Es ist so, dass ich, Sauron und all meine Aliase uns von euch verabschieden. Nichts Wildes, nichts Böses, schlicht ein Übergang zurück in die alte Haut.
Wir gestehen, dass unsere kulturpessimistischen Züge nicht geheilt, sondern eher Zweck der geheiligten Mittel sind. Auch fehlt uns die wilde Verliebtheit in diese Stadt, da uns jede Stadt im Grunde fremd ist. Weder Sauron, der brennenden Auges auf seinem Berggipfel zischelt, noch ich haben wirklich den urbanen Schmieg, den das Bloggerinnentum erfordert. Es macht uns nicht froh, wenn wir uns gegenseitig die Verantwortung zuschieben – liebe Majestät, Sie lassen aber wieder kein gutes Haar an der mühevollen Arbeit der Kulturellen, wissen Sie überhaupt, wie anstrengend es ist, am Fuss des Berges etwas darzubieten? Schweig, zwerghafte Empathikerin und schreibe diese Zeilen, auf dass sie sich in irgendwessen digitales Bewusstsein einprägen, oder auch nichts prägen werden, oder nichts daraus wird.
Wie unschwer zu erkennen ist, wird hier wieder einmal schamlos herumfabuliert. Aber da es sich um einen Abschied handelt, meinen höchsteigenen, darf ich es offen zugeben. Wenn ich schreibe, will ich das Schreiben machen lassen. Diese Dynamik kann natürlich verunfallen, gerade wenn sie mit den von mir zu BEschreibenden Inhalten kollidiert. Meist von Verstand und Gewissen abgefedert. Mir ist klar geworden, dass mich diese Praktik sanftmütiger Kollision graust. Ich bin aber auch nicht der Despot vom Berg. Ich bin aber auch nicht Journalistin. Fakten lassen mir die Unterarme abtauben. Ich habe Angst vor Mailverteilern und kriege Bauchgrummeln, wenn ich mich akkreditieren soll.
Bei den meisten Entscheiden vertraue ich dem Ausschlussprinzip. Frachtschiffkapitänin wurde ich nicht, weil ich nach jahrelangem speihen über die Reling endlich einsehen musste, dass ich nicht seetauglich bin. Sauron bekam die Stelle in der Kita Rägäbogä nicht, weil er den armen Kleinen die Fingerchen abgesengt hätte mit seinen 800 Grad Celsius Ausstrahlung. Das Speihen und Sengen soll keine Analogie darstellen, ich bitte dich, Sauron, du hast sie doch nicht mehr alle. Lass mal gut sein.
So verabschiede ich mich von euch, liebe Leserinnen und Leser und hoffe, ihr seid wohl in euren Häuten. Und das ist erfrischend ernst und faktisch gemeint, ich wünsche es euch von Herzen, weil ich in meiner Haut auch wohler bin, ohne das Bloggerinnen Attribut. Auch meinem Nachfolger Urs wünsche ich eine wohle Haut und viel Spass beim Schreiben.
Es grüssen euch wärmst und sind nach wie vor vorhanden,
Sauron
Sarah Elena
Sarah Elena Müller schrieb von Sommer 2016 bis Herbst 2016 für den KSB und verlässt ihn, um an einem anderen Ort glücklich zu werden. Wir danken herzlich für ihre Poesie und sagen Aufwiedersehen.
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