habe ich schon ausführlich behandelt und wünsche keine Nachbesprechung an dieser Stelle, zumal in diesem Ton. Dass euch Journalisten nichts anderes einfällt, da ist man bisweilen fast des Ärgers.
Es bleibt mir nichts anderes übrig – ich muss, über alle moralischen Widerstände hinweg, ich muss den finalen Trumpf ausspielen. Auf dass er endlich anbeisse und den Fehdehandschuh aufhebe. Auf dass ich endlich meinen verdammten Sechzehner kriege.
Hast du gewusst, dass sich die Bären im Moment im Winterschlaf befinden?
Ok, Bro – (holt tief Luft, Beat läuft …)
(Und er battlet doch.)
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Himmelsack, jetzt bin ich extra nach Motorcity gefahren und dabei hockt dieses Milchbubi in den Gnossen, taminomau!! Lick my bearballs, oderso