Gestern zeigte Johannes Dullin sein Einmann-Stück Komm und bring einen Freund mit. Darin demontiert er Showbusiness-Mechanismen. Das war einerseits tragisch, andererseits verdammt witzig.
Er heisst uns willkommen, er schreit uns zusammen. Er ist ein liebenswürdiger Gastgeber und dann plötzlich ein albern tanzender Polizist mit Schnauz. Johannes Dullin hat gestern Abend auf der Bühne des Tojo die ganze Bandbreite seines schauspielerischen Könnens gezeigt: Komm und bring einen Freund mit heisst sein Stück. Es veräppelt einerseits die Klischees des Rampenlichts, bleibt aber nicht im Dümmlichen stecken, sondern tastet sich mittels Absurdität in die Abgründe der Unterhaltungshölle.
Dullin hat auch lange als Videokünstler und Regisseur gearbeitet und macht jetzt den Master an der Hochschule der Künste Bern. Als wir nach seiner Aufführung noch gemütlich auf den Tojo-Sesseln herumgefläzt sind, erzählte er mir von seiner persönlichen Mission. «Banalität und Tiefe», das seien so seine Themen. Und warum sein Stück so heisse, wie es heisst, fragte ich ihn.
«Wenn jede und jeder einen Freund oder eine Freundin mitbringen würde, wäre ja die ganze Welt hier»,
sagt Dullin und hat natürlich Recht.
Es gibt in seinem Stück so viele so dermassen absurde Momente (Stichwort Schlagrahm und Plastik-Hummer), bei denen man sich fragt: WTF? Aber es gibt ebenso viele liebevoll inszenierte Momente und sezierten Sprachwitz (oft spricht er irgendein Kauderwelsch und sagt wenig später so tolle Sachen wie «Kommt, wir feiern die Fiktion») dass es einem warm wird ums Herz und ganz heiss vor Lachkrampf.
Und sorry, wenn man (in diesem Fall ich) eine so tolle Einladung bekommt, geht man hin, oder? Und ich habe Küre mitgebracht. Wen würden Sie mitnehmen?
Morgen Samstag, 5.11., findet im Tojo Johannes Dullins ultimative Millenium sweet Sixteen super Show statt. Mit dabei sind Gäste (u. a. Grazia Pergoletti und die Band Electric Blanket) und es geht um … also, ja, es wird sicher nicht langweilig. Ich empfehle, hinzugehen. Ab 20.30 Uhr.
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